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Paramore - Riot!

Paramore- Riot!

Fueled By Ramen / Atlantic / Warner
VÖ: 29.02.2008

Unsere Bewertung: 3/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die Gleichgealterten

Als die Brust noch als Butterbrot den Speichel rinnen ließ. Als man Bambi am Kadaver seiner Mutter noch jede Träne nachweinte und sich nicht johlend an "Tod dem Niedlichkeitsterror"-Bannern durch den Kinosaal schwang. Als man zu jedem kleinen Plopp in der Hose unter dem gellenden Warnschrei "Land in Sicht!" durch die Wohnung Richtung Wickeltisch geworfen wurde. Da konnte man sich der ungeteilten Aufmerksamkeit noch sicher sein. Mit ihren durchschnittlich gerade mal achtzehn Lenzen sollten sich Paramore noch gut daran erinnern können. Denn auch ihnen sitzt so mancher Pups quer.

"Riot!" ist das Zeter und Mordio einer halbgewachsenen Generation, die mal wieder immer nur das eine will. Nämlich "gehört werden" (was dachten Sie denn?). Die leichten Emo-Schübe ihres Debüts haben Paramore zu diesem Zweck konsequent beiseite gestoßen. Was den Songs auf "Riot!" nun wirklich nicht auch noch gefehlt hätte. Denn wenn der Opener oder "Misery business" sich nicht ständig selbst ausbremsen würden, hätten sie in der Tat Energie und würden immerhin ein Statement der Entschlossenheit abgeben. Auch "Let the flames begin" könnte wesentlich mehr zündeln, wenn es seinen stampfenden Refrain bis tief in den Uranus schießen würde, findet sich darunter doch manch schöne Melodie, die sich durch solch eine Hansdampframme ziemlich verkackeiert vorkommen muss. "We are broken" lässt dann Streicher wie üblich nach Keyboardflächen klingen und "Fences" versucht sich recht erfolgreich darin, Rockabilly-Latten mit dem New-Rock-Hammer vom Weidezaun zu nageln. Nenn' es Adoleszenz-Rock, nenn' es Pop-Punk, hitverdächtig sind all diese Songs und zudem sehr versiert und differenziert. Doch sie müssen schon ihre Dauerrotation kriegen, damit sie kleben bleiben. Die haben Paramore allerdings durch einen besonderen Schulterschluss sicher.

Die süße Hayley Williams, deren mit A(v)ri(e)l gebleichtes Organ manch kräftigendes Aroma in die Songs drückt, bringt es auf den Punkt, wenn sie findet: "For a pessimist I'm pretty optimistic". Was selbst für auf Erdferkelhöhe gewachsene, knapp neunzehn Jahre Selbstkritik ein Zacken Schlichtheit zuviel ist. Dennoch funktionieren Paramore auch musikalisch genau deshalb so prächtig, weil sie ihre Teenie-Zerrissenheit stets bis in die kleinsten Songpartikel schleppen. Womit sie das Eintrittsgeld für ein ganzes Konsortium an medialen Kampfverbänden entrichten, das Heranwachsenden schon seit Jahrzehnten erzählt, wie sie sich zu fühlen haben. Und dass das, wenn schon nicht menschheitsgeschichtliche, so doch zumindest tiefenpsychologische Ursachen hat. Ob sich Jugendliche generell und allgemein schon zu Bismarcks Zeiten "so gefühlt" haben, weiß allerdings mal wieder kein Schwein.

So sind Paramore ganz bestimmt keine freien Radikale. Jeder dicke Akkord wird mit weinerlichen Lyrics gekontert, jedes Abgehbrett im Songtaumel zu Tränenkaskaden gedrosselt und überhaupt die manisch-depressive Hormonwallung präzise durch die Noten geschubst. Letztlich aber ist das weder ein jauchzender noch wirklich betrübter Aufruhr. Sondern, trotz all der Lautstärke, doch nur ein Flüstern, das ganz nah heranrückt und den Gleichaltrigen souffliert, dass alles schon seine Richtigkeit hat. Keinesfalls bedeutungslos also. Zudem schlicht ein Märchen, dass solche Musik nicht doch auch ihren ganz eigenen Tiefgang hat: Und wenn sie nicht gewickelt werden, so sabbern sie noch heute.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights

  • Misery business

Tracklist

  1. For a pessimist I'm pretty optimistic
  2. That's what you get
  3. Hallelujah
  4. Misery business
  5. When it rains
  6. Let the flames begin
  7. Miracle
  8. Crushcrushcrush
  9. We are broken
  10. Fences
  11. Born for this

Gesamtspielzeit: 39:05 min.

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User Beitrag

Vennart

Postings: 851

Registriert seit 24.03.2014

2020-05-17 23:50:00 Uhr
@Rezension: Nö, sicher nicht.
Schon nur alleine "Misery Business" macht aus dem Album ein solides und es sind noch weitere gute Songs drauf.
lol
2009-07-01 10:18:49 Uhr
ich finde my heart nicht schlecht
aber sonst finde ich die band schlecht
flyleaf ist meine lieblingsband wo ne frau singt
Dan
2009-02-24 14:38:17 Uhr

es soll aber leider nicht in die "Decode"-Richtung gehen, haben sie in IVs verlautbaren lassen :(
Armin
2009-02-24 14:33:27 Uhr
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pw
2009-02-12 08:33:42 Uhr
Ich finde beide Songs die sie für den Twilight-Soundtrack gemacht haben toll, ich freu mich auf das nächste Album und ich hoffe es geht weiter in diese Richtung. Riot! ist trotzdem ein nettes Album, auf jeden Fall besser als der Vorgänger, und mit einer 3/10 SEHR unterbewertet.
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