Zero 7 - Simple things

Ultimate Dilemma / PIAS / Connected
VÖ: 07.05.2001
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Von Luft und Liebe
Paris - Stadt der Liebe. Die Morgendämmerung liegt wie ein Schleier über den Dächern malerischer Altbauten. Durch die Ritzen dringt der zarte Duft frisch gebackener Croissants und Baguettes. Ein turtelndes Pärchen schleicht im Liebestaumel durch die Gassen und öffnet, ohne die subtile Romantik mit schnöden Worten zu zerstören, alle Sinne, um die Atmosphäre stillschweigend in sich aufzusaugen und sich von ihr einnehmen zu lassen. Doch plötzlich halten die beiden inne. Aus einem geöffneten Fenster vernehmen sie sanfte Klänge, die das Wahrgenommene nicht nur unterstreichen, sondern zu etwas Vollkommenem werden lassen. Die beiden erstarren, sinken nieder und zergehen in dem unbeschreiblichen Gefühl, sich noch nie so nahe gewesen zu sein.
Natürlich mag jetzt manch einer denken, was diese Schilderung in einer CD-Rezension zu suchen hat. Doch all diese Stimmungen, die direkt einem dieser zwielichtigen Filmchen, die unbestätigten Gerüchten zufolge zu später Nacht im Privatfernsehen laufen sollen, entsprungen scheinen, ziehen sich auch durch die Klänge von Zero 7. Die ersten Sonnenstrahlen des Morgens, Paris, Kitsch, Liebe - all dies könnte Pate gestanden sein für "Simple things", einem Album, wie man es sich malen würde, wenn man nur die passenden Pinsel dafür hätte.
Daß ein großer Teil der Assoziationen den Fakten gemäß falsch sind, spielt in der Welt der Klischees keine Rolle: Obwohl der schwebende Sound von Zero 7 frappierend an Air zu "Virgin suicides"-Zeiten und andere Franzosen erinnert, stammen Henry Binns und Sam Hardaker aus London und sind, nicht erst seit sie Radioheads "Climbing up the walls" remixen durften, eher in der britischen Musikszene verwurzelt. Manche mögen das letztendliche Ergebnis für unanhörbar befinden und "Simple things" als Kitsch, den keiner braucht, die Daseinsberechtigung absprechen. Doch bestimmt gibt es auf dieser Welt auch genügend verlorene Seelen, die Musik der Sorte "Nichts passiert und trotzdem schön" nicht abwertend "Fickmusik" nennen und "Simple things" auf Anhieb in ihr Herz schließen werden. Elf Songs fließen zusammen zu einem wundervollen Ganzen, das sich auf leisen Sohlen den Weg in die offenen Ohren und unter die geschlossenen Lidern des Hörers bahnt und dort für einen kurzen Augenblick ein Gefühl zerbrechlichen Glücks ausbreitet.
Highlights
- I have seen
- Red dust
Tracklist
- I have seen
- Give it away
- Destiny
- Polaris
- Simple things
- Out of town
- Disctractions
- Waiting line
- Red dust
- This world
- Likufanele
Gesamtspielzeit: 62:07 min.
Referenzen
Air; Burt Bacharach; Bertrand Burgalat; Rob; Bent; Jimi Tenor; Serge Gainsbourg; Ultramarine; Massive Attack; Tortoise; High Llamas; Stereolab; Mojave 3; Freakwater; Belle & Sebastian; Morcheeba; Beth Orton; Giorgio Moroder; Stevie Wonder; Quincy Jones
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