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Ian Brown - The world is yours

Ian Brown- The world is yours

Fiction / Polydor / Universal
VÖ: 30.11.2007

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Das Leben des Brown

Er war von Anfang an dabei, er hat es alles erlebt. Hat mit seinen Stone Roses als einer der ersten in Madchester geravet und damit ganz nebenbei den Teppich für dieses komplette Britpop-Ding ausgerollt, dessen Wurmfortsätze uns noch heute im Monatstakt ein paar gute und dutzende miese Inselbands bescheren. Hat den noch jungen Liam Gallagher und Richard Ashcroft gezeigt, wie man eingefallene Wangenknochen und Trainingsjacken vom schlichtem Gammellook zum hedonistischen Slackertum erheben kann, wenn man nebenbei noch trendy Musik macht und sich mehr als Nasenspray in den Gesichtserker zieht. Hat den ganz großen Rockstar gemimt, im Flugzeug Stewardessen bedroht und als Resultat vier Monate Knast als Inspiration für die Konvertierung zum Islam sowie für ein erstes Soloalbum genutzt, derer er seit dem Ende seiner Hauptband 1996 vier mit durchschnittlichem Erfolg aufnahm.

"The world is yours" ist Ian Browns fünfter Versuch, die eigene Legendenbildung voranzutreiben. Schon bei den Vorgängern war Beat Trumpf und Gitarre nur Fehlfarbe. Dieses Mal hätte es jedoch Gäste wie die Ex-Sex-Pistols Steve Jones und Paul Cook oder den ehemaligen Smiths-Bassist Andy Rourke gar nicht gebraucht: Auf das von Obie-Trice- und Everlast-Produzent Emile Haynie gemachte Soundbett aus groovigen HipHop-Beats legt sich ein Meer aus Streichern. Das Ergebnis klingt wie vermutet opulent und hymnisch, schafft aber auch eine überraschend warme und soulige Grundatmosphäre, über die "King Monkey" seine Tiraden über eine moralisch verkommene Welt sprechsingt.

Der Clash aus pompös schwelgendem Orchester und giftiger Realitätsabrechnung ist es auch, der Stücken wie der funky Gitarrensause "Sister Rose" oder der Christenschelte "Some folks are hollow" ihren Reiz verleiht. Das Brown dabei mit seinem Themenkanon Armut-Krieg-Straßenkinder nicht eben das heißeste Eisen anpackt und einem textlich hier und da Fremdscham aufnötigt, lässt einen der gute Sound vergessen. Textzeilen wie "So what the fuck ist this UK? / Gunnin' with this US of A / In Iraq and Iran and in Afghanistan" lassen sich dank Sprachbarriere ganz gut zum Beat abnicken. Erst recht, wenn wie in "Eternal flame" Dr. Dre der Rhythmus-Pate ist. Oft klingt all das, als hätte Pharrell mit Noel Gallagher den nächsten James-Bond-Soundtrack produziert.

Homogener war Browns Musik nie. Absurder wohl auch nie: Weltverbessererlyrik ohne Aufforderung zum Handeln, produziert als zurückgelehnter Party-Soundtrack für kuschelige Abende mit hippen Menschen in der Altbauwohnung. Das ist entweder kräftig subversiv - oder schlicht ausgelutscht und unschlagbar in seiner Verlogenheit. Vor allem aber narzistisch hoch zehn. Denn nicht eine Millisekunde an diesem überaus gelungenen Album lässt einen Zweifel, für wen Brown das alles aufgenommen hat. Unironisch und kompromisslos beweihräuchert er seine eigene Genialität. Egomanie, die musikalisches Entertainment gebiert. Restlos alles kriegt aber auch eine (halbe) Legende wie er nicht: Paul McCartney hatte seine Mitwirkung am Album aus Termingründen abgesagt.

(Dennis Drögemüller)

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Highlights

  • Sister Rose
  • The feeding of the 5000
  • Illegal attacks (feat. Sinéad O'Connor)

Tracklist

  1. The world is yours
  2. On track
  3. Sister Rose
  4. Save us
  5. Eternal flame
  6. The feeding of the 5000
  7. Street children
  8. Some folks are hollow
  9. Goodbye to the broken
  10. Me and you forever
  11. Illegal attacks (feat. Sinéad O'Connor)

Gesamtspielzeit: 47:03 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
narf
2007-11-30 17:17:44 Uhr
sehr schönes album...etwas weniger hippie-like wie die vorgänger und mehr beatorientiert
Flux
2007-10-29 10:20:33 Uhr
Ian Brown darf man nicht vergessen. 'Dolphins were monkeys' schafft's bei mir heute noch einmal monatlich in die Playlist.
Armin
2007-10-29 09:56:55 Uhr
Offizielles VÖ-Datum ist sogar erst am 16.11.
Nagasaki
2007-10-28 17:06:43 Uhr
Wer ist Ian Brown? Den kennt doch eh niemand. Elvis Costello wurde letztes Jahr hier auch vergessen. Das finde ich viel schlimmer.
Mixtape
2007-10-28 17:03:50 Uhr
Der ehemalige Sänger der Stone Roses, dessen neues Album hier am 2.11. erscheint, da kann also frühestens zum kommenden Update eine Rezi erscheinen.
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