Junius - Junius

Make My Day / Al!ve
VÖ: 08.02.2008
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die Eier legende Wollmilchsau
Es gibt sie also doch noch: die gute, alte Überraschung. Das Gefühl, dass einen gerade etwas aus den Socken gehauen hat. Irgendwas, womit man in diesem Moment absolut gar nicht gerechnet hätte. Nicht so wie Weihnachten, Geburtstage oder Linkin Park, bei denen man schon vorher weiß, was es als Geschenk unterm Baum geben wird. Nein, gemeint sind die richtig richtigen Überraschungen - Radiohead spielen ein kostenloses Konzert nur für Plattentests.de-Leser in unserem Redaktionskeller, der Chef bewilligt bei einem geselligen Feierabendbier die längst überfällige Gehaltserhöhung, die Freundin hält einem voller Jubel ein Ultraschallbild unter die Nase. Ein Junge. Die Überraschung ist perfekt. Ganz ohne Schleifchen.
Genau so kommen auch Junius daher: aus heiterem Himmel, ohne rotes Geschenkband, extrem schlicht verpackt und mit einem Cover ohne Bandname. Völlig unscheinbar also. Positiv kommt ebenso hinzu, dass im Vorfeld nicht einmal großer medialer Wirbel gemacht wurde, der wieder irgendein neues Superding ankündigt. Es trifft einen um so unerwarteter. Junius aus Boston platzen einfach so ins Ohr, kleben dort fest wie Schmalz am Wattestäbchen und wollen nicht mehr weg. Müssen sie auch nicht, Geschenktes verschenkt man erstens nämlich nicht weiter, und zweitens will man das selbstbetitelte Debütalbum auch überhaupt nie mehr hergeben. Allein schon wegen "Hiding knives", nach dem Intro der eigentliche Opener: spannend bis ins Letzte arrangiert, aber spielerisch leicht vorgetragen und auch nach zigmaligem Hören immer noch Spaß bringend.
Wobei es schon fast etwas paradox ist, wenn diesen Spaß ein Album mit so einer dunkel-melancholischen Grundstimmung zwischen älteren Dredg, Joy Division und iLIKETRAINS bereiten kann. Doch es ist vielleicht vielmehr das Gefühl, endlich einmal wieder von einer Platte auf kompletter Länge gefesselt zu werden, die man völlig jungfräulich neu entdecken und für sich erschließen kann - auch wenn die Lieder zuvor schon auf zwei EPs veröffentlich wurden, die sowieso kaum einer kennen wird. Vielleicht ist es aber auch genau die richtige Mixtur zum richtigen Zeitpunkt, die Junius das Besondere verleiht: eine Stimme, die nicht selten an Mattias Klostrup von Dúné erinnert, diese sympathische Angepisstheit von Brand New, die dunkle Härte von Isis bei gleichzeitiger Zerbrechlichkeit von The Appleseed Cast. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen nach der Eier legenden Wollmilchsau. Kann sogar sein, überraschen würde das jetzt zumindest auch niemand mehr.
Highlights
- Hiding knives
- A word could kill her
- In the hearts of titans
Tracklist
- (Elan vital)
- Hiding knives
- From the isle of the blessed
- (Elan fatale) Inaudible secrets
- Forcing out the silence
- (The annunciation)
- Blood is bright
- A word could kill her
- In the hearts of titans
- At the age of decay
- Lost in basilica
Gesamtspielzeit: 45:41 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Coby |
2011-02-18 07:31:48 Uhr
"At the Age of decay"... Wahnsinnssong!! |
tzz |
2009-09-12 13:45:19 Uhr
ich weiss nicht, der gesang... hmmm.. irgenwie schrecklich |
Rattattattat |
2009-09-09 13:44:43 Uhr
Finde sie mittlerweile ausgezeichnet, fließen atmosphärisch einfach sehr dicht ineinander, die Songs der Platte. Einzig das ungestüme, wuchtige Gitarrenspiel des "Debuts" fehlt mir nach wie vor ein wenig. Alles in allem aber ein tolles Album, mindestens 7/10. |
toolshed |
2009-09-08 03:08:32 Uhr
ich bin da einfach zu stark durch die beiden EPs aka s/t vorbelastetEben der Grund warum ich noch mit einem Urteil warte. Momentan hab ich wirklich den Eindruck, dass sie mit diesem Konzept einfach zuviel auf einmal wollten.. "Bemüht" ist stellenweise doch sehr zutreffend. |
Chinga |
2009-09-07 18:11:26 Uhr
Auf den beiden Konzerten, die ich erlebt hatte, haben Junius ihr Zeug ziemlich günstig unters Volk gebracht. Also warte ich mal die Tour ab. Bin irgendwie nicht mehr so ganz dolle Fan, dass ich das Album sofort bräuchte. Hm. |
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Referenzen
Constants; The Appleseed Cast; Carrigan; Aereogramme; iLIKETRAINS; Joy Wants Eternity; Caspian; Dúné; Joy Division; Hum; The Cancer Conspiracy; Khoma; Brand New; Minus The Bear; Explosions In The Sky; Cursive; The Album Leaf; Engine Down; Do Make Say Think; This Will Destroy You; Kinski; Maserati; Russian Circles; Cats And Cats And Cats; Irepress; Jairus; Tides; Zozobra; Isis; Cave In; 65daysofstatic; Logh; Ghosts And Vodka; Epic45; Dredg; God Is An Astronaut
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