A Fine Frenzy - One cell in the sea

Virgin / EMI
VÖ: 08.02.2008
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Alison im Wunderland
Sudol - das klingt nach einem diskreten, zitrusfrischen Bad-Reiniger. Vielleicht auch nach einem Mittelchen gegen Sodbrennen, Haarausfall oder Mundgeruch. Ganz sicher aber nicht nach dem Familiennamen einer bezaubernden 22-jährigen Elfe aus Los Angeles, die mit ihrer leuchtend roten Mähne ein bisschen wie die junge Tori Amos aussieht und auf ihrem Debütalbum "One cell in the sea" 14 märchenhafte, blütenzarte Piano-Dramen inszeniert. Wie gut, dass Alison Sudol auch literarisch äußerst gebildet ist: Aus Shakespeares "Sommernachtstraum" lieh sie sich die passenden Worte für ihren Bandnamen - A Fine Frenzy.
Alisons Wunderland präsentiert sich als Idylle aus himmlischer Zuckerwatte, bittersüßen Tränenkristallen und bonbonfarbenen Puffärmelchen. Behutsam hortet die Protagonistin eine bemerkenswert unschuldige Dornröschenhaftigkeit zwischen den Klaviertasten; pastellige Alltagsobservationen bekommen in verwunschenen Baumhäusern eine neue Perspektive als Traumfänger. Und Sudols Stimme ist ein betörendes Naturschauspiel für sich: gebirgsbachklar und dennoch stets in Schmelzpunktnähe, vor allem beim hinreißend gehauchten "Whisper". Das Piano trägt diese Songs auf Händen - mal bombastisch aufbrausend, mal sanft und fragil. Aber immer gefühlsecht und nicht so ganz von dieser Welt.
Doch auch Engelshaar kann sich heimlich zu einem Fallstrick kräuseln: Tempo und Instrumentierung werden nur minimal variiert, alles ist entschleunigt, pianoballadesk, schwärmerisch, streicherumsurrt und auf Hochglanz produziert. Die Elfe singt mit sich selbst im Chor, ihre Musikerschar hüllt sich in mehrlagige Coldplay-Crescendi, vor allem im euphorischen "You picked me", und gelegentlich flattern ein paar Schwebegitarren durchs Bild. Aber wie es sich für ein Märchen gehört, steht am Schluss dann doch ein Happy End: Es sind die federleichten, perlmutschillernden Melodien, die das Debüt von A Fine Frenzy heldenhaft retten.
Und es sind diese niedlichen Geschichten - von schattigen Plätzen in Orangenhainen und lebendig werdenden Gemälden; von verlockenden Sirenen und verlorenen Seemännern. Von kuriosen Tierpaaren, die sich in "The minnow & the trout" finden und begreifen: "I know that we're different / But we were one cell in the sea in the beginning." Die musikalische Vielfalt (würdevolle Hörner, etwas Amélie-Akkordeon, Glockenspiel und Fender Rhodes) mag nur in Teelöffelmengen vorhanden sein, aber wärmenden Optimismus verteilt die Dame nun wirklich in großzügigen Portionen. Die Naturvölker Europas verehrten das Rotkehlchen schließlich nicht ohne Grund als Sonnenbote.
Highlights
- The minnow & the trout
- Whisper
- You picked me
Tracklist
- Come on, come out
- The minnow & the trout
- Whisper
- You picked me
- Rangers
- Almost lover
- Think of you
- Ashes and wine
- Liar, liar
- Last of days
- Lifesize
- Near to you
- Hope for the hopeless
- Borrowed time
Gesamtspielzeit: 61:55 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
toolshed |
2008-10-13 17:33:29 Uhr
Ja. Hübsch ist diese Frau, allerdings! :) |
Khanatist |
2008-10-13 17:28:46 Uhr
Ich habe jetzt keinen einzigen Ton gehört, aber: meine Güte o_O |
Piepi |
2008-03-16 08:47:06 Uhr
Als wenn Radioheadeskes als Qualitätsmerkmal herhalten könnte. |
Terry F. Jones |
2008-03-16 08:45:53 Uhr
Wieso ist der Song eigtl auf Platz 11 in den Charts? Nicht dass ichs sooo toll finde, aber ist doch viel zu atmosphärisch bzw. zu wenig flach für die Charts oder? |
blörps |
2008-03-09 21:30:51 Uhr
beliebig. |
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Referenzen
Nerina Pallot; Lily Holbrook; Sarah McLachlan; Over The Rhine; Paula Cole; Leona Naess; Maria Mena; Dido; Valentine; Delta Goodrem; Sarah Slean; Heather Nova; Suzanne Vega; Vienna Teng; Emiliana Torrini; Feist; Gemma Hayes; Colbie Caillat; Chantal Kreviazuk; Kelly Clarkson; Vanessa Carlton; Imogen Heap; Valery Gore; Tori Amos; Kate Bush; Frida Hyvönen; Sophie Zelmani; Beverley Craven; Never The Bride; Aimee Mann; Bat For Lashes; James Blunt; Rufus Wainwright; Maximilian Hecker; Aqualung; Coldplay; Yann Tiersen; Keane
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