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Spice Girls - Greatest hits

Spice Girls- Greatest hits

Virgin / EMI
VÖ: 09.11.2007

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Desperate housewives

Es ist gar nicht lange her, da trieb es manch großen Bruder nächtens nach nebenan zur Nesthäkchenschwester, um einen seit Stunden andauernden "Zigazig-ahhh"-Flakbeschuss entnervt aus den Boxen zu drehen. Strafende Blicke gehörten ebenso dazu wie das milde Seufzen, das man beim Verlassen des Zimmers im Selbstbewusstsein seines Peinigers zu hinterlassen gedachte. "Wannabe" hieß der Stein des Anstoßes, und klar - die Spice Girls brachten ihn ins rollen. Manch kleines Geschwisterherz schien ihnen hoffnungslos verfallen und damit unrettbar verloren. Fragt man sie jedoch heute nach dem Comeback ihrer einstigen Heldinnen, so erntet man bestenfalls ein halbinteressiertes Schulterzucken. Weshalb man den einstigen Stein des Anstoßes nun vom Herzen des Gepeinigten fallen hört. Eine späte Rache und ein stilles Lächeln zum Gedanken: "Siehst Du, ich hab's Dir doch schon immer gesagt."

Eben noch top, jetzt schon flop, gerade den Spice Girls hätte man ein anderes Schicksal zugetraut. Doch spätestens und ausgerechnet mit "Forever" war dann Schluss mit hipper Girlpower. Denn solch "erwachsenen" Soul-Pop wollte man den mittlerweile vier Damen nicht auch noch zugestehen. Ob jenes dritte Album dabei wirklich so viel schlechter war als die davor, tut heute gar nichts mehr zur Sache. Rückblickend zählt vielmehr die Geschwindigkeit, mit der hysterische Begeisterung in Übersättigung umschlagen kann. Denn Bands wie die Spice Girls verkörpern kleine Zeitmaschinen, die emotionale Strömungen beschleunigen und einstürzen lassen können. Sie sind evolutionäre Sprünge in Euphorie und in ihr Gegenteil. Schwarze Löcher der Popularität.

Deshalb war ein Song wie "Spice up your life" eine derart wahnsinnig machende Großtat des Dance-Pop. Ein Selbstreflexion gewordener Energieball aus percussiongetriebener Rastlosigkeit. Ein Song, der dennoch unverrückbar in die Zeit und ins Oevre der Spice Girls gemeißelt wurde, da er genau den Punkt markiert, an dem sie ganz oben und bei sich waren. Von dessen Sockel sie also nicht gestoßen werden konnten, sondern stürzen mussten. Nicht unbedingt, weil dies ihr bester Song gewesen wäre. Sondern weil die Zeit kurz den Atem anhielt und zugleich bereits überreif war. Und die Spice Girls im Salsa-Rhythmus mit 16.000.000 Scoville durch ihre eigene Zukunftsvision schleuderte, um sie am anderen Ende wieder auszuspeien.

Und 2007? Ein Blick zurück, eine Singles-Compilation (man kennt sie alle, was will man also sagen?), zwei neue Songs von unärgerlicher Güte, eine Reunion-Tour. Jedoch kein längerfristiges Comeback. Hier holt sich eine Band lediglich ein wenig jener Zeit zurück, die sie selbst zum Explodieren gebracht hat. Viele der ehemals 14jährigen werden eher müde, aber dennoch mitziehen. Denn keine von ihnen interessiert es auch nur einen feuchten Händedruck, ob Posh Spice und ihr Ehemann mittlerweile auf dem gleichen Karriereknick spazieren gehen. Sie wollten die Musik, schon damals. Und das passende Parfüm, während Big Brother mit dem Rage-Against-The-Machine-T-Shirt sein eigenes Fandom für so viel ernsthafter hielt. Fragt man ihn heute nach deren Wiederauferstehung, so provoziert man: ein halbinteressiertes Schulterzucken. Die Spice Girls hingegen ernten verdientes Lob. Eine späte Rache, fürwahr.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights

  • Mama
  • Spice up your life
  • Viva forever

Tracklist

  1. Wannabe
  2. Say you'll be there
  3. 2 become 1
  4. Mama
  5. Who do you think you are
  6. Move over
  7. Spice up your life
  8. Too much
  9. Stop
  10. Viva forever
  11. Let love lead the way
  12. Holler
  13. Headlines (Friendship never ends)
  14. Voodoo
  15. Goodbye

Gesamtspielzeit: 54:57 min.

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