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Troy Von Balthazar - Troy Von Balthazar

Troy Von Balthazar- Troy Von Balthazar

Sinnbus / Al!ve
VÖ: 26.10.2007

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Entkleidet

"I love waiting" hieß es auf "It's a miracle", Chokebores letztem Output. Das war 2002, und dieses Motto sollte sich besser auch jeder Liebhaber dieses Indiejuwels aufs Fähnchen geschrieben haben, denn bis auf schnöde Wartezeit und ein Livealbum gab's seitdem nichts neues mehr. Und wer weiß schon, ob da jemals wieder was kommt, denn die Luft sei raus, heißt es. Aber wer braucht schon das Kollektiv, wenn Solopfade so schön klingen können wie das selbstbetitelte Album von Sänger Troy von Balthazar.

Dieses erscheint nun auch hierzulande, nachdem es seit gut zwei Jahren so ziemlich überall sonst zu haben war. Na, wo ist das Fähnchen mit dem Durchhaltemotto schon wieder? Gelohnt hat sich das Ausharren aber zumindest. Aufs Skelett reduziert begibt sich das Album auf die Suche nach der Schönheit im Schmerz. "Erase something / Erase something / Erase something sweet," flüstert von Balthazar mit brüchiger Stimme im repetetiven "Dogs" zu zaudernden Akustik-Akkorden. Irgendwo unter dieser Blenderei muss sich doch etwas verbergen. Vielleicht ja das gebeutelte Etwas, das manche "Romantik" nennen?

Das Grobe, das bei Chokebore in lauten Gitarren kracht, schimmert auf von Balthazars Songs nur in Form simpler Bauklotz-Beats der alten Casio-Orgel. In ihrer Nacktheit wirken die Lieder damit sperrig und fragmentarisch, aber auch ungeschminkt ehrlich. Aggressivität bringt alleine "Rainbow" auf: "Finally when you think you have control / You're just like the rest of us / You're colorless," wird der Überheblichkeit schrill entgegengeschmettert. Denn das Leuchten gibt es nur in der Natürlichkeit, verborgen im dunklen Unbewußten. Bei "Magnified" wird es drängend herbeigesehent, in "Bad controller" zweifelt es in den vorbeiwehenden Klagelauten und tadelt versöhnlich in "You when you're drunk".

Aber wer nun all den Trübsal dieser Welt vereint sieht, sollte da nicht nur angesichts des augenzwinkernden Gospelcovers "Old black Joe" vorsichtig sein. Denn ist ihm der Wunsch nach einem männlichem Snob-Dasein in "Took some $$" abzunehmen? Oder das Eingeständnis seiner Minderwertigkeit gegenüber den Spießbürgerwerten, das in dem von einer Spieluhrmelodie umbauschten und mit japanischem Singsang eingeleiteten "Playground" durchklingt? Kaum, denn sein Heim hat von Balthazar selbst schon vor langer Zeit der Weltenbummelei geopfert. Und so wurde das Album teils in den USA, teils in Frankreich und auch im hiesigen Leipzig aufgenommen, je nachdem, wo gerade ein Sofa für ihn frei war.

Nicht nur die Freiheit bleibt trotz allem, wie der Schlusstrack "Heroic little sister" beruhigt. Auch die sich berührenden Körper, die Liebeleien mit den engelsgleichen Wesen geben Halt. Wesen wie Adeline Fargier, seine französische Begleitstimme im verzerrenden "Perfect". Sanft lenkt sie von Balthazars unruhigen Blick auf die Vollkommenheit der Situation. Der Schelm lässt selbige dafür im Opener mit Hilfe von Loopverfahren anzügliches Hauchen von sich geben. Und solange Balthazar noch Oden an die sich umschlingende Distanz wie "Real strong love" schreiben kann, klingen auch die schüchternen Liebeserklärungen wie in "Cover us" optimistisch fort: "You're so right. You're so light. It's all bright. You're so right. You're so light. It's all bright."

(Tobias Wallusch)

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Highlights

  • I block the sunlight out
  • Real strong love
  • Perfect

Tracklist

  1. tvb has fingers
  2. Took some $$
  3. Magnified
  4. I block the sunlight out
  5. Dogs
  6. Numbers
  7. Real strong love
  8. Bad controller
  9. Perfect
  10. Old black Joe
  11. The color comes
  12. You, when you're drunk
  13. Rainbow
  14. Cover us
  15. Playground
  16. Heroic little sisters

Gesamtspielzeit: 42:41 min.

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