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Adam Green - Sixes & sevens

Adam Green- Sixes & sevens

Rough Trade / Beggars / Rough Trade
VÖ: 07.03.2008

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Chorus interruptus

Nicht jeder Klassenkasper ist ein Sitzenbleiber, das sieht man ja schließlich an Adam Green: Der schlendert grundsätzlich vorzeitig aus seinen Songs heraus, gerne auch mitten im Refrain, um zwanglos der nächsten Schnapsidee auf den Schoß zu hüpfen. Manchmal denkt er sich sogar noch schnell einen Schluss aus, ein zackiges "Cha cha cha!" beispielsweise. Zu oft allerdings dreht er einfach am Dimmer und lässt das arme Liedchen auf halber Strecke im Dunkeln stehen. Konnte man auf den Alben eins bis vier noch als liebenswerte Eigenheit abheften, mittlerweile haben seine durchschnittlich zweieinhalbminütigen Quickies jedoch einen bitteren Beigeschmack - den der nicht verwerteten Chance.

Green ist so ein Typ, der aus einer Laune heraus das Casino verlässt, um ganze Jackentaschenladungen Jetons an perplexe Enten zu verfüttern. Dabei war musikalisch noch nie so viel bei ihm im Jackpot wie auf "Sixes & sevens": Er hat ein Rudel Gospelsängerinnen angeheuert, die Exotenabteilung der nächstbesten Musikalienhandlung geplündert und David Campbell extra süffige Streicherarrangements schreiben lassen. Selbstverständlich ohne die Standards zu vernachlässigen - die lustigen Akustikgitarren-Spinnereien, das paillettenbesetzte Las-Vegas-Timbre und diese schier uninterpretierbaren Texte. Das garantiert unterm Strich immer noch tadelloses Entertainment - trotzdem gilt die alte Modeschöpferweisheit: Breite braucht Länge, sonst stimmen die Proportionen nicht.

Zwanzig Titel in knapp fünfzig Minuten ergeben natürlich keineswegs ein dramaturgisch stimmiges Album. Eines beweist Green jedoch mit dieser, nun ja, Compilation: Mut. Heldenhaft rettet er mit "You get so lucky" die von Edward Simoni besudelte Ehre der Panflöte, improvisiert promillebeseelt den Antifolk-Blues "Exp.1" und lässt bei "Drowning head first" Girlfriend Loribeth zu Maultrommel und Tuba sensationell schief mitsingen. Zur Erholung schnulzt er sich in die Fünfziger-Jahre-Idylle von "Tropical island", kreischt zwischendurch wie ein Äffchen und holt einen zuckersüßen Disco-Smoothie aus dem Kühlschrank: "Use matching underwear / I'm gonna take you there / To see my body / Twee twee dee".

Nicht alle Stücke auf "Sixes & sevens" gehen so geschmeidig ins Ohr wie das Bläser-Festival "Morning after midnight", die neckische Stummfilmklimperei "Grandma Shirley and papa" oder der zartbesaitete Schunkler "Homelife" - der auch sehr gut auf "Friends of mine" gepasst hätte. Wenn Green bei "That sounds like a pony" zu nervöser Percussion seine Rapkünste präsentiert, erscheint Pferdegewieher plötzlich als wünschenswerte Alternative. Auch "Cannot get sicker" wird seinem Titel mit einer Mischung aus Dilettantismus und Zeitlupengeschwindigkeit unnötig gerecht - aber das tangiert die Hit-Quote natürlich kaum. Green schafft es nach wie vor, innerhalb kürzester Zeit Herzen zu erobern. Nur das Schlussmachen, das muss er noch lernen.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights

  • Tropical island
  • Morning after midnight
  • Twee twee dee
  • Homelife

Tracklist

  1. Festival song
  2. Tropical island
  3. Cannot get sicker
  4. That sounds like a pony
  5. Morning after midnight
  6. Twee dee dee
  7. You get so lucky
  8. Getting led
  9. Drowning head first
  10. Broadcast beach
  11. It's a fine
  12. Homelife
  13. Be my man
  14. Grandma Shirley and papa
  15. When a pretty face
  16. Exp. 1
  17. Leaky flask
  18. Bed of prayer
  19. Sticky Ricki
  20. Rich kids

Gesamtspielzeit: 48:33 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Rozzer Rossiter
2008-08-31 18:51:53 Uhr
Nur 19 Beiträge zum neuen Adam Green Album?
Ein weiteres Indiz wie krass man in der heutigen Zeit vom hysterichsten Hype zur unbedeutenden Randerscheinung werden kann. Ironischerweise hat Adam Green seinen kommerziellen und medialen Höhepunkt mit seinem mit Abstand schwächsten Album "Gemstones" erreicht.
B@n@n@ Co.™
2008-08-31 16:47:53 Uhr
Adam Green hat eine erstaunliche äußerliche Ähnlichkeit mit dem jungen Scott Walker. Vllt. wird er irgendwann auch mal nen "Tilt" raushauen.
Confusius
2008-08-31 14:03:30 Uhr
It's a fine in der Rezi nicht unter den Anspieltipps? Ist ja fast noch unverständlicher als die mageren 6 Punkte.
Ui
2008-03-24 14:15:30 Uhr
7.4 bei Pitchfork ist ja fast mit einem Ritterschlag gleichzusetzen. Hab ihn eigentlich seit drei Jahren nicht mehr beobachtet. Sollte man wieder?
Tom Green
2008-03-24 13:30:53 Uhr
@jimmmmmey

absolute Zustimmung!
jedes seiner Album war bzw. ist auf seine Weise
genial.
Es ist einfach intolerant in auf ewig in die Ecke des Anti-Folkers mit den perversen Texten zu stecken.
Zum kompletten Thread

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