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Flogging Molly - Float

Flogging Molly- Float

Sideonedummy / Cargo
VÖ: 07.03.2008

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Irish blood, Irish heart

In der Psychologie beschreibt die Maslowsche Bedürfnispyramide die Grundbedürfnisse eines Menschen: Vom Atmen, Schlafen, Wohnen und Arbeiten, von Geld, Macht, Liebe, Freundschaft und Sexualität ist da die Rede - und vielen weiteren sozialen, individuellen und körperlichen Dringlichkeiten. Von einem Bedürfnis nach Heimat liest man indes nichts. Dabei ist es doch allzu oft das Wissen um die eigenen Wurzeln, um Herkunft und Zuhause, das Menschen im Gegenwind des Lebens Standfestigkeit verleiht. Dave King zumindest hat die Sehnsucht nach seiner Heimat zum Beruf gemacht: Schon zum vierten Mal schwelgt er mit seiner Irish-Folk-Punk-Institution Flogging Molly in der Liebe zu Irland, das er 1989 gegen die USA eintauschte und bald vermissen lernte. Letztlich zu unser aller Glück.

Während "Swagger" und "Drunken lullabies" Rock-Seepferdchen und -Freischwimmer waren und Album Nummer drei "Within a mile of home" recht ansehnlich im erkundeten Schwimmbereich herumpaddelte, treibt das Bandfloß mit "Float" weg von den Sandbänken der Stagnation, hinaus aufs offene Meer voller Inspirations-Wellen. Geradezu entfesselt gibt sich die Kombo heuer: der Punk punkiger, der Folk folkiger und irischer, die Melodien überschwänglicher, die Melancholie mit noch schwermütigerem Lächeln. Natürlich die alte Leier bzw. Tin Whistle, aber ausgereifter, schlüssiger und ungestümer als gedacht. "Float" zeigt zum ersten Mal das volle, uneingeschränkte Potenzial von Flogging Molly.

Zwischen die schnelleren Stücke, wie das energische "You won't make a fool out of me", mischt die Band fast zum gleichen Teil ruhigere und zugleich interessantere Songs: Der Titeltrack beschwört mit Macht das Aufstehen und Weitermachen zur Akustikklampfe, "Punch drunk grinning soul" klopft dem einsamen, unbekannten Trinker mit nicht weniger als einer dramatischen Hymne auf die Schulter, und "Us of lesser gods" wirft schließlich alles an überschäumender Sehnsucht in die Wagschale, was King zu geben hat. Ohnehin möchte man den Mann zu diesem Zeitpunkt bereits an seine Brust drücken, für die vielen Hoffnungsspender im Drei-Minuten-Format, die er da geschrieben hat, und die immer so unverschämt von Herzen und schlicht-schön daherkommen. Ob er von Säufern singt, von Männern und Frauen, von Politik, immer wieder vom nicht Aufgeben oder von seiner Heimat Irland - Zeilen über Zeilen, die man auf Hauswände sprühen und mitsingen möchte.

"Float" stößt die Tür zu Flogging Molly für neue wie alte Fans weit auf, Gratis-Pint inklusive. Man spürt: Zwischen dieser Musik und ihren Hörern existiert kein Graben, direkt und herzlich klingt alles - und nach jener zum bersten lebenshungrigen und optimistischen Melancholie eben, die man nur mit kernigen, rothaarigen Naturburschen aus Irland verknüpft. Am Ende müsste seine Heimat Herrn King wirklich dankbar sein und ihm das goldene Ehrenkleeblatt verleihen oder wenigstens eine der friedlich grasenden Kerrygold-Kühe aus der Fernsehwerbung schenken. Mit seiner Musik betreibt er schließlich veritable Botschafterdienste, färbt doch die Fanbegeisterung für Flogging Molly nicht selten eins zu eins auf das Bild vom grünen Inselstaat ab. Mit "Float" hat King einmal mehr seine Heimat gewürdigt - und gleichzeitig Musik geschaffen, die ebenso gut als Zuhause taugt.

(Dennis Drögemüller)

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Highlights

  • Float
  • Punch drunk grinning soul
  • Us of lesser gods
  • Man with no country

Tracklist

  1. Requiem for a dying song
  2. Paddy's lament
  3. Float
  4. You won't make a fool out of me
  5. Lightning storm
  6. Punch drunk grinning soul
  7. Us of lesser gods
  8. Between a man and woman
  9. On the back of a broken dream
  10. Man with no country
  11. The story so far

Gesamtspielzeit: 39:35 min.

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