The Elephants - The Elephants
Tapete / Indigo
VÖ: 05.10.2007
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Rüssel an Schwanz
Es gibt Bandnamen, die gewisse Verpflichtungen implizieren. Ein Rolling Stone, der erstmal die 27 überlebt hat, muss einfach steinalt werden, auch wenn er sich dabei gelegentlich selbst auf die Palme bringt. Die Sportfreunde Stiller dürfen in ihren Texten keinesfalls den Intellekt eines kopfballstarken Fußballers überfordern und die Killers, nun, die sind wohl eher ein schlechtes Beispiel. The Elephants wiederum wären ihrem Bandnamen eigentlich schuldig, sich als gewichtigste Formation seit den Wildecker Herzbuben zu präsentieren. Am besten gleich in Supergroup-Besetzung: Benjamin Blümchen, Reiner Calmund, die Ottifanten und Otti Fischer. Oder wenigstens Dumbo und Dirk Bach. In dieser Hinsicht haben Bjarke Bendtsen und seine Freunde, allesamt aus Kopenhagen, das Thema komplett verfehlt. Denn leichtfüßiger könnte ihre gut verquirlte Melange aus harmonieseligem West-Coast-Pop, harmlosem Easy Listening und schamlosem Minirock-Sixties-Beat nun wirklich kaum klingen.
Dass der Opener tatsächlich "Obvious" heißt, kann angesichts der Vielzahl musikalischer Offensichtlichkeiten nur zwei Dinge bedeuten: Die Dänen haben entweder Humor oder ein Kreativitätsproblem. Zweifelsfrei ist hingegen, dass die drei Jungs plus Quotenfrau wohl der aktivste Brian-Wilson-Fanclub Skandinaviens sind und auf ihrem ersten Album mal eben den Mitgliedsbeitrag für die nächsten fünfundzwanzig Jahre vorauszahlen. In aller Frühe schlendert die Gitarre aufs Sonnendeck, um sich per geschicktem Handtuchwurf einen freien Liegestuhl zu sichern. Eine weise Entscheidung, denn das Debüt der Elephants ist ungefähr so überfrachtet, wie der Strand im hochsaisonalen Rimini. Es dauert dann auch nur ein paar Sekunden, bis Handclaps, Mundharmonika und Forever-Young-Philosophie hinterhergedackelt kommen und einen netten kleinen Kindergeburtstag veranstalten: "Let's turn eleven for good." Naivität ist nicht immer ein Grund zum Kopfschütteln, manchmal liegt Fußwippen näher. Surfgitarren, Banjo, Ukulele, die für Elefanten höchst obligatorischen Bläser und niedlicher Boy-Girl-Harmoniegesang haben zumindest einige gute Argumente parat.
"5 minutes" schüttelt überraschend ein herrlich verschwenderisches Orchester-Arrangement aus dem Handgelenk, "The cruise" protokolliert eine sommerliche Spritztour mit Pedal-Steel auf dem Beifahrersitz , und "Shivers" trägt das altmodischste aller Retro-Accessoires: ein Flötensolo. Den ohnehin schon unverkennbaren Beach-Boys-Faktor verstärkt nicht nur das anspielungsreiche "Caroline knows", sondern auch - wie bei "Seagull" - das gute alte Theremin. Oder wie der Fremdwortverächter sagt: die Ätherwellengeige. Die zwölf Songs haben durchaus Ähnlichkeiten mit Zirkus-Elefanten, die in der Manege im Kreis trotten; zumindest was den geringen Bewegungsradius und die etwas eintönige Farbgebung betrifft. Die ist hier aber immerhin angenehm sonnengelb. Übrigens: Das Herz eines Dickhäuters wiegt angeblich vier mal so viel wie sein Gehirn. Als Gegenbeweis ist diese Platte völlig ungeeignet. Törö.
Highlights
- Obvious
- 5 minutes
- Seagull
Tracklist
- Obvious
- Ann
- 5 minutes
- Seagull
- Shivers
- Valentine's Day
- The cruise
- Caroline knows
- New ark
- Autumn hearts
- Good time
- Splinter song
Gesamtspielzeit: 52:02 min.
Referenzen
Brian Wilson; The Beach Boys; I'm From Barcelona; Maplewood; The Thrills; The Magic Numbers; The Polyphonic Spree; The Orange Peels; Shout Out Louds; Roy Orbison; Tilly And The Wall; Pelle Carlberg; Crosby, Stills, Nash & Young; Travis; The Cardigans; The Hidden Cameras; Belle & Sebastian; Beulah; Loney, Dear; The Shins; Guster; The Mamas And The Papas; The Beautiful South; America; Acid House Kings; The Flying Burrito Brothers; Laurel Music; The Broken Beats; Suburban Kids With Biblical Names; Peter Bjorn And John; The Stands
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