Prefuse 73 - Preparations
Warp / Rough Trade
VÖ: 19.10.2007
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
Jäger und Sammler
Nichts ist sicher vor Guillermo Scott Herren, jedes Geräusch ein potentielles Sample. Seit der in Barcelona lebende Amerikaner 2001 anfing, Alben als Prefuse 73 zu veröffentlichen, respektiert man ihn vor allem für die großen Anstrengungen, die er sich und seinen Tracks auflädt - bisher ist noch jede seiner Platten zwischen Break- und HipHop-Beats zum wilden Scheibenschießen der Musikverständnisse ausgewachsen, und natürlich ist es auch mit "Preparations" wieder so. Streng genommen wird auf dieser Platte genau das gleiche gemacht wie auf den drei Prefuse-73-Alben davor. Wer ungeduldig ist, erkennt vielleicht sogar schon die ersten Abnutzungserscheinungen. Es muss aber trotzdem unverändert gelten: Dieser Typ kann einen fertig machen.
Vordergründig ähneln sich die zwölf Tracks und zwei Interludes auf "Preparations" sehr; erst in den Details, die von einer sehr aktiven Drum-Machine immer wieder an den Rand der Stücke gedrängt werden, zeigen sich die entscheidenden Unterschiede. Ins trefflich benannte "Spaced + dissonant" samplet Herren Streicher, die trotz aller Verfremdungen und Verformungen immer als letztes menschliches Element der Musik erkennbar bleiben. "Smoking red" gewinnt durch das Schlagzeug von Battles-Drummer John Stanier viel Dynamik, obwohl Herren auch hier wieder die Schere ansetzt und viel Klebstoff verbraucht, um den Track nach seinem Belieben umzubauen. "Beaten Thursdays" reicht ein kleiner Kniff, ein zweiter Drum-Effekt nach knapp zwei Minuten, um wirres Geklingel und betäubte Vocal-Fetzen zu versöhnen. Harte Arbeit, wie gesagt, aber solche, die sich bezahlt macht.
Anders als sein Kollaborations-lastiger Vorgänger "Surrounded by silence" ist "Preparations" dabei eine stille Platte. Herren lädt sie relativ selten mit Sprach-, Rap- und Gesangsamples auf - seine Freunde und Arbeitskollegen von The Books kriegen das sowieso besser hin -, und er holt sich auch nur für den herausragenden Psychedeliker "Class of 73 bells" zwei Gastsängerinnen auf die Platte. Sie kommen von der New Yorker Band School Of Seven Bells, sie singen "I am under no disguise", und sie lügen einem natürlich glatt ins Gesicht damit.
Egal, ob nun Freejazz-Splitter, Techno-Wahnsinn oder Underground-HipHop über "Preparations" zerbröselt wird, es geht ja immer gerade ums Verschleiern und Vermengen, bis alles zu einem und bestenfalls neu wird. Weil man ihm den alten Vordenker-Bonus aber heute nicht mehr gewähren kann, wirkt Herren streckenweise unterfordert und von sich selbst gelangweilt. Seine vierte Platte verkauft ihn zum ersten Mal unter Wert - es könnte aber auch sein, dass er sich hier nur die Schuhspitze poliert, die der elektronischen Musik bald schon den nächsten Arschtritt verpassen wird.
Highlights
- Beaten Thursdays
- Class of 73 bells
- Smoking red
Tracklist
- From the East intro
- Beaten Thursdays
- Aborted hugs
- Class of 73 bells (feat. School Of Seven Bells)
- Girlfriend boyfriend
- Smoking red (feat. John Stanier)
- Prog version slowly crushed
- Noreaster cheer
- Let it ring
- 17 seconds interlude (feat. Tobias Lilja)
- I knew you were gonna go
- Pomade suite version one
- Spaced + dissonant
- Preparation outro version
Gesamtspielzeit: 46:12 min.
Referenzen
RJD2; Kid606; Eliot Lipp; cLOUDDEAD; Savath & Savalas; Piano Overlord; La Correción; Techno Animal; Still; Antipop Consortium; Beans; Dabrye; Four Tet; Fridge; Two Lone Swordsmen; Funkstörung; Modeselektor; Daedelus; Caribou; DJ Shadow; Boards Of Canada; Aesop Rock; El-P; Cadence Weapon; Autechre; Aphex Twin; Wauvenfold; Herbert; Fennesz; Cornelius; Stereolab; Styrofoam; Isan; Mouse On Mars; Anticon; Alias; Dälek; Battles
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