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Sebastian Bach - Angel down

Sebastian Bach- Angel down

Merovingian / Caroline / EMI
VÖ: 07.12.2007

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Axlhaare

Ende der Achtziger. Auf einem Schulhof am Nordrand der Lüneburger Heide toben die üblichen Diskussionen darüber, wessen Lieblingsband nun cooler sei. Guns N' Roses hatten zu der Zeit mit "Appetite for destruction" Geld in Wagenladungen nach Hause gefahren. Für den Rezensenten, damals in der radikalmetallischen Phase befindlich, war das Feindbild somit klar: Wer in puncto Härte nicht gegen Alben wie Sepulturas "Beneath the remains" oder die einstigen Helden Metallica anstinken konnte, musste ein Poser sein, der von der Metal Militia aber mal umgehend zu bearbeiten sei. Dumm eigentlich nur, dass 1989 noch so eine Posertruppe namens Skid Row auftauchte. Und auf dem rauschenden Tape mit "Youth gone wild" die blöden Erwachsenen anrotzte. Noch schlimmer (man hatte ja einen Ruf zu pflegen): Balladen wie "I remember you" sorgten dafür, dass Teenager-Herzschmerz in amtliche Semidepression transformierte. Die nächste Stufe wären The Smiths gewesen, aber die waren ja nicht Metal, also blöd. Those were the days ...

Warum das nun 20 Jahre später ausgebreitet wird? Nun, dass das neue (höhö) Guns N' Roses-Album "Chinese democracy" etwa im November 2024 erscheinen wird, ist aufmerksamen Lesern des Newsletters von Plattentests.de bekannt. Ebenso bekannt ist, dass die letzten beiden Skid-Row-Alben mit neuem Sänger bestenfalls so etwa mittel waren. Und nun prangt auf der Soloplatte des "richtigen" Sängers der Sticker "Featuring Axl Rose". Na Donnerwetter. Bei dem Arbeitstempo von Herrn Rose müssen die beiden etwa zum Erscheinen der erwähnten Alben mit den gemeinsamen Arbeiten begonnen haben.

Das Interessante daran: Die beiden Frontleute, gleichermaßen Rampensau wie charismatisch, spielen sich auf dem Aerosmith-Cover "Back in the saddle" dermaßen gekonnt die Bälle zu, dass man um die erwähnten 20 Jahre zurückgesetzt wird. Und plötzlich gerade mächtig Bock auf die alten Kamellen bekommt. Dabei ist die Titelauswahl höchst symbolträchtig, denn bereits nach einer knappen Minute des Openers "Angel down" war der Lautstärkeregler Richtung Vollanschlag geflogen, singt und kreischt der Frontmann doch wie zu besten "Slave to the grind"-Zeiten. Mit von Produzent Roy Z gewohnt klarem, wuchtigem Sound. Und Axl Rose? Der hält sich, wie auch auf "(Love is) a bitchslap" und "Stuck inside" dezent an die Backing Vocals.

Auf den ersten fünf, sechs Songs also eitel Sonnenschein. Schade nur, dass vor allem "Negative light" das Niveau nicht halten kann. Und "By your side" ist zwar eine wunderbare Ballade, erinnert im Refrain allerdings etwas zu arg an "I remember you". Trotzdem: Die Zeit scheint an Bachs Stimme spurlos vorübergegangen zu sein. Die paar Auftritte am Broadway scheinen kein schlechtes Training gewesen zu sein. Denn auch wenn gegen Ende kompositorisch ein wenig die Luft ausgeht und Desmond Child mit "Falling into you" nochmals unnötigerweise seinen Senf hinzugeben darf: "Angel down" ist klarer Punktsieger gegen die letzten Lebenszeichen von Skid Row, eine Reunion mit den alten Songschreiber-Kollegen Rachel Bolan und "Snake" Sabo überfällig. Und selbst wenn etwaige Verhandlungen sich ein wenig hinziehen würden, stünden die Chancen gut, vor "Chinese democracy" den Markt zu betreten. Also möglichst noch vor der Rente.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Angel down
  • Back in the saddle

Tracklist

  1. Angel down
  2. You don't understand
  3. Back in the saddle
  4. (Love is) a bitchslap
  5. Stuck inside
  6. American metalhead
  7. Negative light
  8. Live and die
  9. By your side
  10. Our love is a lie
  11. Take you down with me
  12. Stabbin' daggers
  13. You bring me down
  14. Falling into you

Gesamtspielzeit: 54:28 min.

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