Holy Fuck - LP
Young Turks / XL / Beggars / Indigo
VÖ: 26.10.2007
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
The Go!!! Team
Selbstverständlich sind Musikkritiker vom Neid zerfressene und vom Leben gezeichnete Gestalten, die a) keine abkriegen, b) nur mit Kreditkarte überleben und c) für den Berufsstand des Journalisten ähnlich bedeutend wie die Frikadellendreher bei McDonald's für die Zunft der Köche. Musikkritiker sind aber auch die einzigen Menschen, die einen Satz wie "Holy Fuck klingen nach einer gut aufgebrühten Mischung aus Ratatat und Chk Chk Chk" schreiben können, ohne deshalb Ärger mit ihren Chefredakteuren zu kriegen - von daher: Danke, es geht sehr gut. Den Tag heute haben also gerettet: Brian Borcherdt, Graham Walsh und ihre teilzeitbeschäftigten Freunde aus Toronto. Die nächste Nacht wird retten: ihr Debütalbum "LP", ein Schwergewichtstänzer vor dem nass geschwitzten Herrn.
Die Musik von Holy Fuck hat nichts mit Jazz zu tun, aber sie teilt sich wichtige Begleitumstände mit einigen der größten Jazz-Platten überhaupt: den Verzicht auf Gesang und das Verlassen auf weitreichende Improvisation. Borcherdt und Walsh sind Instinktmenschen, die am Anfang eines Songs nur selten wissen, wo sie vier Minuten später ankommen werden. Wie sie dort hingelangen, spielt aber eh keine Rolle. Wichtig ist nur, was auf dem Weg dahin passiert. Besonders "Echo Sam" fährt gut mit dieser Einstellung, ein dunkel funkelndes Tier mit Liars-Percussion und garstigem Bass von ganz tief unten. Was den Hit der Platte angeht, hat man sich trotzdem schon auf "Milkshake" (nicht verwandt, nicht verschwägert) geeinigt. Es ist etwas weniger biestig, mehr um Kontrolle bemüht. Für Holy Fuck funktionieren beide Wege.
Dabei ähnlich verzwickt wie die Jazz-Sache: "LP" hat eine Menge gemeinsam mit der elektronischen Erlebnismusik von Chemical Brothers und Basement Jaxx, wurde aber beinahe exklusiv aus "echten" Instrumenten herausgekitzelt. Dass der Puls dieser Platte deshalb so rast, ihr Herz mit jedem Track ein bisschen fester schlägt, lässt sich höchstens behaupten. "LP" aber kommt so oder so gut hin mit seinem rockmusiklosen Rock-Verständnis, samplet geradezu bösartig fröhliche Streicher in den Weltuntergang von "Lovely Allen" und fuchtelt einem mit den Endlosschleifen von "The pulse" solange vor dem inneren Auge herum, bis man sein ganz persönliches Blitzlichtgewitter mit ansehen muss. Ein-, vielleicht zweimal wird der letzte Kick für eine Wiederholung zuviel geopfert. Mindestens The Go Team und You Say Party We Say Die sollten nach dieser Platte kleinlaut ihre Ausrufezeichen zurückgeben.
Highlights
- Milkshake
- Lovely Allen
- Echo Sam
Tracklist
- Super Inuit
- Milkshake
- Frenchy's
- Lovely Allen
- The pulse
- Royal Gregory
- Echo Sam
- Safari
- Choppers
Gesamtspielzeit: 36:57 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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koe |
2010-02-05 11:48:37 Uhr
Heilige Scheisse,waren die geil gestern. Bestes Konzert seit ner ganz schoenen Weile. |
koe |
2010-01-24 03:49:05 Uhr
Juhu juhu. Spielen Donnerstag auf der Transmediale, Freitag dann Four Tet und Dan Deacon. Und ich hab schon Tickets... Krieg mich nich mehr ein... lach... |
koe |
2010-01-24 03:18:51 Uhr
Ich komme gerade gar nicht drauf klar. Wie konnte das nur an mir vorbeiziehen. Ich betrink mich jetzt, rauch noch zwanzig kippen und hoer mir das an. Sorry fuer den Uebrschwang. |
daktari |
2010-01-21 10:47:20 Uhr
unbedingt!safari ist stammgast bei unseren parties=) |
toolshed |
2010-01-21 05:32:12 Uhr
Unbedingt! Neues wird sehnlichst erwartet.. |
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Referenzen
Ratatat; !!!; Out Hud; Measles Mumps Rubella; LCD Soundsystem; The Go! Team; The Avalanches; Junior Senior; Groove Armada; Basement Jaxx; Soulwax; Urlaub In Polen; The Faint; Trans Am; Fischerspooner; Vitalic; Zoot Woman; Justice; Simian Mobile Disco; Digitalism; Daft Punk; Cassius; MSTRKRFT; The Chemical Brothers; The Sunshine Underground; Shitdisco; Klaxons; New Young Pony Club; Deerhunter; Liars
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