Giardini Di Mirò - Dividing opinions

Homesleep / Cargo
VÖ: 31.08.2007
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Blinde Passagiere
Zuletzt waren sie eher Teile als selbst das Ganze. Fast rastlos sind sie ausgeschwärmt, die Mitglieder von Giardini Di Mirò, um bei Stücken und Werken anderer Künstler mitzubasteln, Sounds beizusteuern, Spuren zu hinterlassen oder Fremdes durch den Remix-Klangfleischwolf zu drehen. Einige Jahre sind zerronnen seit ihrem letzten eigenen Album. Zeit, in der sie neue Anregungen aufgesaugt, an Ideen gefeilt und Strukturen entwickelt haben. Ihrer neuesten Platte "Dividing opinions" hat dies spürbar gut getan. Mit "July's stripes" taucht nur ein einziges reines Instrumentalstück auf. Denn diesmal haben sie die Stimme noch stärker als Klangfarbe für sich entdeckt und den Gesang näher ans Zentrum gerückt. Verfeinert haben sie dabei ihren Spagat zwischen klaren, klassischen Songkonturen einerseits und postrockigen Klangsphären, die im großen Bogen in die Ferne schweifen andererseits. Für die Gesangsparts haben sich die fünf Klangfüchse nun wiederum selbst Gäste ans Mikrofon eingeladen - Glen Johnson (Piano Magic), Jonathan Clancy (Settlefish) oder Kaye Brewster, die auch schon auf "Punk... not diet!" bezauberte.
Das Tolle an "Dividing opinions" ist, wie dezent die Platte zunächst daher kommt, obwohl sie es faustdick hinter den Ohren hat: Zwar wimmeln auch in der unscheinbarsten Ecke ausgefeilteste Ideen, alles ist durchdacht, jede Klangfläche sorgfältig austariert, Spannungsbögen geschickt verschachtelt, elektronische Effekte schlau gesetzt. Doch keins der Stücke wirkt konstruiert. Auch die Ideen und virtuosen Kabinettsstückchen drängen nahezu nirgends in den Vordergrund und stellen sich fast unauffällig in den Dienst der Songs. Mal bleiben Einzeltöne für Momente stehen, dann überlagern sich verspielte Gitarrenlinien zu komplex geschichteten Klangfeldern. Kleine Streicherbesetzungen hauchen Zwischentöne. Die filigranen Grooves federn leicht und bleiben doch druckvoll. Und selbst die dynamischen Ausbrüche bleiben elegant. Kein Hauch von plumpem Pathos, kein aufgeplustertes Ego, kein Lattenmessen.
Die vielfältigen Einzelteile werden eng verwoben zu einem organischen, beziehungsreichen, dynamisch clever gewölbten Ganzen, das mit der Scheinreprise des Titelsongs im Nachhall des letzten Stückes noch einen zusätzlichen Pfiff Geschlossenheit gewinnt. Doch erst das neugierige Ohr kitzelt mit der Zeit die kleinen Details und inneren Zusammenhänge hervor, die sich geschickt verbergen. Dem flüchtigen Hörer bleiben immer noch die spannenden Stücke mit Melodien, die sich wie blinde Passagiere ins Gedächtnis einschleusen und mit durch den Tag reisen. Giardini Di Mirò sind nicht weniger komplex, aber fassbarer geworden. Ein Stück klarer und straffer, ohne jedoch die Lust an ausgedehnten Klangtagträumen zu verlieren. Es macht Spaß, nach so langer Zeit mal wieder bei ihnen selbst zu Gast zu sein.
Highlights
- Dividing opinions
- Embers
- Broken by
- Petit treason
Tracklist
- Dividing opinions
- Cold perfection
- Embers
- July's stripes
- Spectral woman
- Broken by
- Clairvoyance
- Self help
- Petit treason
Gesamtspielzeit: 42:49 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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carpi |
2010-09-02 21:55:10 Uhr
Auch über zwei Jahre danach noch ein Genuss. Schön auch, dass mal wieder eine Tour ansteht, auf der Giardini di Miro den Soundtrack zu einem alten Stummfilm 'Il fuoco'darbieten werden (British Sea Power haben sowas ja auch letztes Jahr gemacht) - und KA steht glücklicherweise mal wieder auf dem Programm. Schade nur, dass ich nun schon seit über drei Wochen auf die bestellte CD warten muss. |
JimCunningham |
2008-03-13 20:54:45 Uhr
Och schade. Dass die SO gut sind wusste ich auch wieder nicht. Jetzt ists mal wieder zu spät :( |
chucky |
2008-03-13 20:09:41 Uhr
Auf DEM hervorragenden Album ;)Gegen Dividing Opinions stinkt Punk... mal richtig ab finde ich! |
Soup Dragon |
2008-03-13 20:06:32 Uhr
Meiner bescheidenen Meinung nach eine der 23 besten Livebands der Welt (mindestens). Das Berlinkonzert vorgestern hat es mir noch mal bestätigt. Live noch mal um ein vielfaches besser als auf den schon hervorragenden Alben. |
JimCunningham |
2008-03-13 14:41:20 Uhr
Gibts noch mehr Meinungen zu den Live-Auftritten? Lohnt es sich? Sollte man es sich anschauen? |
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Referenzen
Dredg; Mogwai; Mute Math; 65daysofstatic; God Is An Astronaut; Collapse Under The Empire; A Perfect Circle; Minus The Bear; The Album Leaf; Circa Survive; The Notwist; Gregor Samsa; Jullander; Vito; Klimt 1918; The Appleseed Cast; Oceansize; Múm; Styrofoam; John Frusciante; The Butterfly Effect; Cuba Missouri; Do Make Say Think; Slint; Piano Magic; Settlefish; Godspeed You! Black Emperor; Mono; 35007; Motorpsycho; Karate; Coheed And Cambria; The Ocean; Boy In Static; L'Altra; The Exit; Apparat; Snow Patrol; Leiah; Face Tomorrow; Verdena; Logh; The Sea And Cake; Sigur Rós; Finn.; Turner; Dntel; Sometree; Explosions In The Sky; Gravenhurst; Radiohead; Aereogramme; Zucchini Drive; Pillow; Songs: Ohia; Porcupine Tree; Archive; Tortoise; The Grand Opening; dEUS; Amusement Parks On Fire; Priestbird; The Tea Party; Urlaub In Polen; King's X; From Monument To Masses; Air; Shearwater; Isis; Neurosis
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