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Kelley Stoltz - Circular sounds

Kelley Stoltz- Circular sounds

Sub Pop / Cargo
VÖ: 01.02.2008

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Eine andere Liga

Einen Fünfer ins Phrasenschwein! Wofür? Kommt jetzt: Man muss erst mal ganz unten angekommen sein, mit dem Gesicht im Dreck liegen, bevor man durchstarten und mit den Haarspitzen die Wolken schneiden kann. Was das mit Kelley Stoltz zu tun hat? Kommt jetzt: Nicht selten befällt Lo-Fi-Homerecording-Musikanten, nachdem sie sich zwecks Authentizitätssicherung widrigsten Umständen hingegeben haben, der Wunsch, auch mal dick auf den Putz zu hauen. Mit monatelangen Planungen, nervenaufreibenden Aufnahmesessions in einem wirklichen, tatsächlichen Studio - und einem Novum: der peniblen, pingeligen Nachbearbeitung. Das Ergebnis entpuppt sich für nicht wenige als längst vermisster Feinschliff, an dem sich ein olles Vier-Spur-Gerät erfolglos abgearbeitet hat. Eine neue Sphäre, eine neue Liga, ein Platz unter Könnern ist erreicht.

Kelley Stoltz sagt nun auch Hallo und steigt mit schnellen Schritten eine Etage höher. Für Stoltz bedeutete die Arbeit an "Circular sounds" eine bewusste Neuorientierung. War der 36-jährige Amerikaner bisher nur die Alleinarbeit in den heimischen vier Wänden gewohnt, sprang er für sein fünftes Album über seinen eigens markierten Schatten. Schon der Vorgänger "Below the branches" lechzte in seinen feurigsten Augenblicken nach mehr. Erst "Circular sounds" findet den Weg raus aus Gefühlsduseleien mit Leerlaufgarantie und verstörtem Verstärkermissbrauch. Mit "The Birmingham Eccentric" formuliert Stoltz seine Statuskriterien um. Eisgekühlt fahren schmutzige Garagengitarren der späten Sechziger in die Glieder. Stoltz brilliert als borniertes Arschloch mit fetter Sonnenbrille: "Are you gonna be hip / Are you giving me lip." Die schwerwarme Luft eines satt-melodischen Refrains bringt die gefühlten Temperaturen zum Kollabieren. Saxophonfetzen und Seventies-Bluesrock-Hooklines treiben das rhythmische Gewitter voran. Der Break, der keiner sein will, vollzieht sich fast unsichtbar. Von bissiger Unnahbarkeit zum vielschichtigen Hit.

Seine Vorbilder reicht Stoltz auf dem Silbertablett. Ray Davies' Sprachmelodien, seine hingebungsvollen, infatilen, choralen Passagen, die psychedelischen Auswüchse der "Village Green Preservation Society", die Basslinien von Peter Quaife, sogar ein vielmals und fabelhaft eingesetztes Cembalo - "Circular sounds" nährt sich in aller Überdeutlickeit an den Essenzen der Kinks und den restlichen weitschweifigen wie beatfreudigen Sixties-Bands. Eine Melange, die ausreichen könnte, um in Zufriedenheit grüne Scheinchen zu zählen und Totgeglaubte zu Fans zu machen. Stoltz aber bündelt all die postiven Faktoren und Energien seiner Lo-Fi-Vergangenheit - die grenzenlose, ins Mantra driftende Spielfreude, die Lust am verqueren Experiment und die Fähigkeit, nie erreichbare Vollendung mit Herz, Seele und Naturverbundenheit auszukontern. Und er meißelt seine Songs und seinen Namen mit Nachdruck in die stets wandlungsfähige Popkultur.

Das kurze, psychedelische "Gardenia" erhebt sich akustisch aus pluckernden Fremdgeräuschen und riskiert eine kurzen Blick durch das Kaleidoskop, um dann wieder zum Ausgangszustand zurückzukehren. "I nearly lost my mind" gibt sich windschief, bevor auch diese Perle mit wehenden Fahnen in die Höhe steigt. Zur instrumentalen, sich rückkoppelnden Zwischendurch-Meditation "Reflecting" möchte man eine rockistische Esoterikrevolution starten. "Tintinnabulation" und "Something" geben den melancholischen Pop im Zeichen eines Brian Wilson frei, der jede freie Pore mit Ideenreichtum und besänftigendem Sonnenschein füllt. Irgendwann hat sich jede Mühe gelohnt. Irgendwann hängt jeder sein erstes Rüstzeug an den Nagel. Irgendwann hat jede Ausbildung sein Ende gefunden. Mit "Circular sounds" hat Kelley Stoltz gar seinen Meister gemacht.

(Markus Wollmann)

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Highlights

  • The Birmingham Eccentric
  • Gardenia
  • Put my troubles to sleep
  • Something more

Tracklist

  1. Everything begins
  2. Tintinnabulation
  3. The Birmingham Eccentric
  4. Gardenia
  5. Mother Nature
  6. To speak to the girl
  7. Put my troubles to sleep
  8. When you forget
  9. Your reverie
  10. I nearly lost my mind
  11. Something more
  12. Reflecting
  13. Morning sun
  14. You alone

Gesamtspielzeit: 44:12 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
bee
2008-02-26 16:13:06 Uhr
so richtig zündet das Teil nicht - nicht richtig Lo Fi(sh), nicht Mainstream Fleisch ... wo die 8/10 herkommt ist wohl Markus' Geheimnis ,-)
markus w.
2008-02-11 19:25:05 Uhr
Wir stehen kurz vorm Mainstream! Pretty shocking...
Deaf
2008-02-11 15:32:58 Uhr
Hier geht's ja richtig ab!
Hype!
qwertz
2008-02-10 18:10:53 Uhr
Dem Album der Woche sein Thread.

Die MySpace-Hörproben sind gut anzuhören.
http://www.myspace.com/kelleystoltz

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