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Get Well Soon - Rest now, weary head! You will get well soon

Get Well Soon- Rest now, weary head! You will get well soon

City Slang / Universal
VÖ: 18.01.2008

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Wird schon werden

Am Anfang ist immer das Versprechen. Muhammad Ali hat vorausgesagt, wann und wie er Sonny Liston auf die Bretter schicken würde. George W. Bush hat geschworen, die Steuern zu senken. Und Hitler - na, man kann sich ja auch mal irren. Das Versprechen des Konstantin Gropper, B.A., 25, Oberschwabe und Herzschlag von Get Well Soon, klingt sowieso viel freundlicher: "Rest now, weary head! You will get well soon". Er will ein Aufpäppler sein, seine Musik soll die Gefallenen hochheben und den Rest hochleben lassen. Es gibt da kein großes Geheimnis, nur die Kraft der Gitarre und jedes anderen Instruments, das gerade so noch in einen Popsongkontext passt. Und trotzdem schickt Gropper gleich die nächste Garantie hinterher: "I tried my very best to make this music lovable." Wollen wir doch mal sehen.

"Rest now, weary head! You will get well soon" ist vielleicht das ambitionierteste Rockalbum aus Deutschland seit "Lookbook" von Slut vor sieben Jahren, und es ist ihm auch nicht unähnlich - selbst wenn sich Gropper gleich in "You/Aurora/You/Seaside" den Luxus einer ganzen Mariachi-Band leistet. Vorher schon hatte ein einfühlsames "Prelude" die Sache losgetreten, sich den Plattentitel immer wieder als selbstvergessene Durchhalteparole vorgesagt und dabei doch nur die halbe Wahrheit über das Album erzählt: Dieses Ding will das ganz große Drama, Geigen an jedem Himmel, Bläser, Samples und zur Not auch die Elektronik aus dem nächstgelegenen Laptop. Wie Gropper sich in seinen Arrangements zurecht findet, sie immer wieder umkrempelt und mit neuen Überraschungen voll lädt, ohne es jemals zu übertreiben, das ist dann schon klasse, nicht nur für ein Debütalbum.

Man muss das natürlich abkönnen, die offenen Arme, das aufrichtige Pathos und wie hier alles in die Breite geht. Es ist aber nicht sehr schwer, weil das Album mit jedem Song ein anderes Kaninchen unter seinem Hut hervorzaubert. Das Bruder/Schwester-Duett "Your endless dream" ist Tom Waits auf Tranquilizern, "Born slippy nuxx" gräbt das ebenso betäubte Lied unter dem alten Techno-Schlager aus. "Witches! Witches! Rest now in the fire" erhebt sich königlich über seine vereisten Goldfrapp-Geigen, "I sold my hands for food so please feed me" ist mehr Steigerungslauf als Song und führt ins befreiendste Gitarrenfinale der ganzen Platte. Und "If this hat is missing, I have gone hunting" spielt dann den Hit, spätestens wenn sich ein verbissener Jägerchor auf die angemessene Mordwaffe für seine Beute geeinigt hat.

Auch wenn er hier große Rückendeckung hat - Gropper lädt viel Verantwortung auf seine Stimme ab, die als Link zwischen den vielen Puzzleteilen funktionieren muss. Das gelingt, weil er ein unglaublicher Sänger ist, der auch ganz unten noch kräftig bleibt, zwischen Nick Cave und Whiskytrinker wechselt und dann doch wieder erstaunlich hoch kommt, ohne wegzuknicken. Nur seine Texte halten da leider nicht mit: Gropper ist erst "king without land", dann "captain without sea", und natürlich singt auch bei ihm der gelbe Vogel Lieder von ganz weit weg. Ärgern kann man sich über die Unschärfe der Worte oder das abgegriffene Hexenjagd-Motiv aus "Witches! Witches! Rest now in the fire" aber erst im letzten Albumdrittel, wenn das erste Erstaunen weg ist und der Blick wieder klarer wird. Spricht dann doch für die Platte.

Und sowieso: Dass Gropper mit seinem Album auf dem Boden endet, die Kurve ein paar Minuten zu spät kriegt - man müsste schon sehr kleinkariert sein, um sich darüber aufzuregen. Schließlich ist hier endlich mal einer, der selbstbewusst und mutig genug ist, um wirklich alles zu wollen, einer, der nichts zurückhält und vor allem das Talent hat, mit dem sich solche Ansprüche rechtfertigen lassen. Sein Versprechen ist vielleicht eher eines an die Zukunft, kein frühreifer Geniestreich. Aber es sollte nicht mehr lange dauern, bis Gropper und dieses Wort untrennbar zusammenwachsen.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights

  • Prelude
  • You/Aurora/You/Seaside
  • Christmas in adventure parks
  • If this hat is missing, I have gone hunting

Tracklist

  1. Prelude
  2. You/Aurora/You/Seaside
  3. Christmas in adventure parks
  4. People Magazine front cover
  5. If this hat is missing, I have gone hunting
  6. Help to prevent forest-fires
  7. I sold my hands for food so please feed me
  8. We save inside while they burn down our house
  9. Born slippy nuxx
  10. Your endless dream
  11. Witches! Witches! Rest now in the fire
  12. Ticktack! goes my automatic heart
  13. Lost in the mountains of the heart
  14. Coda

Gesamtspielzeit: 60:06 min.

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