Bertrand Burgalat - The sssound of mmmusic
Tricatel / Virgin
VÖ: 21.05.2001
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Wie Sssand am Mmmeer
Das Debüt-Album ein knappes Jahr nach der Best-of-Kopplung zu veröffentlichen, dürfte selbst im schnellebigen Musik-Business eine Ausnahmeleistung sein. Wenn man es jedoch mit einem Ausnahmetalent wie Bertrand Burgalat zu tun hat, sollte man auf alles gefaßt sein. Für die Easy Listening-Szene nicht nur Frankreichs ist Bertrand die stilistische Klammer und die zentrale Anlaufstelle, wenn es mal an Ideen mangelt. Sein Label Tricatel vereint Qualität und Anspruch und stellt im französischsprachigen Raum mittlerweile eine echte Institution dar. Für alle, denen der Name immer noch nichts sagt: Begebt euch zu eurem Plattenschrank, sucht zusammen, was sich unter dem Label "Entspannt und poppig" findet und prüft im Booklet die Credits für den Producer. Im Normalfall dürfte Bertrand bei geschätzten 10% Eurer Alben die Finger im Spiel gehabt haben (ganz zufällig handelt es sich übrigens zumeist um Eure Lieblingsalben). Neben den üblichen Verdächtigen wie Air (denen Bertrand auch in Live-Situationen aushilft) oder Piccicato Five, finden sich auf der Liste seiner Kundschaft auch erlesene Größen wie Nick Cave, etwas stilfremd die Einstürzenden Neubauten und jüngst gar Depeche Mode.
Genug der Biographie, reden wir über das Album: Dies hier ist Sommerurlaub auf CD gepreßt, ein Lebensgefühl und seine Vertonung. "The sssound of mmmusic" lädt zum Hinabsinken in den feuchten Sand ein, zum träumen und nachdenken. Streicher umspielen warm die Hörmuschel, der Touch von Italo-Western vermittelt Weite und Hitze gleichzeitig, sphärische Stimmen lösen die Konturen der realen Welt auf. Das Panorama, das Bertrand entwirft, ist pures Wohlgefallen. Losgelöst stehen die Instrumente im ständigen Wechselspiel, erzeugen Spannung ohne Schmerzen und erschaffen Assoziationen ohne Anstrengung. Weichgezeichnete Klänge finden sich in einem Schmelztiegel des guten Geschmacks, geschaffen für Korbsessel und Plüschkissen.
So genießt man Pop-Melodien mit dem Sahnehäubchen Kitsch, Orgelklänge so warm und angenehm wie eine Sommerbrise und einige Drum'n'Bass-Anleihen zur Abrundung. Mehr benötigt es nicht, um Ohrwürmer der Marke "OK skorpios" zu produzieren. Und letztlich zeigt sich etwas, das fast schon als Berufskrankheit in der Easy Listening-Sparte durchgehen könnte: "The sssound of mmmusic" eignet sich eher als Hintergrundmusik für die Cocktailbar, als für die stundenlange, intensive und einsame Auseinanderstzung. Fragt sich nur, was angenehmer plätschert: der leckere Cocktail oder Burgalats Mmmusik.
Highlights
- OK skorpios
- Ma recontre
- L\'observatoire
Tracklist
- Pas perdus
- TSOM
- OK skorpios
- Aux cyclades électronique
- Ma recontre
- Íle de béton
- Attention amiante
- Chaque jour
- (Come potrei) Scordare
- 14H
- Nonza
- Sunshine yellow
- Gris métal
- Des yeux roses
- L'observatorie
- Le pays imaginaire
- Coeur inpaisé
Gesamtspielzeit: 59:12 min.
Referenzen
Phoenix; Air; Rob; Michel Houellebecq; Massive Attack; Kruder & Dorfmeister; Tosca; Peace Orchestra; Zero 7; Bent; St. Germain; High Llamas; Stereolab; Morcheeba; Burt Bacharach; Piero Umiliani; Brian Eno; Kreidler; Wizards Of Ooze