Hosh - Hosh
Virtual Volume / Eastwest / Warner
VÖ: 28.05.2001
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Der Mann mit der Glatze
Man kennt sie bestens. Fast überall blinkt sie uns entgegen, wenn es um mal nachdenklichen, mal zupackenden Pop'n'Roll geht: die Glatze. Stolz trägt man die fehlende Haarpracht und bedeckt sie nur manchmal mit Hut. Peter Garrett von Midnight Oil, Michael Stipe von R.E.M., Ex-Kürbis Billy Corgan und schließlich auch Ed Kowalcyk von Live - sie alle stehen für große Gesten, bisweilen dicke Eier und die richtige Stirnfalte in der Melodie.
Zu einem Zeitpunkt, an dem sich Kowalcyks Band zu sehr in spirituellen Fußangeln verfängt, treten plötzlich andere in ihre Stapfen. Hosh lautet ihr Name und selbstverständlich gehört auch ihre Stimme Jan Robitzky zur Fraktion "Fehlendes Haupthaar". Wer braucht schon Löwenmähnen oder Gelscheitel, wenn man statt in die Haarpflege jede Mark in die Musik stecken kann? Hoshs selbstbetiteltes Debüt läßt diesbezüglich jedenfalls auf ehemals prallgefüllte Sparschweine schließen. Mit wuchtigem Riffrock, melancholischen Melodien und eigentlich fast allem, was in den Neunzigern den Alternative Rock in die Stadien dieser Welt trieb, graben sich Songs wie "It's not your fault" oder "Maybe you" ins Gehör und schlagen dort Wurzeln.
Frappierend erscheint dabei immer wieder die Ähnlichkeit zwischen Robitzkys Gesang und dem Songwriting seiner Truppe mit diesem bestimmten Vierer aus Pennsylvania. Die bisweilen knirschenden, aber doch meist beherrscht vibrierenden Gitarren und die trotz aller Wucht mit Augenmaß verprügelten Drums sind dabei selbstverständlich längst nicht mehr das höchste Ausmaß der Moderne. Dennoch ist das Gespür der Band für alternativen Konsens-Rock wie aus dem Lehrbuch unverkennbar. So kommt mit geschlossenen Augen sicherlich bei manchem ein leicht wehmütiges Gefühl an 1994 auf, als Songs wie "I alone", "Lightning crashes" oder "Selling the drama" das große, neue Ding waren. Mit der eindringlichen Single "Marie" und dem unheilvoll dräuenden "Killer ants" gelingen Hosh sogar Songs, die Lives "The distance to here" aus dem Mittelmaß hätten herausholen können. Auch wenn immer mal wieder die kahlen Köpfe der Vorbilder durch die einzelnen Tracks schimmern, überflügelt man in den besten Momenten die momentan formschwachen Idole. So können Hosh letztlich auf eine Sache zurecht stolz sein: ihre ganz eigene Platte.
Highlights
- Just a lie
- Marie
- Killer ants
- Dance to the sun
Tracklist
- It's not your fault
- Just a lie
- Marie
- Metaphor for you
- Corn-mummy
- Aquarium
- Another story
- My words
- Killer ants
- Maybe you
- Dance in the sun
- Smash
Gesamtspielzeit: 43:35 min.
Referenzen
Live; Powderfinger; Our Lady Peace; R.E.M.; Sister Hazel; Addict; Moist; 3 Doors Down; Better Than Ezra; Matthew Good Band; Sponge; Matchbox Twenty; Terry Hoax; Aprildaze; Mental Hippie Blood; Stone Temple Pilots; Fuel; Seven Mary Three