Stereophonics - Pull the pin
V2 / Rough Trade
VÖ: 12.10.2007
Unsere Bewertung: 3/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Laming lips
Ein Preis ist den Stereophonics für ihr sechstes Studioalbum immerhin sicher: Der für das mit Abstand schauderhafteste Cover-Artwork, das in diesem Jahr arglosen Musikfreunden ins Gesicht gesprungen ist. Man möchte gar nicht wissen, wohin diese psychedelisch lackierten Lippen gehören und was sie da für SM-Spielchen im Darkroom treiben. Schmerzhaft und zappenduster, geradezu unterirdisch, wird es auf "Pull the pin" auch musikalisch: Kelly Jones röhrt bisweilen wie ein besoffener Bryan Adams, macht auf Kneipen-Hardrock und tackert überall dreckige Gitarrensoli an, die so einen Bart haben, dass sie eigentlich schon längst bei ZZ Top ihr Gnadenbrot kriegen müssten.
Als 1997 ihr großartiges Debüt "Word gets around" erschien, konnte niemand ahnen, dass die Stereophonics in den folgenden zehn Jahren eine beispiellose kreative Talfahrt hinlegen würden. Seit "Just enough education to perform" kann man den Output der Band aus Cwmaman auf drei simple Songtypen runterkürzen: die pseudo-gefühlige Ballade, das radiokompatible Midtempo-Liedchen und den derben Riff-Raff-Gassenhauer. Der Opener des aktuellen Aufgusses heißt zu allem Übel auch noch "Soldiers make good targets", schickt einen aufgekratzt referierenden Kriegsreporter vor, während im Hintergrund ein "Alarm für Cobra 11"-Score anschwillt und Kelly Jones zu gepanzerten Gitarren "You shoot / You lose" kreischt. Macht Ideenlosigkeit aggressiv? Es deutet vieles darauf hin.
Im monotonen Däumchendreh-Rhythmus von "It means nothing" schwingt eine tragikomische Selbstdiagnose mit, und Jones klingt zur Abwechslung mal wie ein nüchterner Bryan Adams. Dabei ist "Pull the pin" eigentlich das unkommerziellste Album der Stereophonics. Keine ihrer fünf vorhergehenden Platten vermittelte ähnlich unmissverständlich das Gefühl, dass den drei Walisern jeglicher Erwartungsdruck so dermaßen am Arbeitsklima vorbei gegangen ist. Der Plan war, Songs zu schreiben "wie mit 18". Der Nachteil: Mit der Energie von einst ist auch das Amateur-Niveau wieder auferstanden. Beispiel gefällig? In "I could lose ya" wird sehniger Schweinerock hysterisch durch den Fleischwolf gedreht, und der Metzgermeister grölt nebenbei auch noch außerordentlich pubertäre Texte: "I tried to get my hand under her jumper."
Produzent Jim Lowe (Foo Fighters, Manic Street Preachers) hat fleißig dazu beigetragen, dass vermutlich sogar der Frontmann himself nicht mehr versteht, was er bei "Ladyluck" eigentlich gesungen hat. Die Monster-Truck-Produktion fährt sich fröhlich selbst über den Haufen, und man fragt sich ernsthaft, ob da jetzt schon wieder eine dumpf verzerrte Gitarre gniedelt oder möglicherweise doch jemand in eine Gießkanne bläst. Auch wenn "Bright red star" eher nach Folk-Traditional als nach Phonics-Original klingt, ist es mehr als wohltuend, wenigstens in einem Stück nichts weiter als eine akustische Klampfe und den Reibeisenorganisten zu hören. Dass Kelly Jones im Refrain natürlich mal wieder mit Kelly Jones im Chor singen muss: verziehen. Auch mit dem quirligen "Pass the buck" kann man sich durchaus anfreunden. Aber was den aufgeblasenen Rest betrifft: Platzverweis. Push the pin!
