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The Cat Empire - Two shoes

The Cat Empire- Two shoes

Virgin / EMI / UMIS / Universal
VÖ: 30.11.2007

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Auf die Kralle

Eine quasselstrippende Trompete, irgendwo zwischen fideler Fiesta-Laune und juxenden Jazz-Flausen, gießt schelmisch Öl ins Feuer und grillt gleich zur Begrüßung eine Floskel am Spieß: Nachts sind alle Katzen grau? Von wegen. The Cat Empire aus Melbourne könnten gar nicht kunterbunter sein. Das Sextett serviert Funk, Latin, HipHop, Ska, Rock, Dancehall, Gypsy und gefühlte fünfhundert weitere Musikstile als schmackhafte Pop-Paella, akkurat kubistisch zerkleinert und raffiniert gewürzt. Etwas zusammengewürfelt ist allerdings auch die Tracklist von "Two shoes": Während im heimatlichen Australien mit "So many nights" bereits der vierte Longplayer der Band veröffentlicht wurde, soll nun eine Compilation aus ihren ersten beiden Platten - dem 2003 erschienenen Debüt "The Cat Empire" und dem titelgebenden Nummer-Eins-Album von 2005 - Europa erobern.

Dass die fünfzehn Stücke mit ihrer hochexotischen Percussion, ihren quirligen Bläsern und auffällig schwindelfreien Salsa-Keyboards auch ganz hervorragend durch einen Reisebericht über Havanna geistern könnten, ist natürlich kein Zufall: Ein Teil der Songs wurde im Estudio Egrem aufgenommen, dem Wohnzimmer der Damen und Herren des Buena Vista Social Club (was man insbesondere "Sol y sombra" anhört) - sogar unter Aufsicht von deren Stamm-Producer Jerry Boys, der unter anderem auch schon mit R.E.M., Wilco und den Rolling Stones kollaborierte. An großen Namen mangelt es in der Biographie von The Cat Empire ohnehin nicht: Ringo Starr zählt zu den größten Fans der Band, ein begeisterter James Brown lud sie kurz nach der Veröffentlichung ihres Erstlings als Vorgruppe ein, und bei den amerikanischen Harald Schmidts, Jay Leno und David Letterman, waren die Jungs natürlich auch schon zu Gast.

Zeit für die zweite Floskel am Spieß: Katzen schleichen um den heißen Brei herum? Von wegen. Die Arrangements auf "Two shoes" greifen ebenso beherzt wie geschmeidig ineinander, sind präziser als ein Schweizer Uhrwerk und dabei so lässig drauf, als wären sie gerade mit Jack Johnson eine Runde surfen gewesen. Zugegeben, Felix Riebl und Co-Frontmann Harry James Angus sind nicht unbedingt die allergrößten Goldkehlchen, vermutlich widmen sie sich aus diesem einfachen Grund auch eher dem relaxten Sprechgesang. Aber sie wissen ganz genau, wann es sich empfiehlt, den Bläsern die Melodie zu überlassen - wie im wunderbar getragenen "The lost song". Thematisch geht es vornehmlich um Materialismus, Umweltverschmutzung, Krieg (dagegen!), Toleranz, kulturelle Vielfalt und Liebe (dafür!). In dieser Hinsicht haben The Cat Empire einiges mit ihren Kollegen aus Perth, dem John Butler Trio, gemeinsam.

Und dann wäre da noch eine Gemeinsamkeit - die Tendenz zum grenzenlosen Jam-Session-Sound. The Cat Empire erlauben sich eine Schnapsidee nach der anderen: federnde Breakbeats in "Days like these", eine melancholische Flamenco-Gitarre in "The rhythm", Spielmannszug-Getrommel im Manu-Chao-Verschnitt "The chariot" oder die beschwipste Kirmes-Polka von "In my pocket". Selbstverständlich gibt es bei dem Bandnamen auch das eine oder andere Gescratche zu hören. "Lullaby" beginnt als rührende Wurlitzer-Ballade und endet als neckischer HipHop-Latin-Pop, inklusive des schönsten Bläser-Arrangements der ganzen Platte. "The car song" überschreitet mit größter Coolness die Höchstgeschwindigkeit und hat sogar ein paar James-Brown-Gedächtnis-Trompeten auf dem Beifahrersitz, während "Protons, neutrons, electrons" zunächst mit geradezu köstlicher Schwerfälligkeit die Klaviertasten bearbeitet und dann ganz easy eine fulminante Jazz-Piano-Improvisation hinlegt. Nicht einer der fünfzehn Songs ist auch nur annähernd für die Katz - folglich wäre es nur gerecht, wenn The Cat Empire mit "Two shoes" auch hierzulande ein paar Mäuse verdienen würden. Auf dem Tisch tanzen sie immerhin schon.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights

  • The lost song
  • Lullaby
  • The car song
  • Protons, neutrons, electrons

Tracklist

  1. How to explain
  2. Hello
  3. The lost song
  4. Days like these
  5. The rhythm
  6. Sly
  7. In my pocket
  8. Lullaby
  9. The car song
  10. Two shoes
  11. The chariot
  12. Sol y sombra
  13. Party started
  14. Protons, neutrons, electrons
  15. The wine song

Gesamtspielzeit: 69:15 min.

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