Listen




Banner, 120 x 600, mit Claim


Bat For Lashes - Fur and gold

Bat For Lashes- Fur and gold

EMI
VÖ: 02.11.2007

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Federn lassen

Aufzuwachen ist immer auch ein kleiner Tod der Träume. Halbdurchsichtige Gedanken und Gefühle springen sanft, fliegen in Zeitlupe und zerplatzen wie Seifenblasen. Der Schleier wird zerrissen, Erinnerungen zerfasern sich, driften in eine abgelegene Bewusstseinskammer ab, verharren einen Augenblick im Standby-Modus, bis die fade Wirklichkeit ihren Tribut fordert und die zweite Existenz, die sich im Traum weder an Ort noch Zeit orientieren muss, zerstört wird. Die Zeremonienmeisterin dieser Phase zwischen Federbett und Kaffeemaschine heißt Natasha Khan.

Der Kopf hinter dem reinen Frauenensemble Bat For Lashes stammt aus Pakistan und ist eine wundersame Gestalt. Zart besaitetet und auf kleine Schwingungen in der Atmosphäre horchend, hat sie auf "Fur and gold" den kleinen Tod überwunden und ihre Träume zum Klingen gebracht. Auf dem Cover ihres Albums sieht sie weniger wie eine Traumfängerin, sondern eher wie eine Squaw aus. Dabei würde sie die Federn unterm Kopf in ihrem Kissen dringender brauchen können als auf ihrem Haupt.

Sound-Koryphäen wie Thom Yorke, Devendra Banhardt und Jarvis Cocker outeten sich längst als Verehrer, und wer "Fur and gold" hört, erkennt schnell den Grund. Ein treibendes Cembalo macht in "Horse and I" den Anfang und taucht in die Kammermusik der Renaissance ein. Natasha Khans ausdrucksstarke Stimme hebt sich mit sanftem Halloween-Chor über die flirrenden Tasten, ein Geisterhauch umwabert die ersten Zeilen, bis sich eine Bürgerkriegstrommel zur Traumreise dazugesellt. In "Trophy" dringen Bat For Lashes sphärisch in abgelegene musikalische Gefilde vor; in "Tahiti" wispert Khan unterstützt von unterkühlten Harmonien und rhythmischen Claps "Heaven is a feeling I get in your arms" und ist in diesem Augenblick ganz nah an weltabgewandten Künstlern, die normalerweise aus Island und nicht aus England kommen. Mit "Bat's mouth" erreichen Bat For Lashes schließlich die gleiche magische Intensität, wie man sie aus Björks Klangkosmos kennt und liebt.

Mit viel Gespür für skurrile Details - man beachte den "Dirty dancing"-Takt am Anfang von "What's a girl to do" - sind Bat For Lashes jedoch weit davon entfernt, nur traumwandlerische Illusionen, Tierkönigreiche und schroffe Wellenbrecher zu vertonen. Jenes "What's a girl to do" und das sanfte, zu Tränen rührende "Sad eyes" thematisieren die zwischenmenschlichen Unsicherheiten in Beziehungen. Wenn eine zärtliche Berührung im Nacken mit nichts weiter als einem traurigen Blick quittiert wird.

"Fur and gold" ist ein rätselhaftes, ein verworrenes Album. Seine Ästhetik verzaubert und lässt doch häufig genug einen unruhigen Herzschlag und eine Gänsehaut zurück. Traurige Kindheitserinnerungen werden mit stoischen Drums, klagenden Harfen und feinen Pianoklängen an die Oberfläche gespült. Da helfen auch die märchenhaften Klänge nicht weiter. Die Abgründe, die in den Seelen vor sich hin schlummern, werden mit experimentellen Instrumentierungen ausgelotet und lassen das Irrationale in der Welt von Bat For Lashes nur erahnen. Jeder träumt nun mal für sich.

(Steffen Meyer)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Bestellen bei Amazon / JPC

Highlights

  • Horse and I
  • What's a girl to do
  • Sad eyes
  • Prescilla

Tracklist

  1. Horse and I
  2. Trophy
  3. Tahiti
  4. What's a girl to do
  5. Sad eyes
  6. The wizard
  7. Prescilla
  8. Bat's mouth
  9. Seal jubilee
  10. Sarah
  11. I saw a light

Gesamtspielzeit: 45:35 min.

Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)

Einmal am Tag per Mail benachrichtigt werden über neue Beiträge in diesem Thread

Um Nachrichten zu posten, musst Du Dich hier einloggen.

Du bist noch nicht registriert? Das kannst Du hier schnell erledigen. Oder noch einfacher:

Du kannst auch hier eine Nachricht erfassen und erhältst dann in einem weiteren Schritt direkt die Möglichkeit, Dich zu registrieren.
Benutzername:
Deine Nachricht:
Forums-Thread ausklappen
(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Autotomate

Postings: 5790

Registriert seit 25.10.2014

2020-01-18 23:50:41 Uhr
Ich hab sie auch lieb, aber ich kann ihr meine Gefühle nicht zeigen: 8/10. Arbeite dran.

MopedTobias (Marvin)

Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion

Postings: 19760

Registriert seit 10.09.2013

2020-01-18 23:35:55 Uhr
Solange du immer noch bei 9+/10 rauskommst, stimme ich dir zu. Liebe die Frau.

Autotomate

Postings: 5790

Registriert seit 25.10.2014

2020-01-18 23:29:28 Uhr
Ich hab dem Album immer etwas übel genommen, so übertrieben genial anzufangen, dann aber nicht genau so weiterzumachen, sondern einfach nur… gut. Inzwischen find ich zwar auch die "enttäuschend guten" Songs großartig, aber "Horse and I" rasiert sie immer noch alle.
dominik
2012-01-26 20:04:39 Uhr
es wird auch langsam mal zeit für ein neues album! gibts denn schon irgendwelche infos dazu?
Daniel
2012-01-26 18:02:54 Uhr
Daniel Daniel Daniel
Zum kompletten Thread

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Bestellen bei Amazon

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Plattentests.de-Forum

Anhören bei Spotify