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Joe Jackson - Rain

Joe Jackson- Rain

Ryko / Rough Trade
VÖ: 01.02.2008

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Vom Himmel hoch

Früher war es entschieden spannender, öffentlich Ärgernis zu erregen. Heute gibt's das Ticket zur Mitmenschen-Empörung bequem an jedem Zigarettenautomaten - funktioniert insbesondere in New York City ganz hervorragend. Nun möchte Nikotinfreund Joe Jackson aber eigentlich viel lieber mit seinem gepflegt angejazzten Pianopop auffallen. Er verließ also seine langjährige Wahlheimat Big Apple für eine Stadt mit deutlich weniger Aneckpotenzial, nämlich Berlin, und richtete nebenbei auf seiner Homepage eine gemütliche Raucherecke ein. Heizpilze wie vor mancher Kneipentür gibt es dort zwar keine, aber ein echauffiertes, selbst verfasstes 18-seitiges Essay mit dem Polemik paffenden Titel "Smoking, lies and The Nanny State".

Direkt im Opener von "Rain" - seinem mittlerweile 22. Album - verkündet Jackson erleichtert: "now I'm smoke". In diesem Fall geht es aber nicht um eine etwas übertriebene Identifikation mit dem blauen Dunst, sondern bloß um den gelegentlichen Wunsch, wenigstens annähernd unsichtbar zu sein. Das Klavier glitzert und klingt verheißungsvoll nach Erlösung. Eines hat der seriös ersilbergraute Engländer wirklich drauf: seine Lyrics simultan am Klavier zu kommentieren. Stets mit noch ein bisschen mehr Charme und Esprit, als ohnehin schon in seinen Worten steckt. Bei manchen musikalischen Raffinessen muss man dann auch zweimal hinhören, bis man sie realisiert.

"Rain" beginnt als vermeintlicher Nieselregen und ist spätestens bei "Rush across the road" ein fulminanter Wolkenbruch. Plötzlich wird klar: Auch ein Ben Folds hat so seine Vorbilder. Nicht ohne Grund lud er Jackson ein, mit William Shatner auf dessen Album "Has been" zu duettieren. Möglicherweise legte Gelegenheits-Produzent Folds damals dem alten Hasen Jackson sein persönliches Reinheitsgebot nahe: no guitars. So elementar wie der Albumtitel "Rain" anmutet, klingt auch die neue, angenehm spartanische Triobesetzung - Bassist Graham Maby und Drummer Dave Houghton spielten bereits 1979 Jacksons Debüt "Look sharp!" mit ein. Und tatsächlich könnten einige der neuen Songs ohne weiteres noch aus dieser Zeit stammen, vor allem die Rock'n'Roll-Explosion "King pleasure time".

Alle zehn Stücke würden aber auch ausschließlich mit Klavierbegleitung bestens funktionieren, und das wäre doch eine hübsche Idee für Album Nummer 23: eine Solo-Piano-Platte. Das schönste Lied auf "Rain" heißt passenderweise "Solo (So low)" und kann Jacksons Jahre an der Londoner Royal Academy Of Music nicht verleugnen. Nach der Eskapismus-Phantasie "A place in the rain" endet die in jeglicher Hinsicht gute Dreiviertelstunde schließlich standesgemäß mit einem lieblich prasselnden Regenschauer. Früher war es entschieden einfacher, über das Wetter zu wettern.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights

  • King pleasure time
  • Solo (So low)
  • Rush across the road

Tracklist

  1. Invisible man
  2. Too tough
  3. Citizen sane
  4. Wasted time
  5. The uptown train
  6. King pleasure time
  7. Solo (So low)
  8. Rush across the road
  9. Good bad boy
  10. A place in the rain

Gesamtspielzeit: 47:45 min.

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