Highlights
- Pass the buck
- Bright red star
Tracklist
- Soldiers make good targets
- Pass the buck
- It means nothing
- Bank holiday Monday
- Daisy Lane
- Stone
- My friends
- I could lose ya
- Bright red star
- Ladyluck
- Crush
- Drowning
Gesamtspielzeit: 46:23 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Armin |
2008-01-31 13:01:35 Uhr
Stereophonics | Konzertverlegung in KölnAls die Stereophonics 1997 ihr Debütalbum veröffentlichten, dominierte der Brit-Pop die englische Musiklandschaft. Davon unbeeindruckt, setzte das Trio dem allgemeinen Trend ihr Debüt voller schnörkellosem Rock "Word Gets Around" entgegen. Zehn Jahre liegen die Anfänge dieser ganz besonderen Band jetzt zurück, doch in die Rock'n'Roll-Rente werden die Fans die Stereophonics so schnell nicht entlassen. Kurz nach der Veröffentlichung ihres ersten Albums spielten sie in Deutschland gerade mal vor ein paar hundert Leuten. Heute, mit ihrem sechsten Album "Pull The Pin" bewaffnet, füllen die drei Waliser Stadien rund um den Globus. Das bislang ausverkaufte Kölner Konzert der Stereophonics wurde in eine größere Halle verlegt. Sie spielen nun am 25. Februar statt im Gloria in der Live Music Hall, Tickets sind also wieder zu haben. Allerdings für die anderen Tourstädte nur noch wenige. STEREOPHONICS live: 22.2.2008 Hamburg, Markthalle 23.2.2008 Berlin, Postbahnhof 25.2.2008 Köln, Live Music Hall 27.2.2008 München, Backstage |
Armin |
2007-12-05 20:10:32 Uhr
Stereophonics | Im Frühjahr 2008 auf Deutschland-TourAls die Stereophonics 1997 ihr Debütalbum veröffentlichten, dominierte der Brit-Pop die englische Musiklandschaft. Davon unbeeindruckt, setzte das Trio dem allgemeinen Trend ihr Debüt voller schnörkellosem Rock „Word Gets Around“ entgegen. Zehn Jahre liegen die Anfänge dieser ganz besonderen Band jetzt zurück, doch in die Rock’n’Roll-Rente werden die Fans die Stereophonics so schnell nicht entlassen. Kurz nach der Veröffentlichung ihres ersten Albums spielten sie in Deutschland gerade mal vor ein paar hundert Leuten. Heute, mit ihrem sechsten Album „Pull The Pin“ bewaffnet, füllen die drei Waliser Stadien rund um den Globus. Dennoch fühlt es sich wie ihr Debüt an: Die Stereophonics haben die Euphorie und die Leidenschaft ihrer Anfänge in ihr aktuelles Album „Pull The Pin“ gepackt und diese besondere, ungestüme Art wollen sie nun mit ihrem Publikum teilen. Dass die Mission geglückt ist, hat das Trio schon während ihrer Warm-Up-Tour im Oktober bewiesen. Alle anderen können sich live im kommenden Februar davon überzeugen. STEREOPHONICS live: 22.2.08 Hamburg, Markthalle 23.2.08 Berlin, Postbahnhof 25.2.08 Köln, Gloria 27.2.08 München, Backstage |
stativision |
2007-10-13 14:44:39 Uhr
live sind die gut?ich hab sie einmal gesehen, nachdem die "just enough education" rauskam hatte ich mich eigentlich auf den auftritt gefreut, weil ich manche songs auf der cd ganz nett fand. dann waren sie aber SO langweilig, dass ich auf irgendnem sitz fast eingepennt bin. |
PseudocideWorld |
2007-10-13 14:14:30 Uhr
Finde es ist ein ordentliches Album. Nicht mehr, nicht weniger. Leider keine Rückkehr zur Klasse der ersten beiden, aber mir gefällt es doch besser als der Vorgänger. Auf "I could loose ya" hätte ich verzichten können und "Bright Red Star" wirkt wie ein Outtake von Kellys Solo-Platte und will nicht so zum Rest passen. "Soldiers" finde ich auch nur mäßig. Highlights bisher: "Pass the buck", "Stone", "Drowning", "Daisy Lane". |
Janne |
2007-10-09 15:50:47 Uhr
Laut der Rezi hier haben sie's nicht geschafft, aber ich finde es zu einfach, Meinungen zu adoptieren nur weil sie von dem Lieblingsmagazin kommen. Selbst wenn das Album nicht so gut ist, muss man sagen, dass sie live unschlagbar sind, so dass sie sich überlegen sollten, Alben nur noch live aufzunehmen ohne den Studiokram und Produzenten. Klingt viel besser. Da bringt auch dieses "it means nothing" eine ganz andere, emotionalere Stimmung rüber. So zum Beispiel:Live-Version |
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Referenzen
Def Leppard; Bryan Adams; Nickelback; The Goo Goo Dolls; Reamonn; Feeder; The Black Crowes; Foo Fighters; Terrorvision; Manic Street Preachers; Oasis; The Dandy Warhols; Filter; Reef; Paul Weller; Aerosmith; The Free; Powderfinger; Ash; U2; 3 Colours Red; Vega 4; Shed Seven; Ozzy Osbourne; Slade; Kiss; Rod Stewart; The Rolling Stones; The Who; Bon Jovi; Farmer Boys; Caesars; Ocean Colour Scene; The Rifles; Muse; The Kooks; The Replacements; The Hellacopters; Muse; Semisonic; ZZ Top
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