Cadence Weapon - Breaking kayfabe

Upper Class / Big Dada / Ninja Tune / Rough Trade
VÖ: 21.09.2007
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Regelschmerzen
Genau wie die schönen Worte "Hulkamania" und "Spinning-Leg-Hook-Belly-to-Back-Suplex" stammt auch der Begriff "Kayfabe" aus der Welt des professionellen Wrestlings. Wer es bricht, hält sich nicht an die vorher getroffenen Absprachen, tanzt aus der Reihe und hat im Umkleideraum schnell mehr Freunde als Tom bei MySpace. Eine Ehrenkodex-Sache, quasi, und wenn einer weiß, dass Ehrenkodexe scheiße sind, dann Rollie Pemberton, 21 und aus Edmonton. HipHop wird dort immer noch vereinzelt für einen missglückten Eishockey-Move gehalten - es war also an der Zeit, dass da mal jemand auf die Kacke haut. "Breaking kayfabe" ist seine Unabhängigkeitserklärung und seine erste Platte als Cadence Weapon. Ein streckenweise beunruhigend frühreifes Plädoyer für das Spielen nach eigenen Regeln.
Schon Pembertons verzogene Fratze auf dem Albumcover bringt einem praktisch alles bei, was es über sein Debüt zu wissen gibt. "Breaking kayfabe" ist der Moment, in dem alle Stricke reißen, der letzte Schritt über die Planke und vielleicht auch mehr, als in einem Bissen geschluckt werden kann. Geht halt nur so, wenn man was umbauen will, und Pemberton hat in der Tat viel vor mit dem HipHop. Seine Beats sind abstrakt und humorlos, detailliert und von minimaler Elektronik mindestens genauso geprägt wie vom klassischen Bass-und-Scratches-Ansatz. Auflockernde Samples und erlösende Hooklines gibt es kaum; selbst Pembertons variable, offen aggressive und nie vorauszuahnende Raps haben nichts Spielerisches an sich. Man muss schon ein Herz für obsessive Streber haben, um "Breaking kayfabe" wirklich lieben zu können.
Dann wiederum: Dass Pemberton seinen Zuhörern mitunter erhebliche Anstrengungen auflädt, ändert natürlich nichts daran, dass er eine ausgezeichnete Platte gemacht hat. Gerade weil einem "Breaking kayfabe" mit so viel Nachdruck auf die Füße steigt, funktioniert es ja erst - egal, ob nun im gewaltigen "Sharks" gegen die Biter gebissen wird oder "Grim Fandango" sein zügiges Gitarrensample mit Dälek-Intensität zur Schnecke macht. Der abgehobenste Wahnsinn ist hier jedoch "Oliver Square", ein dampfender Trümmerhaufen aus kaputten Computern, heimatunverbundenen Lyrics und fortgeschrittenem HipHop-Verständnis. Kein Wunder mehr danach: Pemberton wurde einst als Pitchforkmedia.com-Autor gefeuert, weil es seinen Rezensionen an Klarheit gefehlt haben soll. Manche Leute wurden eben dazu geboren, auf der anderen Seite zu stehen.
Highlights
- Oliver Square
- Grim Fandango
Tracklist
- Oliver Square
- Sharks
- Grim Fandango
- Black hand
- 30 seconds
- Diamond cutter
- Holy smoke
- Fathom
- Turning on your sign
- Lisa's spider
- Vicarious
- Julie will jump the broom
Gesamtspielzeit: 49:47 min.
Referenzen
Antipop Consortium; Beans; Busdriver; Spank Rock; Dizzee Rascal; The Mitchell Brothers; Clipse; Madvillain; Aesop Rock; Company Flow; El-P; Buck 65; Edan; Pharoahe Monch; Mr. Lif; Murs; Cage; Cannibal Ox; Dälek; Saul Williams; cLOUDDEAD; Aphex Twin; Kid606; Prefuse 73; RJD2
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