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Jill Scott - The real thing - Words and sounds vol. 3

Jill Scott- The real thing - Words and sounds vol. 3

Hidden Beach / Ministy Of Sound / Edel
VÖ: 26.10.2007

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Sweetheart of soul

Es gibt viele Künstler, die während ihrer ganzen Karriere immer nur einen "Welthit" davon entfernt waren, zur wirklich großen Nummer aufzusteigen. Es gibt allerdings nur Jill Scott, die ihren "Welthit" schon fertig gebracht hatte, bevor ihre Karriere überhaupt richtig losging. Ende der Neunziger schrieb sie gemeinsam mit The Roots das Grammy-prämierte "You got me" - die weibliche Stimme in diesem Track, der für die Band und vielleicht sogar den gesamten Conscious-HipHop eine neue Zeitrechnung einläutete, übernahm dann allerdings Erykah Badu. Scott legte im darauf folgenden Jahr nach. Ihr Debütalbum "Who is Jill Scott?" enthielt zwar keinen weiteren "Welthit", stellte aber die richtigen Fragen und eröffnete eine in vielerlei Hinsicht wegweisende "Words and sounds"-Trilogie, die mit "The real thing" nun ihren Abschluss findet.

Was man in der Zwischenzeit von Scott gelernt hat: Es gibt Kleider für Soulsängerinnen, die sich tragen lassen, ohne dass die Titten raushängen, ehrlich. Man muss sich nicht wie ein Pornostar mit Duracell-Batterie im Arsch bewegen, um sexy zu sein, ganz im Gegenteil. Und man darf, nein, sollte sogar etwas zu sagen haben, wenn man es so bissfest und unmissverständlich wie sie formulieren kann. "The real thing" war nun in einem Anfall von Tori-Amos-haftigkeit als Konzeptalbum angedacht, auf dem jeder Song aus der Perspektive einer anderen Frau gesungen werden sollte - angefangen bei der Kellnerin im "Hooters" bis runter zur Senatorin. Dieser Plan wurde allerdings geknickt: Scott hat in einem zweiten Anfall von Tori-Amos-haftigkeit erkannt, dass all diese Charaktere in ihr selbst stecken und die jeweiligen Blickwinkel stattdessen zu einer stringenten Platte zusammengeführt.

Die Bandbreite des Albums wird dabei schon von seinen ersten vier Stücken vorweggenommen. "Let it be" entfernt sich als ungemütlicher Auftakt weit von gewöhnlichen R'n'B-Songformaten, lodert nervös und findet schließlich den Übergang ins Titelstück mit seiner maßregelnden Gitarrenlinie und alle Wogen glättenden Vocals. "Hate on me" wiederum ist das genaue Gegenteil dieses Songs: eine mächtige Kraftmeierei mit Fanfaren-Sample und bebendem Gesang, der einen ganz vorzüglich zur Schnecke macht. Und "Come see me" gibt die, nun ja, auffallend rallige Mitternachts-Ballade. Zunächst irritierend glatt, dann aber doch voll mit liebenswertem Kleinkram und sowieso leidenschaftlich gesungen. Sex und Sehnsucht sind Themen diesmal, so weit sollte man schon mitkommen.

Scott ist gerne bereit, auch Verletzlichkeit und Schwächen einzugestehen, sie hat nichts zu verbergen, weil sie ohnehin niemals stärker tut, als sie tatsächlich ist. "Insomnia" kann deshalb zur ernsthaft berührenden Beobachtung über die Einsamkeit in einem halbleeren Doppelbett werden und "Crown royal" auf jede Begradigung seines Wortflusses verzichten. Gerade in seinem weit herunter getakteten Mittelteil hätte "The real thing" aber mehr echte Aufregung gebraucht, als Scott liefern kann. Zu viele Lieder verlassen sich hier allein auf ihre wandelbare, hitzige, zurückgenommene Stimme, statt die eigenen Hausaufgaben zu machen. So sehr es auch an Naturschauspiele grenzt, wenn diese Frau singt - selbst sie kann niemals besser sein als ihre Songs.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights

  • Let it be (Intro)
  • The real thing
  • Hate on me
  • Insomnia

Tracklist

  1. Let it be (Intro)
  2. The real thing
  3. Hate on me
  4. Come see me
  5. Crown royal
  6. Epiphany
  7. My love
  8. Insomnia
  9. How it make you feel
  10. Ony you
  11. Whenever you're around
  12. Celibacy blues
  13. All I
  14. Wanna be loved
  15. Breathe

Gesamtspielzeit: 50:39 min.

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