Aesop Rock - None shall pass
Def Jux / PIAS / Rough Trade
VÖ: 31.08.2007
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Der Marathon-Mann
Eines muss man Aesop Rock ja lassen: Bei ihm bleibt kein Fan im Regen stehen. Zu langsam für seinen vieleckigen Avant-HipHop? Zu kurzer Atem für seine wortreichen, gerne surrealen Ausführungen? Dann ab ins Aesop-Rock-Trainingslager. "All day" gilt da als Eintrittskarte, ein 45-minütiges One-Track-Album, das er im Frühjahr zusammen mit Nike und iTunes veröffentlichte. Die Idee dazu war, die ideale Workout-Musik für Jogger und andere Ausdauersportler zu entwerfen, ein Album, das im richtigen Moment anzieht oder abbremst, einerseits motiviert und andererseits verhindert, dass übereifrige Läufer bis zum Herzkasper weiter rennen. Dass das Ergebnis am Ende eher klang, als sei es für Nordic walkende Hausfrauen konzipiert worden, spielt natürlich keine Rolle. Wer nicht fit ist für "None shall pass", hat ab sofort keine Ausrede mehr.
Das vierte richtige Album von Aesop Rock ist das, was man in der Fachsprache einen gottverdammten Brocken nennt. Gut 60 Minuten lang, geschätzte 5.000 Worte schwer und auf ein Tempo getrimmt, das die einzige echte Verpflegungsstation erst als zwölften Track vorsieht. Es könnte ein Air-Sample sein, um das sich "No city" dreht, es ist auf jeden Fall ein astreines Rockgitarrensolo, das da plötzlich aus seiner Mitte herauswächst. Vorneweg und hintendran ist "None shall pass" die größte Herausforderung des bisherigen HipHop-Jahres - größer noch als El-Ps "I'll sleep when you're dead" oder Däleks "Abandoned language", weil diese Alben cleverer waren und sich selbst in kleineren Dosen verabreichten. Aesop Rock kann nur ganz oder gar nicht. Das macht ihn ja so geil.
Bei der Gelegenheit kurz dazwischen gesagt: Keine Ahnung, worum es auf "None shall pass" geht. Aesops Stream of Unconsciousness ist zu sprunghaft, der Wortflow zu schnell, der Satzbau zu eckig und die Beats für sich genommen schon zu fordernd, um da ohne Textblatt noch wirklich hinterher zu kommen. Man kann also durchaus mal versuchen, mit dieser Platte seinen Englischlehrer zu ärgern - oder man hält sich doch an den irren Scratches von DJ Big Wiz fest, der praktisch perfekten Niet- und Nagel-Produktion von Blockhead und dem Hidden Track, der mit Mundharmonika und Akustischer jene Sorte HipHop macht, die es von Beck seit zehn Jahren schon nicht mehr gibt.
Auch bemerkenswert: Der Titeltrack ist ein Hit, aufgezogen mit dem zugänglichsten Beat der Platte und versüßt mit etwas, das im letzten Leben vielleicht eine Slide-Gitarre war. Der unverwüstliche Headbanger "Keep off the lawn" ist vermutlich in Zusammenarbeit mit der Halskrausenindustrie entstanden. Spätestens "The harbour is yours" sollte schlüssig erklären, wieso Aesop Rock zwei Jahre für "None shall pass" gebraucht hat und warum man als Hörer danach mindestens fünf Kilo leichter ist. Unter der traditionellen, diesmal dreigeteilten Kollabo mit El-P tun sich die neuen Abgründe quasi sekündlich auf. Und dass am Ende in "Coffee" dann Mountain Goat John Darnielle, of all people, mitsingt, sollte auch keinen mehr schocken. Wenn's ganz schlecht läuft, hat er sich damit die Stimme bleibend beschädigt. Streng genommen ist es aber nur gerecht, dass niemand unverletzt aus dieser Wahnsinnsplatte herauskommt.
Highlights
- Keep off the lawn
- None shall pass
- Citronella
- No city
Tracklist
- Keep off the lawn
- None shall pass
- Catacomb kids
- Bring back Pluto
- Fumes
- Getaway car
- 39 thieves
- The harbour is yours
- Citronella
- Gun for the whole family
- Five fingers
- No city
- Dark heart news
- Coffee (feat. John Darnielle)
Gesamtspielzeit: 63:51 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Third Eye Surfer |
2009-06-15 18:14:44 Uhr
Hör auf jeden Fall mal in die restlichen Lieder des Albums rein. Die Fast Cars, Danger, Fire & Knives EP geht stilistisch auch in etwa in diese Richtung. |
shomo |
2009-06-15 00:18:08 Uhr
frage: lohnt es sich, sich mit diesem herrn näher zu befassen, wenn man ein gewisses gefallen am titeltrack des albums (ohne den rest des albums zu kennen) gefunden hat? wenn ja, dann direkt mit dem gleichnahmigen album anfangen, oder mit was anderem einsteigen? |
toolshed |
2009-03-29 07:49:34 Uhr
Dälek, Cannibal Ox, El-P und gleich danach kommt Aesop Rock wenn es nach meinen Lieblingsbands/Künstlern aus dem Bereich geht."None shall pass" = Hammer! |
Cheops |
2009-03-28 22:21:41 Uhr
Coffee ist der absolute Hammer, des übrigen muss ich anmerken, dass dieses hier in so gut wie jeder Hinsicht mein Lieblings-Hip-Hop-Album überhaupt ist, ich mag Aesops Stimme und Stil sehr gerne, das Songwriting ist grandios und die Produktion ist unbezahlbar. Ich finde es übrigens auch besser als das allseits gelobte "Labor Days". |
dorsch |
2008-08-04 17:21:56 Uhr
für alle FANS: https://www.upperplaygroundstore.com/catalog/item/adidas_aesop_rock_1690:) |
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Referenzen
Blockhead; Busdriver; El-P; Cannibal Ox; Sage Francis; Non-Prophets; Company Flow; MF Doom; Madvillain; Themselves; Doseone; Alias; Atmosphere; Subtle; Antipop Consortium; Beans; Mr. Lif; Murs; Cage; C-Rayz Walz; Mr. Len; Dr. Octagon; Saul Williams; Talib Kweli; Mos Def; Subtitle; Spank Rock; Cex; cLOUDDEAD; Hymie's Basement; Why?; RJD2; Zucchini Drive; 13 & God
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