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Carbon/Silicon - The last post

Carbon/Silicon- The last post

Carbon/Silicon / Pinnacle / Rough Trade
VÖ: 23.11.2007

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Gemischtwaren/Laden

Die Nachricht war kaum raus, da gingen die Spekulationen und Besserwissereien auch schon los. Radiohead und die freie, digitale Vermarktung ihres Albums "In rainbows": großer Wurf oder doch eher große Show? Bloß abgekupfert von Künstler http://www.myspace/xy oder ein mutiger Schubs in die richtige Richtung? Ein wuchtiges Statement der digitalen Kulturrevolution, abgegeben von einer Band, die es sich zwar leisten kann, gerade deshalb aber die nötige Aufmerksamkeit garantiert? Ist das überhaupt noch ein "Markt", wenn man nichts für alles "tauschen" kann? Wer war zuerst, wer kann noch mal, wer hat noch nicht? Und für wen ist der freie Vertriebsweg schlicht Ausdruck eines Mangels - an Zeit, Label und letztlich durchsetzungsfähiger Qualität?

(Natürlich) Nicht zu den Ersten, aber zu den Konsequentesten in der Runde zählten lange Zeit die alten Freunde und Veteranen Mick Jones (The Clash, Big Audio Dynamite) und Tony James (Generation X, Sigue Sigue Sputnik) als Carbon/Silicon. Zwei komplette Alben und Tonnen singulärer Songs haben sie bisher auf ihrer Bandseite zur freien Verfügung gestellt. Eine Sammlung dieser Stücke erscheint nun, geremixt vom ebenfalls legendären Bill Price, auf herkömmlichem Wege. Und ist von der Downloadseite bis auf Ewiges verschwunden. Wodurch das ursprüngliche Anliegen natürlich pronto wieder zurückgefaucht wird. Dem bisher Uninformierten kann das allerdings herzlich egal sein. Denn "umsonst" heißt im Falle von "The last post" weder "billig" noch "vergebens".

"The last post" bastelt aus elektronischen und analogen Beats, Sprach-Samples, Disco-Bässen und Classic-(Punk-)Pub-Rock-Riffs kleine und größere Hits wie "The news", "Magic suitcase" oder "Tell it like is is". Zu hören ist das Elder Statement zweier Urgesteine, die keinen Millimeter vom bisher Erreichten abweichen. Dafür aber mit einer jugendlichen Naivität an die eigene Exhumierung gehen, wie man sie sich wohl nur leisten kann, wenn man im dritten Frühling so tut, als habe die Welt (inklusive aller Clash-Epigonen) einen schon immer bestenfalls kreuzweise lieb haben können. Allein, wie Jones' Cockney-Akzent zwar immer noch die Satzenden verschluckt und in die allerkürzeste Betonung presst, zugleich aber tiefenentspannt von der Massagebank zu korrespondieren scheint, ist den Spaß alle mal wert.

Sichtlich Vergnügen bereitet es Jones und James auch, in "The whole truth" (The Kinks) oder "National anthem" (T. Rex) ein fröhliches Riff-Recycling an den Tag zu legen, wie es sich seit Transvision Vamp wohl niemand mehr derart offensiv getraut hat. Ansonsten gibt es enorm relaxten Agit-Prop-Rock'n'Roll, dem man die verminderten Erwartungshaltungen und Genreanforderungen deutlich anmerkt. Solche Songs entstehen nur, wenn die Betreffenden nichts mehr zu beweisen haben, nichts zu verlieren und keinen Druck auszuhalten. Ohne Studio, Plattenfirmenvorschuss, bereits in die Mischkalkulation eingeplante Tour- und Promotion-Einnahmen sind sie, nicht zuletzt, frei von jeglichem (falschem) Ehrgeiz. So gar nicht Radiohead, irgendwie. Und, in diesem Fall, gerade deshalb ausgesprochen gut.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights

  • The news
  • Tell it like it is
  • Why do men fight?

Tracklist

  1. The news
  2. The magic suitcase
  3. The whole truth
  4. Caesars palace
  5. Tell it like it is
  6. War on culture
  7. What the fuck
  8. Acton zulus
  9. National anthem
  10. Really the blues
  11. Oilwell
  12. Why do men fight?

Gesamtspielzeit: 61:24 min.

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