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Seal - System

Seal- System

Warner
VÖ: 16.11.2007

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Germany's next rolemodel

Ob Brangelina, Tomkat, Ashmi oder Bennifer I und II: Manchmal ist der Weg vom restalkoholisierten Ideenrülpser eines Boulevard-Magazin-Redaktionspraktikanten zum neuen, hippen Schnack einfach viel zu kurz, um seinen Protest überhaupt angemessen in Gedanken fassen zu können. Seit einigen Jährchen auch mit dabei: Heidi Klum und Gatte Seal. Klagte der "Killer"-Sänger Anfang der Neunziger noch "Solitary sister, solitary brother", so gibt's ihn mittlerweile nur noch im Doppelpack. Denn das "System" Klum/Seal funktioniert nach innen wie nach außen einfach zu perfekt, um sein Publikum zu verfehlen. Oder ein durch die Bank gutes Album aufzunehmen.

Vollmundig als Gitarrenalbum angekündigt, ist davon auf "System" nicht mehr wirklich etwas zu hören. Viele der Songs bleiben in Keyboardflächen und Pluckerbeats stecken, mischen butterweiche House-Arrangements mit schwammigen Tranceeinlagen. Ein einziger, flauschiger Wohlfühlteppich, aus dem Produzent Stuart Price (Zoot Woman, Madonnna) zudem noch all das konsequent herausgemischt hat, was den Gesangsvortrag ausquetschen, aufbocken oder gar auseinandernehmen könnte. Denn Seals Stimme ist natürlich nach wie vor eine großartige. Man hört ihr gerne zu, keine Frage. Doch schon viel zu lange dümpelt sie auch ziemlich verloren zwischen dem Ausschöpfen ihres immensen Volumens und einer klangästhetischen Zuckerglasur umher, die all die Tiefen, Höhen und Mitten wieder zur Bedeutungslosigkeit abschleift.

Die rühmliche Ausnahme bieten Songs wie das pochende Titelstück, "Dumb" oder "Immaculate". Hier taucht Seal verschwörerisch durch die Harmonien, versprüht Leben und Intensität. Auch das mit Captain-Future-Synthies und 90er-Eurodance-Beat aufgestörte "The right life" und die düster angehauchte Ballade "Rolling" machen Boden gut. Ansonsten aber bietet "System" wenig Ärgerliches, aber nicht eben viel Spannungsgeladenes.

Extrem unfunky - es muss ja erwähnt werden - ist es auch, ein Duett mit seiner Niedlichkeitsterror gewordenen Ehepartnerin aufs Album zu drücken und dieses dann auch noch "Wedding song" zu nennen. Natürlich funktioniert der Song trotzdem oder gerade deswegen genauso gut wie die öffentliche Ehe. Denn im Angesicht seiner glatt gepuderten Gattin sind Seals Narben endlich verheilt, und ist er selbst schon längst im Hauptberuf Beischläfer und Erziehungsgehilfe einer wandelnden McDonalds-Reklame. So steckt auch Seals Musik wie jedes "System" inzwischen mindestens ebenso voller Sicherheit wie Unterdrückung. Demnächst dann noch ein Duett mit Wolle Schäuble und er wäre endgültig angekommen im urdeutschen, stocksteifen Promihimmel. Ein integrativer, diktatorischer Irrsinn, der ja stets auch dazu gehört, zum innenpolitischen Überwachungsstaat. Seine einstige Frage an die Welt richtet sich somit noch nicht einmal mehr an sich selbst, wird eher zur rhetorischen: "Is there still a part of you that wants to live?" So literally, brother.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights

  • System
  • The right life

Tracklist

  1. If it's on my mind, it's on my face
  2. Amazing (Thin White Duke edit)
  3. Just like before
  4. Loaded
  5. Wedding day
  6. System
  7. Dumb
  8. The right life
  9. Rolling
  10. Immaculate
  11. Amazing (Album version)

Gesamtspielzeit: 47:31 min.

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