Public Enemy - How you sell soul to a soulless people who sold their soul???

Slam Jamz / Cargo
VÖ: 12.10.2007
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10

Drive-in shooting
Ob nun Professor Griff seinen antisemitischen Skandalnudelsalat zunächst allein auslöffeln, dann aber doch wieder mitmachen durfte, Chuck D die Nation Of Islam wieder ghettofähig machte oder aber Flavor Flav auf dem Bachelor-Sofa einer dänischen Dogge die homophoben Verkehrsmeldungen vorlas - stets richtete jedes noch so belanglose "Reprasent" den Radarschirm des Innenohres zielsicher nach Public Enemys hip und hop zwischen Song, Album und öffentlicher Debatte aus. Und gehörte letztlich doch nur zu einem clownesken Doppelsinn, in dem manche Bombe allein deshalb gelegt wurde, um den Laden am Laufen zu halten und Bewegung ins Spiel zu bringen. "Battle" hieß auch das einmal, und Public Enemy trieben ihn einst nicht nur auf die Spitze, sondern ebenso ins Innerste ihrer Front wie in die Öffentlichkeit. Sie forderten heraus, um Information nicht nur zu verbreiten, sondern mit ihrer Hilfe prekäre Situationen heraufzubeschwören.
Auch das CNN der Schwarzen sendet nun aber schon längst vorwiegend Daily-Talk- und Reality-Quark. Angesichts von Sandkastenförmchen, die auf Testosteronmüllhalden gegen Windmühlen gedisst werden, haben Public Enemy kaum noch etwas zuzusetzen. "How you sell soul to a soulless people who sold their soul???", ihr zehntes Album zum zwanzigjährigen Bestehen, geht deshalb nicht nur die Relevanz des eigenen Outputs an, sondern nimmt Kimme und Korn des inneren Radars gleich mit ins altehrwürdige Fadenkreuz.
So etwa, wenn "Black is back" zusammen mit "Frankenstar" als Run-DMC-Hommage in der Raprock-Parade herumstakst. Oder "Harder than you think" mit Flavs Uraltlyrics vom ersten Demotape Geschichtsunterricht im Schulterklopfen gibt, die Gitarren jedoch lieber unter mächtigen Soulbläsern begräbt, die Public Enemys Rückkehr fanfarenartig und in Dauerschleife einhämmern. Auch das Spiegelfechten zwischen "Sex, drugs & violence" (feat. KRS-One) und dem folgenden "Amerikan gangster" ist prototypisch für eine derart mehrfaltige Ironie. Während zunächst die 50-Cent-Kinderchöre und Streichersamples im nackten Beat verschwinden und die Substanzlosigkeit des darunter liegenden, rhythmischen Nichts beinhart ausgestellt wird, gibt "Amerikan gangster" ein Schulterzucken zum Besten, das die soeben erreichte Spitzfindigkeit wieder abrundet. Erst zwischen beiden Songs entsteht so etwas sehr Großes und Humorvolles.
Dass "Escapism" mit seinen psychedelisch-rockenden Orgel- und Gitarrenfiguren und "See something, say something"s verhuschelter Funk ziemlich spät etwas bei den Beastie Boys gelernt haben, ist hingegen der Witz des Tages, dessen Pointe die Bauchmuskeln ordentlich zum Zittern bringt. Denn das drückt schon anständig, ebenso wie die Beats von "Flavor man", "Col-leepin" und des Titelstücks. Nostalgisch unterbuttert von die Schlagzeugfiguren (syn)kopierenden Bassläufen und Sekundenbruchteilscratches wirken Public Enemy hier zugleich verspielter, rougher und konsequenter als zuletzt, was in der Tat an der heißersehnten Rückkehr wenigstens eines Teils der Bomb Squad (Gary G-Wiz) auf den Produzentenstuhl liegen mag.
Zum Jubiläum haben sich Public Enemy somit immerhin eine Plattform geschaffen, von der aus wieder einigermaßen scharf geschossen wird. Wenn auch das Fadenkreuz im Innenohr diesmal vor allem ihre eigene Radarfalle ist, so hat nach wie vor niemand mehr als sie das Recht, so früh wie möglich am Brandherd zu sein. Sie müssten eigentlich nur wieder die Sirene anstellen.
Highlights
- Harder than you think
- Escapism
- See something, say something
Tracklist
- How you sell soul to a soulless people who sold their soul?
- Black is back
- Harder than you think
- Between hard and a rock place
- Sex, drugs & violence
- Amerikan gangster
- Can you hear me now
- Head wide shut
- Flavor man
- Enemy battle hymn of the public
- Escapism
- Frankenstar
- Col-leepin
- Radiation of a radiotvmovie nation
- See something, say something
- Long and whining road
- Bridge of pain
- Eve of destruction
- How you sell soul (Time is God refrain)
Gesamtspielzeit: 62:28 min.
Referenzen
Chuck D; Flavor Flav; The Asiatic Disciples; Terminator X; Fine Arts Militia; Spectrum City; KRS-One; N.W.A.; Redman; A Tribe Called Quest; Mos Def; Nas; Gang Starr; KMD; Wu-Tang Clan; Paris; Eric B. & Rakim; EPMD; Ice-T; Ice Cube; Sister Souljah; Boogie Down Productions; Run DMC; Beastie Boys; Boo-Yaa T.R.I.B.E.; Dr. Dre; Kool Keith; Missy Elliott; Cypress Hill
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