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Kanye West - Graduation

Kanye West- Graduation

Roc-A-Fella / Def Jam / Universal
VÖ: 07.09.2007

Unsere Bewertung: 3/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Falscher Fünfziger

Hier mal eine echte Chance für Jedermann, einen Beitrag zur Verbesserung der Welt zu leisten: der medienwirksam hochgejubelte HipHop-Kleinkrieg zwischen Kanye West und 50 Cent. Zufälligerweise veröffentlichen beide ihre neuen Platten zeitgleich, und selbstverständlich sind ihre jeweiligen Egos zu groß, um nebeneinander im gleichen Sonnensystem existieren zu können. In der guten, alten Rap-Zeit wären da noch Auftragskiller engagiert und Drive-By-Shootings organisiert worden. Heute Fiftys Vorschlag zur Güte: Wenn ich in der ersten Woche weniger Alben verkaufe als Kanye, war's das für mich. Karriereende, jetzt und sofort. Plattentests.de fühlt sich unter diesen Umständen genötigt, erstmals und feierlich eine Kaufempfehlung für eine 3/10 auszusprechen.

Die Aussicht, 50 Cents steroidgestählten Adoniskörper und das irgendwo darin verloren gegangene Erbsenhirn nicht länger ertragen zu müssen - das sollte jedem treuen Leser die 16,99 Euro für "Graduation" wert sein, obwohl die Platte kaum den Nutzwert eines handelsüblichen Taschenspiegels übersteigt. Schwer zu sagen, was da schief gegangen ist, aber die Unterschiede zwischen Überflieger West und Vielflieger P. Diddy beschränken sich nach diesem Album nur noch auf die Zahl der Nullen, mit denen die Kontoauszüge abgerundet werden. Altbackende Selbstfeier- und altbekannte Gottlob-Lyrics werden präzise am Punkt vorbeigeschnuddelt, die Beats verbiegen sich kaum mehr als nötig, und welchen Narren der HipHop an seinem personifizierten Gegenteil (also Chris Martin) gefressen hat, würde man auch gerne mal erklärt kriegen.

Nach Jay-Z ist West nun schon der zweite Rap-Star, der sich die Coldplay-Schmusedecke ins Schaufenster stellt. Nach Jay-Z ist West außerdem nun schon der zweite Rap-Star, dessen Kollabo mit Martin ein derart trüber Apfelsaft ist, dass man am liebsten eine Petition für die Artentrennung von HipHop und aufgeblasenem Weltumarmungspop ins Internet stellen möchte. Als Appendix ließe sich da gleich noch ein entsprechendes Berührungsverbot mit elektronischer Clubmusik dran hängen - mit Blick auf Wests neue, von Daft-Punk-Vocodern zerfressene Single "Stronger" kann schließlich niemand mehr glauben, dass HouseHop ein zukunftsfähiges Musikmodell ist. Ohnehin bemerkenswerter: Die verglichen mit "The college dropout" unglaubliche Seichtheit der ganzen Suppe, die konsequent durchgehaltene Oberflächlichkeit und die vergebliche Suche nach einer einzigen Hookline, bei der 50 Cent vor Schreck die Eier hoch rutschen würden.

Die sakrale Fürbittenlesung "Can't tell me nothing" kann man sich immerhin wegen des zugehörigen Traktor-Videos mit Will Oldham schön hören - die bitter nötige Giftspritze setzt sich "Graduation" allerdings erst mit seiner brüchigen Hymne auf den dringend dopingverdächtigen Baseball-Rekordmann Barry Bonds. "Drunk and hot girls" ist anschließend schon wieder so unsagbar zäh, dass man sich beinahe zum satten Streicherschmu und selbstzufriedenen Gospeltosen zurückwünscht, das die Platte vorher bestimmt hatte. Und wen der halbseitig gelähmte Beat von "Everything I am" nicht müde kriegt, der hält spätestens bei den 80er-Jahre-Scratches am Ende des Tracks kein Auge mehr offen. Trauriger kann HipHop kaum noch werden - trotz all seiner Verdienste ist es fast ein bisschen schade, dass Kanye West seine Karriere hierfür nicht auch aufs Spiel gesetzt hat.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights

  • Barry Bonds

Tracklist

  1. Good morning
  2. Champion
  3. Stronger
  4. I wonder
  5. Good life (feat. T-Pain)
  6. Can't tell me nothing
  7. Barry Bonds (feat. Lil' Wayne)
  8. Drunk and hot girls (feat. Mos Def)
  9. Flashing lights
  10. Everything I am
  11. The glory
  12. Homecoming (feat. Chris Martin)
  13. Big brother

Gesamtspielzeit: 50:23 min.

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User Beitrag

Felix H

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 9319

Registriert seit 26.02.2016

2017-09-12 09:30:26 Uhr
Stereogum: Graduation turns 10

Die 3/10 ist schon etwas niedrig gewesen...
Loam Galligulla
2007-11-13 20:16:39 Uhr
http://www.laut.de/vorlaut/news/2007/11/13/17154/index.htm
Menikmati
2007-09-30 14:07:22 Uhr
@susi16

kanye west "are" the best...sind das jetzt mehrere?! du meinst wohl noch seinen bruder, der angeblich schwul sein soll und früher von kanye im keller gefoltert wurde..

zu kanye im allgemeinen: sicherlich um längen besser als sein wiederlicher widersacher 50 cent. leider auch um welten schlechter als sein kompagnon "common"
Susi16
2007-09-30 13:57:17 Uhr
Wie findet ihr Kanye so?
Also ich finde er is der hammer, genau wie Timbaland
Loam Galligulla
2007-09-19 16:42:08 Uhr
Oh lawd, Popcultures! Wie fatal!

"...aus Queens mal eben ihren Hit „Stronger“ aus „Human after all“...."


Buuuuuuuuuuuuuuuh! ;-)
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