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Lird Van Goles - Who set that fire

Lird Van Goles- Who set that fire

Little Jig / Al!ve
VÖ: 29.02.2008

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Schweizer Fräse

Es gibt diese hinterhältigen Songs. Beim ersten Hören wirken sie noch ganz normal, lassen den Kopf anerkennend nicken oder kurz innehalten, um zu lauschen. Und dann sitzen sie fest und lassen die Gedanken wochenlang nicht mehr los. Diese Songs sind rar. Auf "Who set that fire" sind mindestens zwei dieser listigen Gesellen zu finden. Doch damit nicht genug. Denn das Debütalbum von Lird Van Goles ist eines dieser noch selteneren Kunststücke, bei denen ein Album viel mehr ist als die Summe seiner Stücke. Ein großer Bogen, ein Dach, unter dem man sich verlieren kann.

Dabei wirken die Musiker zunächst mal wie harmlose Greenhorns. Das Bandfoto zeigt drei eher nachdenkliche, etwas zu brav geratene Studententypen, und dass die Band aus Schwyz in der Schweiz kommt, weckt auch nicht grade große Rock'n'Roll-Assoziationen. Neugierig macht hingegen die Selbstcharakterisierung der Band: "More jazz than Mogwai, more doom than Bon Jovi." Wie ernst dieser Satz gemeint sein könnte, bemerkt man erst nach dem zehnten Albumdurchlauf so richtig. Mit jedem Mal hören offenbart "Who set that fire" eine neue Facette. Zu Beginn, wenn das Trio noch das volle Überraschungsmoment auf seiner Seite hat, erstaunt erst einmal die gebotene Bandbreite. Ganz selbstverständlich wandelt sich die Klangfarbe des Albums von Kyuss-artigem Wüstensound zu krautigem Prog und gar zu moderner Klassik à la Claude Debussy. Sobald sich aber ein Einfluss klar abzuzeichnen scheint und vermeintlich greifbar wird, streuen die Schweizer ein paar Noten ein, die den eben gefassten Gedanken ad absurdum führen.

Wenn Lird Van Goles trocken losrocken, fehlt zum echten Stoner-Riff immer eine Spur Testosteron. Ihren Jazz nehmen sie ganz zappaesk nicht ernst, und bei den progressiv tönenden Passagen kommt oft genug gar der Verdacht auf, dass das alles gar nicht gewollt, sondern vielmehr einfach so passiert ist. Für einen Jam ist die Platte zwar viel zu strukturiert, aber die Idee des zwanglosen und ergebnisoffenen Musizierens schwingt im Hintergrund immerzu mit. Deswegen hat "Who set that fire" eine Leichtigkeit, die aus reiner Unangestrengtheit entsteht. Der Neid der Musikerkollegen, die für halb so viel Atmosphäre hart arbeiten müssen und dann doch verkrampft und staksig klingen, ist ihnen jedenfalls sicher.

Nicht ganz so sicher ist Lird Van Goles der kommerzielle Erfolg. Ihr Album ist vertrackt. Es bildet sein eigenes verspultes Universum, zu dem nur Einlass erhält, wer bereit ist, Neues zu entdecken. Dampfwalzen, Vorschlaghämmer und ahnlich schwere Geräte bleiben im Schuppen. Das Dickicht aus ungezählten musikalischen Einflüssen wird stattdessen mit feinmechanischem Werkzeug bearbeitet. Hörgewohnheiten, auch liebgewonnene, werden von Lird Van Goles immer wieder unterlaufen. Identifikationsfläche bietet das Trio vor allem für Nerds. Besonders cool oder stylish ist die Zielgruppe jedenfalls nicht. Und als Trendscouts sind die Angesprochenen eher ungeeignet. "Who set that fire" ist echtes, anspruchsvolles Minderheitenprogramm. Auch etwas, das es nur sehr selten gibt.

(Rüdiger Pater)

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Highlights

  • United kerosin
  • Indoor - cuhurum dooom
  • Who
  • Transport your bodies and leave

Tracklist

  1. 78'00
  2. United kerosin
  3. Indoor - cuhurum dooom
  4. Phase III
  5. Should've gone
  6. Who
  7. Exit
  8. Transport your bodies and leave
  9. Outdoor
  10. Walk in holy ghostwood / Time's going on

Gesamtspielzeit: 41:53 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Huhn vom Hof

Postings: 5719

Registriert seit 14.06.2013

2021-05-18 20:44:08 Uhr
Sehr schönes Album, hier passiert so viel Unvorhersehbares. Schade dass es bis heute keinen Nachfolger gibt.
B R E N O
2014-11-17 13:51:28 Uhr
B R E N O

Huhn vom Hof

Postings: 5719

Registriert seit 14.06.2013

2014-02-17 18:51:24 Uhr
Das Album macht immer noch Laune.

2013-01-11 01:54:18 Uhr
geil
,,
2012-06-21 15:55:19 Uhr
QotSA, Incubus
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