José González - In our nature
Peacefrog / Rough Trade
VÖ: 28.09.2007
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Skeletor
Unlängst war er noch der schüchterne Biochemie-Student aus Göteborg, der mit einem stillen Akustikalbum einen musikalischen Achtungserfolg in seiner Heimat verbuchen konnte. Doch eine Viertelmillion bunter Flummis hat das Leben von José González umgekrempelt. Denn die durcheinander springenden Flummiwolken im TV-Werbespot eines Weltkonzerns wurden untermalt von seiner stillen Neuinterpretation der alten The-Knife-Nummer "Heartbeats". Plötzlich explodierte daraufhin der Ruhm des schüchternen Schweden - fast aus dem Nichts. Mit anderthalbjähriger Verspätung erschien sein großartiges Kleinod "Veneer" auch außerhalb Schwedens und feierte rauschende Erfolge. Inzwischen hat er vor dem Dalai Lama gespielt, Preise gewonnen, hat mehrfach Platin-Auszeichnungen eingeheimst, ist im UK neben den Arctic Monkeys der mit Abstand erfolgreichste Newcomer des vergangenen Jahres gewesen. Dass seine Songs plötzlich in hippen TV-Serien wie "O.C. California" auftauchten, beschleunigte die Ruhmwalze noch zusätzlich.
Und das, obwohl seine Songs spröde, beinahe karge, triste Schönheiten waren, bis auf das Skelett abgemagert. Kein Hauch von Glamour, keine opulenten Breitwandszenarien, keine schwelgerischen Streicherschwaden. Kein Gramm Fett. Nur minimalistische Songs, in denen es zumeist kaum mehr zu hören gibt als sanft gezupfte oder geschrubbte Akkorde einer einzelnen Akustik-Gitarre und seine samtene Stimme. Reduzierter traute sich zuletzt kaum ein anderer Songwriter auf die komplette Albumdistanz. Es war der raue, überraschende Zauber zurückgenommener Kleinkunstwerke. Sein neuer Silberling "In our nature" schließt hier nahtlos an. Nichts ist dicker oder glatter geworden - trotz gewachsener kommerzieller Erwartungen. Der Zauber ist geblieben. Nur die Überraschung ist ein wenig gewichen. Ebenso zerbrechlich und ungekünstelt huschen die Songs aus den Boxen. Ganz dicht dran ist das Mikro gewesen, hat jedes noch so kleine Saitenschnarren eingefangen.
Mal hauchzart, mal energisch zupft González seine Akkorde, glänzt mit filigranem Fingerpicking und rhythmisch akzentuierten Akkordschlägen. Kleine Motive kreiseln in scheinbaren Endlosschleifen über wechselnden Basstönen. Darüber haucht und flüstert er seine Melodien, wechselt zwischen Strophe und Refrain oft die Stimmlage; mal dunkel, verhuscht, mal hell und kristallklar. Fast eine hypnotische Qualität atmen auch seine neuen Songs, denen ein spannender Spagat zwischen fast identisch bleibenden Motiven und zugleich dynamischen Spannungsbögen gelingt. Karg, schroff, ungeschliffen. An wenigen Stellen schleichen sich unmerklich dezente Conga-Schläge von Erik Bodin ins Klangbild, weben sich Håkan Wirenstrands kaum wahrnehmbare Keyboardflächen in den Hintergrund oder das zarte Organ von Little-Dragon-Sängerin Yukimi Nagano als zweite Stimme. Viele der Songs brauchen auch diesmal lange, ehe sie auftauen. Doch ziehen sie ganz allmählich hinein in ihren karg-schönen Klangkosmos.
Erneut hat sich auch eine Coverversion auf das Album geschlichen. Nach "Heartbeats" widmet González sich diesmal einfühlsam Massive Attacks "Teardrop". Ob man es als Masche belächelt oder nicht - auch diese Version besitzt ihren ganz eigenen Charme, weitaus schlichter und direkter als das Original, wenngleich immer nahe daran gehalten. Erst im letzten Song überquert "In our nature" noch knapp den Halbstunden-Äquator - im minutenlangen, selbstversunkenen Gitarren-Nachspiel von "Cycling trivialities", dem letzten und mit Abstand längsten und großartigsten Song der Platte. Eine traumschöne Ballade mit zarten Akkorden und herrlichen Melodiebögen, die über erstaunliche acht Minuten bezaubert und mit einfachsten Mitteln ein weites Panorama entfaltet. Der Zauber ist geblieben und hier zum Ende hin sogar noch sprunghaft gewachsen. Und mit dem letzten Song hat José González auch wieder die Überraschung auf seiner Seite.
Highlights
- How low
- Down the line
- Cycling trivialities
Tracklist
- How low
- Down the line
- Killing for love
- In our nature
- Teardrop
- Abram
- Time to send someone away
- The nest
- Fold
- Cycling trivialities
Gesamtspielzeit: 33:13 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Pelo |
2009-03-04 13:53:24 Uhr
Schmarrn, am 09.03. auch In Frankfurt! |
asdasd |
2009-02-19 11:51:29 Uhr
EINZIGES D-KONZERT | 13.03. Konzerthaus, Dortmund |
DDing |
2009-02-19 11:34:24 Uhr
Irgendwie ist die Platte immer mehr "nebenher" gelaufen als die Veneer und hatte für mich nie so DEN Haken...und nun ist ja schon ein paar Tage als... ...aber eben ist auf einmal "Cycling Trivialities" in der Playlist aufgepoppt und hat mich umgeworfen. |
Obrac |
2008-02-19 15:56:17 Uhr
Ich bin auch immer noch unschlüssig, welche Platte ich besser finden soll. Sind beide sehr gut und sehr ähnlich. Im Moment tendiere ich aber zur ersten. |
Armin |
2008-02-19 15:54:48 Uhr
Dates/präsentiert von: Intro, taz, Akustik Gitarre, Laut.de, Byte.FM, hobnox.com 16.04.08 DE Marburg, Stadthalle 17.04.08 DE Berlin, Admiralspalast 18.04.08 DE Ludwigshafen, Feierabendhaus 20.04.08 DE Dachau, St. Jakob-Kirche |
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Referenzen
Nick Drake; Silvio Rodriguez; Fionn Regan; Thomas Dybdahl; Ray LaMontagne; Kings Of Convenience; Denison Witmer; Devendra Banhart; Fink (UK); Damien Rice; Bonnie 'Prince' Billy; Iron & Wine; Great Lake Swimmers; Kristofer Åström; St. Thomas; James Yorkston; Teitur; Mattias Hellberg; Scott Garth; Elliott Smith; Sparklehorse; Songs:Ohia; Magnolia Electric Co.; Smog; Loney, Dear; Geoff Farina; Christian Kjellvander; Rocky Votolato; Lucky Jim; Turin Brakes; Art Of Fighting; Will Johnson
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