Kilians - Kill the Kilians

Vertigo / Universal
VÖ: 07.09.2007
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Eine Mörderplatte
Man darf bloß nicht alles glauben, was einem diese Musikauskenner so vorbeten. Zum Beispiel bei dieser plötzlich ach so tollen Provinzcombo Kilians: Deren geschwätziger Bandkumpel Thees Uhlmann erzählt sowieso jedem, der es nicht hören will, von seiner gerade aktuellen Lieblingsvorgruppe. Die Indie-Hype-Postille Musikexpress jubelt die Dinslakener Milchgesichter doch wohl nur deswegen hoch, weil Herr Uhlmann so gerne gemeinsam mit dem Herrn Redakteur saufen geht. Und selbst in der sonst so unbestechlichen Plattentests.de-Redaktion herrscht bestimmt Vetternwirtschaft: Ex-Schreiber Heinser kommt bekanntlich aus dem gleichen Nest wie die halbstarke Band und hat garantiert seine ehemaligen Kollegen - mindestens aber diesen Nichtsblicker Ding - mit Hilfe von CD-Rs, MP3s und Blog-Hysterie längst gefügig gemacht. Ein Hype, wie er im Buche steht. Alles gekauft und inszeniert, oder?
Oder. Denn man sollte schon erst einmal hinhören, bevor man sich den verächtlichen Gesichtsausdruck des Indie-Faschisten leistet und sich in böswilligen Spekulationen verheddert. Denn bevor jemand erbost "Kill the Kilians" in die Foren posten kann, haben die Dinslakener Frischlinge den Slogan schon für ihr Debütalbum requiriert. Vorauseilende Koketterie? Oder doch das verachtenswert clevere Augenzwinkern von Leuten, die sich das verdammt noch mal leisten können?
Da ist zunächst mal die Wick-Blau-verdächtige Stimme von Simon Den Hartog. Der Bursche klingt, als gurgle er seit dem Kindergarten schon mit Schwefelsäure, und sticht dann doch unerwartet mit dem Falsett zu. Dann lassen die gegeneinander zuckenden Gitarren die Lücken an exakt ausgeklügelten Stellen, damit auch der hungrige Bass noch ein paar große Bissen nehmen kann. Um zwischen Schrammelattacke, Reverbpedaltritt und Offbeatkratzen einen so wunderbaren Swing hinzubekommen, reicht es nicht, sich den Arsch abgespielt zu haben. Man muss auch wissen, was man überhaupt da will.
Die Kilians wollen einiges. Sie bauen formschönen Krach in das fast schon putzig tänzelnde "Fight the start", sie hängen dem Riff ihres Uniradio-Hits "Jealous lover" die Gitarre in den Schritt, und das hungrige "Enforce yourself" können sie nur so lange an der Leine halten, bis es am Refrain vorbeikommt und sich losreißt. Das alles ist pure Absicht. Wie die gegenläufigen Rhythmen von "Can't get along", die den widerstrebenden Inhalt des Songs nachstellen und trotzdem im perfekten Gleichgewicht stehen. Wie der Schmelz von "Fool to fool", der doch nur die Resignation zum Strahlen bringt. Oder wie die Stolperfallen im Breitwandsound von "When will I ever get home".
Die Biegsamkeit dieser dreizehn Songs ist verblüffend, die Forschheit ihrer Arrangements begeisternd, ihre Tightness mitunter atemberaubend. Wer die Demos von vor zwei Jahren kennt, ahnt die rasante Weiterentwicklung der Band. Swen Meyers Produktion ist knochentrocken und versteckt doch eine Busladung Details, die erst nach und nach entdeckt werden wollen. Wenn allein schon die Musik so viel kann, bräuchte es eigentlich gar kein multimediales Aufmerksamkeitsmanagement mehr. Denn Skeptik und Zweifel sind hier völlig überflüssig.
Highlights
- Fight the start
- Enforce yourself
- Can't get along
- Dizzy
Tracklist
- Short life of Margott
- Fight the start
- Enforce yourself
- Little Billie, little brother
- Can't get along
- When will I ever get home
- Sunday
- Fool to fool
- Jealous lover
- Something to arrive
- Inside outside
- Dizzy
- P.L.E.A.S.U.R.E.
Gesamtspielzeit: 42:55 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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antworter |
2012-07-11 17:52:15 Uhr
Eher letzteres. "Fight The Start" ragt weit heraus, "Enforce Yourself" ist auch noch sehr stark, der Rest ist aber eher vernachlässigbar und bestenfalls Garagenrock-Durchschnitt. |
frager |
2012-07-11 17:36:44 Uhr
sind die anderen songs ähnlich stark wie fight the start? oder kann man den rest des albums vergessen? |
taktak |
2009-11-16 18:19:39 Uhr
ich finde die kilians erinnern mich irgendwie an rammsteinihr nicht=) |
Tufkalüdge |
2009-04-08 23:27:58 Uhr
Dem Bassisten (Flash Gordian oder so ähnlich heißt der) sollte mal ganz behende das Bundesverdienstkreuz umgehängt respektive angepappt werden. Kenne mich in der deutschen Ordensvergabeszene nicht so wirklich aus. |
lüdgenbrecht™ |
2008-06-04 15:36:28 Uhr
Toll, toll, toll! |
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Referenzen
The Strokes; Arctic Monkeys; Milburn; The Cribs; Five! Fast!! Hits!!!; The Kooks; Eight Legs; The Films; The Subways; Mando Diao; The Thermals; Kings Of Leon; The Libertines; Dirty Pretty Things; The Jam; The Ruts; The Undertones; Maximo Park; The Smiths; Elefant; Phantom Planet; U2; Stereophonics; Oasis; Sugarplum Fairy; Blur; Radiohead; The Cooper Temple Clause; Television; Black Rebel Motorcycle Club; The Flaming Sideburns; Caesars; Black Lipstick; The Stereotypes; 1990s; Babyshambles; The Rakes; Razorlight; The Killers; Jet; Beatsteaks; Tomte; Jonas Goldbaum; Madsen; The Rumours; Occident
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