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Los Campesinos! - Hold on now, youngster...

Los Campesinos!- Hold on now, youngster...

Wichita / Cooperative / Universal
VÖ: 22.02.2008

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Supermans Lieblingsband

Ganz früher, als man noch jung war und die Tage lang, war das Leben bestechend einfach. Es gab da vielleicht dieses Mädchen, aber wenn sie nicht wollte, gab es sicherlich auch noch irgendwo ein anderes. Hausaufgaben machte man höchstens am Baggersee, und den Mofaführerschein konnte man bei den richtigen Fahrschulen für nicht mal 50 Mark abstauben. Dagegen heute? Heute ist man froh, wenn man sich überhaupt noch an seinen 18. Geburtstag erinnern kann. Post kommt vor allem von Vermietern, GEZ oder Finanzamt, und ins Wasser geht man bestenfalls, weil es ein Orthopäde verschrieben hat. Deshalb unbezahlbar: Bands wie Los Campesinos!, die einem alles und noch mehr erklären, was man mal über das Jungsein zu wissen glaubte.

Es gibt zwei Perspektiven, aus denen man diese Band aus Cardiff und ihr ausgezeichnetes Debütalbum "Hold on now, youngster..." betrachten kann: Die U21-Perspektive der Versteher und Miterleber, die wahnsinnig werden sollten wegen der frenetischen Euphorie und unbestechlichen Unvernunft der Platte. Und die Ü21-Perspektive der Außenstehenden und Neidischen, denen diese Musik Wehmut und Fernweh beibringen wird, weil sie nie mehr so unbeschwert wie Los Campesinos! sein werden und es vielleicht auch niemals waren. In Nordamerika erscheint das Album beim Broken-Social-Scene-Label Arts & Crafts, und deren Inhouse-Produzent Dave Newfeld hat es auch in Form gebracht. Vor allem ist es aber die unzerstörbare Bedingungslosigkeit, mit der sich Los Campesinos! Leben, Liebe und Musik nähern, die sie zu Ziehsöhnen im Geiste des kanadischen Familienbetriebs macht.

Einzige wichtige Einschränkung: Broken Social Scene ziehen das als leberkranke Thirtysomethings durch - Los Campesinos! sind 21 und hauen auch dementsprechend auf die Kacke. Ähnlich wie bei den frühen Alben der Thermals oder dem Futureheads-Debüt spielt es hier überhaupt keine Rolle, dass im Prinzip alles gleich klingt. Der dialoglastige Wechselgesang des aufgekratzten Gareth und der versöhnlichen Aleksandra, dem immer wieder kämpferische Arm-in-Arm- und Arsch-auf-Schultern-Refrains aus allen sieben Bandkehlen folgen, ist dafür zu mitreißend. Die eckigen, um keinen Haken verlegenen Gitarrenmelodien sind zu ansteckend. Und der Zusatzkram mit sehnsüchtigen Geigen und Berserker-Glockenspiel zu originell. Man baut Hits aus solchen Einzelteilen. Man setzt dann vorsichtshalber aber auch noch ein eigenartiges Zwei-Minuten-Intro davor, wenn man Los Campesinos! ist.

Misstrauen gegenüber jeder Art von Erfolgs- und Szenendenken gibt es bei dieser Band gratis obendrauf - Los Campesinos! verstehen sich als Antwort auf jede schlechte Libertines-Kopie in Großbritannien, und letztlich sind sie tatsächlich sehr viel gehaltvoller und haltbarer, als ihre stürmische Musik anfangs nahe legt. Gareth (wie alle Mitglieder hat er den Bandnamen als Nachnamen adoptiert) ist ein kluger, verbissener Texter, der Zeilen singt wie "I cherish with fondness the day before I met you" oder "The opposite of true love goes as follows - reality." Schon im Vortrag seiner Band schwingt allerdings auch die Kenntnis der eigenen Nehmerqualitäten mit, das Wissen, am Ende über alles hinwegzukommen. Ihr erstes Lied mag "Death to Los Campesinos!" heißen. Das Leben aber buchstabiert man wie den Namen dieser Band. Vom "L" bis zum "!".

(Daniel Gerhardt)

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Highlights

  • Death to Los Campesinos!
  • Broken heartbeats sound like breakbeats
  • This is how you spell "Ha ha ha, we destroyed the hopes and dreams of a generation of faux-romantics"
  • You! Me! Dancing!

Tracklist

  1. Death to Los Campesinos!
  2. Broken heartbeats sound like breakbeats
  3. Don't tell me to do the math(s)
  4. Drop it doe eyes
  5. My year in lists
  6. Knee deep at ATP
  7. This is how you spell "Ha ha ha, we destroyed the hopes and dreams of a generation of faux-romantics"
  8. We are all accelerated readers
  9. You! Me! Dancing!
  10. ...And we exhale and roll our eyes in unison
  11. Sweet dreams, sweet cheeks

Gesamtspielzeit: 42:53 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Gordon Fraser

Postings: 2777

Registriert seit 14.06.2013

2024-05-16 05:55:04 Uhr
Hat sich gut gehalten, gerade weil die Platte so manisch-überdreht ist. Damit stachen sie aus der Masse der jungen Gitarrenbands hinaus.

Rasmussen

Postings: 24

Registriert seit 26.06.2013

2024-05-15 23:29:46 Uhr
Habs mir leider ziemlich totgehört und daher seit Jahren nicht mehr laufen lassen. Vielleicht könnte ich es mal wieder wagen...

Kontermutter

Postings: 385

Registriert seit 04.03.2023

2024-05-15 21:58:33 Uhr
If you catch me with my hands in the till
I promise, sugar, I wasn't trying to steal


Sehr nostalgisch.
Dieses Album zusammen mit "O My Heart" von Mother Mother ist quasi die halbe Indie-Playlist von 2008. :D

7th Seeker

Postings: 406

Registriert seit 13.06.2013

2024-05-15 17:51:09 Uhr
Anlässlich der Ankündigung des neuen Albums fühle ich mich doch nochmal genötigt, diesen alten Thread rauszukramen und anknüpfend an dem letzten Post dem Meister recht zu geben.
Definitiv mein liebstes Sommeralbum, und es hätte retrospektiv noch so viel mehr Lorbeeren verdient gehabt.
DerMeister
2009-10-03 23:23:18 Uhr
Das unterschätzteste Album des Jahrzehnts
Zum kompletten Thread

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