The Moonbabies - At the ballroom

Startracks / V2 / Universal
VÖ: 31.08.2007
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Und sie dreht sich doch
Boulevard-Magazin-ModeratorInnen wachen nachts schweißgebadet auf und hauchen seinen Namen in die kahle Dienstwohnung. Ihre Therapeuten nennen ihn nie beim Namen, palavern aber über nichts anderes. Und die Korrespondenten von Tarifverhandlungen kennen ihn eh aus und wendig. Mittlerweile müssen auch die Plattentests.de-Redakteure einsehen: Es gibt ihn wirklich, den viel bequasselten Teufelskreis. Gerade in den breit gefächerten Arrangements gepflegten Indie-Pops hält er sich nur zu gerne versteckt. Und wird zum Zünglein an der Waage, das die Grundfesten eines Albums aufs Heftigste durcheinander wirbeln kann. Auf "At the ballroom", dem Drittling der schwedischen Moonbabies, sind es die Stimmen von Ola Frick und Carina Johansson, deren verhallt-verhaltenes Geschwurbel oftmals zu sehr auf die Ideallinie achtet. Wodurch ein Kreislauf in Gang gesetzt wird, der den Songs zunächst Leben einhaucht, sie dann aber doch etwas verzweifelt und ratlos zurücklässt.
So scheinen "Walking on my feet" und "Weekend a-go-go" mit ihren furiosen Melodiebögen, Takt- und Stimmungswechseln beinahe um die Aufmerksamkeit ihrer Erzeuger zu betteln. Die jedoch bleiben stur. Selbst im tief gekesselten Beatles-Beat und der unwiderstehlichen Hookline von "Shout it out" finden sie scheinbar keinen rechten Grund, mit dem Titel in irgendeiner Weise ernst zu machen. Die Intonation von Frick und Johansson bleibt glatt, verschüchtert, möchte möglichst nicht stören. Und schreckt auch vor den großartigen, in vollmundiger Instrumentierung vorgetragenen Hochsommer-Melancholien von "War on sound" und "Take me to the ballroom" beinahe zurück.
Wie klein sich die Musik erst machen muss, damit sich auch ihre Schöpfer in ihr Zuhause fühlen, zeigt einzig die wunderschöne Ballade "The 9th". Klavier und Cello spielen den Trauermarsch derart präzise und verhuschelt, dass sich die Sanges-Phrasierungen auf ihrem Rücken endlich das nötige Selbstbewusstsein holen, um sich auch durch die schief geratene Gitarre und das irgendwann einsetzende Schlagzeug nicht mehr verschrecken zu lassen. So kann, so sollte das sein.
Ansonsten aber durchzieht "At the ballroom" ein seltsames Missverständnis. Je mehr Frick und Johansson ihre Kehllappen eingeschüchtert nach hinten klappen, umso intensiver bietet die Musik all ihre Kraft auf, um sie aus der Reserve zu locken. Ihr Buhlen um Aufmerksamkeit bleibt jedoch ungehört. Deshalb stachelt sie sich selbst zu immer neuen Höchstleistungen an, lässt sich nicht unterkriegen, steht gestärkt und stürmisch wieder auf, bleibt verführerisch, riskant und ein wenig scheinheilig, sprich: einfach teuflisch gut. Niemals aber, dies der eigentlich willkommene Effekt, schaut sie in den Schlund fauler Kompromissbereitschaft, stets Bruder des Teufelskreises. Aber auch sein advocatus diaboli.
Highlights
- War on sound
- Shout it out
- The 9th
Tracklist
- 21st century heart
- War on sound
- Take me to the ballroom
- Don't ya know?
- Cocobelle
- Ratatouille
- Walking on my feet
- Shout it out
- The 9th
- Weekend a-go-go
- Dancing in the sky
Gesamtspielzeit: 43:07 min.
Referenzen
Stars; Broken Social Scene; Belle & Sebastian; The Postal Service; Teenage Fanclub; The Decemberists; The New Pornographers; The Shins; The Long Winters; The The; Maps; Radical Face; Pinback; Rob Crow; The Delgados; The Go Find; The Broken Family Band; Death Cab For Cutie; Youth Group; Amy Millan; The Beautiful South; Badly Drawn Boy; Eels; New Order; The Cure; The Smiths; Johnny Marr; Babybird; Ryan Adams; James; The Beatles; The Beach Boys; Wings; The Kinks; The Apples In Stereo; The Flaming Lips; Ben Kweller; Miles; Monta; Maritime