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Soundtrack - Once

Soundtrack- Once

Columbia / Sony BMG
VÖ: 18.01.2008

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Grün ist das Leben

Zwei große Mülltonnen stehen neben dem namenlosen Straßenmusiker, miefen die Innenstadt von Dublin voll. Er drischt im Dämmerlicht auf eine zerlöcherten Akustik-Gitarre ein und wühlt in den zerschossenen Abgründen seiner Seele, um sich das ganze Trauma einer vergangenen Beziehung vom Herzen zu brüllen. Geld verdient er mit diesem Schmerz gewordenen Song namens "Say it to me now" nur wenig, doch durch seine Trauer tragende Leidenschaft wird eine Passantin angelockt - so beginnt "Once", ein wunderbar inspirierender Indie-Folk-Musical-Film, in dem sich zwei Fremde durch die Liebe zur Musik annähern.

Die Musik ist hier alles, sie bestimmt den Plot, treibt ihn vorwärts, ist das Geständnis, wenn Worte nicht mehr ausreichen, das Glück in den Augen, die Hoffnung am Horizont und die Tränen am Ende. Noch Tage später klingt sie in den Ohren, verbindet sich unvermeidlich mit den unzähligen magischen Momenten in "Once" und zaubert ein seufzendes Lächeln auf jedes Antlitz.

Selbstredend ist der Soundtrack kein schmückendes Beiwerk, kein liebloses Stelldichein von Genrevertretern. Im Grunde ist es nicht mal ein Soundtrack. Genauso wenig wie die beiden Hauptdarsteller Schauspieler sind. Glen Hansard, langjähriger Sänger der irischen Indierockband The Frames und in jüngster Vergangenheit alleine unterwegs, veröffentlichte 2006 mit tatkräftiger Unterstützung der tschechischen Pianistin Marketa Irglova sein erstes Soloalbum "The swell season". Für den Film war er ursprünglich nur als Komponist vorgesehen, doch nach dem kurzfristigen Absprung des Wunsch-Hauptdarstellers Cilian Murphy machte Regisseur John Carney aus der Not eine Tugend und stellte Hansard mit Irglova vor die Kamera. Die Chemie stimmte auf Anhieb - und beide wurden sogar hinter den Kulissen ein Paar.

Die 13 Songs auf "Once" würden auch ohne den Film wunderbar funktionieren, doch die bewusstseinsflutenden Bilder sorgen nun noch für eine zusätzliche Intensität. Der Opener "Falling slowly" eröffnet eine cineastische Singer-Songwriter-Reise und erstrahlt im reinsten Instrumentenkleid. Pure Einfachheit - eine simple Gitarrenmelodie im Gleichschritt mit sanften Pianoklängen, zwei sich umkreisende Stimmen, die in jeder Silbe der Melancholie ein Luftschloss bauen und sich im streicherverhangenen Ende aus der Entfernung lieben. "Falling slowly", frisch für den Oscar 2008 nominiert, ist der Song, den man sich auf der letzten Damien-Rice-Platte "9" insgeheim gewünscht hätte. Dezentes Vogelgezwitscher eröffnet "Gold", den einzigen Song auf "Once", der nicht von den beiden Seelenverwandten stammt und feiert mit flirrenden Geigentönen und dunklen Stimmen das irische Wesen. Er lässt diesen Funken durch die heimischen Räume wandern, und man checkt insgeheim die Flugverbindungen nach Irland.

Marketa Irglovas Mitwirkung ist für dieses Album - pardon, den Soundtrack - ein großer Gewinn. In "The hill" brennt ihre Stimme pechschwarze Löcher in dieses Traumgebilde von vernunftgesteuerter Liebe, gräbt sich ganz tief - dorthin, wo das Bauchgefühl regiert - und kommt zur traurigen Einsicht: Letztlich bin ich alleine. Seit "O" kam kein derart sehnsüchtiger Herzschmerz mehr von der grünen Insel.

(Steffen Meyer)

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Highlights

  • Falling slowly (Glen Hansard and Marketa Irglova)
  • Lies (Glen Hansard)
  • Gold (Interference)
  • The Hill (Marketa Irglova)
  • Say it to me now (Glen Hansard)

Tracklist

  1. Falling slowly (Glen Hansard and Marketa Irglova)
  2. If you want me (Marketa Irglova and Glen Hansard)
  3. Broken hearted hoover fixer sucker guy (Glen Hansard)
  4. When your mind's made up (Glen Hansard and Marketa Irglova)
  5. Lies (Glen Hansard)
  6. Gold (Interference)
  7. The Hill (Marketa Irglova)
  8. Fallen from the sky (Glen Hansard)
  9. Leave (Glen Hansard)
  10. Trying to pull myself away (Glen Hansard)
  11. All the way down (Glen Hansard)
  12. Once (Glen Hansard and Marketa Irglova)
  13. Say it to me now (Glen Hansard)

Gesamtspielzeit: 43:39 min.

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