Shelter - The purpose, the passion

Century Media / SPV
VÖ: 21.05.2001
Unsere Bewertung: 3/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Totgesagte röcheln länger
Man weiß ja nicht erst seit gestern, daß der Revoluzzersound des Hardcore- und Punkzirkus sich ausgezeichnet dafür eignet, politische Ansichten unters Volk zu blasen. Mit ausgestrecktem Mittelfinger hat man in der Crowdsurfing-Gemeinde leichtes Spiel, wenn es darum geht, Aufmerksamkeit zu erregen und Anhänger zu rekrutieren. Spätestens seit Shelter ist der junge Möchtegern-Weltverbesserer auch vor religiöser Propaganda nicht mehr gefeit. Ray Cappo vermittelt bereits seit Äonen der willigen Audienz seine obskuren Hare Krishna- und Straight Edge-Theorien und wurde so letztlich zur Ikone und einem der meistgehörten Sprachrohre einer ganzen Bewegung.
Nachdem bereits die letzte heilige Schrift des Meisters, "When 20 summers pass", eigentlich das finale Kapitel des Kreuzzugs darstellen sollte, entschloß man sich im Tempel Shelter nun doch noch, ein weiteres Gebot hinzuzufügen. Und welch Schande! Im Altarraum bröckelt der Putz ja schon seit einiger Zeit von den schmutzigen Wänden, und diesmal erlebt der komplette Tempelchor mitsamt seines Herrn unter großem Getöse und Gelächter einen spektakulären Sturz in die tiefgelegenen Katakomben der Bedeutungslosigkeit.
Was lange währt, wird jetzt erst so richtig schlecht: Nach dem immerhin annehmbaren Vorgänger betreten Shelter nach diversen Besetzungswechseln nun eine ganz neue Ebene des fragwürdigen Geschmacks. Beim wiederholten Versuch, flauschige Sommerlaune zu verbreiten und dabei gleichzeitig auf harter Junge zu machen, galoppiert das Werk holpriger als Fury auf Koks und befindet sich damit in bester Gesellschaft. Schließlich haben die ewig gleichen Sechssaiterriffs, hier äußerst beeindruckend in scheppernder Endlosschleife vorgetragen, ihren Zenit ebenfalls schon längst überschritten und riechen bereits mehr als nur ein wenig muffig.
Wenn dazu noch die euphorisierte Betbruderschaft in lauter Andacht geraunte "Oooohs" und "Aaaaahs" anstimmt und somit beinahe die komplette Hochgeschwindigkeits-Rhythmussektion durcheinanderzubringen droht, dann rückt die Notwendigkeit eines Notrufs in gefährliche Nähe. Diagnose: akuter Nervenzusammenbruch. "The purpose, the passion" - oder wie man seiner schier unersättlichen Gefolgschaft in kürzester Zeit nahelegen kann, daß der Abgang zur rechten Zeit doch meistens besser ist als eine Zugabe in Spott und Hohn.
Highlights
- Working miracles
- Inner garden
Tracklist
- True north
- Greater plan
- The anatomy of us
- The value of sitting with myself
- We can make it through
- Wish list
- Working miracle
- What keeps them alive?
- The purpose, the passion
- Gift of pain
- Inner garden
- Simplified
- Room to breathe
- We are the chosen
Gesamtspielzeit: 41:00 min.
Referenzen
Youth Of Today; Better Than A Thousand; Gorilla Biscuits; Good Riddance; Sick Of It All; Against All Authority; Agnostic Front; Propagandhi; Bad Religion; U.S. Crush; 7 Seconds; 59 Times The Pain; Minor Threat; Quicksand; H2O; CIV; Rancid; NOFX
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