Queensrÿche - Mindcrime at The Moore
Rhino / Warner
VÖ: 10.08.2007
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
CSI Seattle
Nehmen wir einmal an, dass jeder Käufer von "Operation: mindcrime II" selbstredend auch den ersten Teil des Epos besitzt. Dann einmal Hand aufs Herz: Wer hat noch nicht beide Teile nacheinander am Stück gehört - und sei es nur, um sich zu beweisen, dass der erste Teil nun doch tatsächlich um Klassen besser ist? Eben. Insofern schrie die famose Live-Umsetzung "Operation: LIVEcrime" aus dem Jahr 1992 ebenso nach einer Fortsetzung. Kalkül? Nö. Konsequenz. Und diesmal fahren Queensrÿche das volle Programm auf: Gab es die Live-Dokumentation seinerzeit nur als Paket aus VHS-Tape und CD zu kaufen, darf der geneigte Käufer heute zwischen Doppel-DVD und Doppel-CD wählen. Die Kulisse? Stilecht. Nämlich das altehrwürdige "The Moore" im Herzen von Seattle. Heimspiel also.
Und Queensrÿche nutzen diesen Heimvorteil aus, so viel steht mal fest. Natürlich haben die Herren insbesondere in der ersten Hälfte leichtes Spiel, dafür ist das Songmaterial einfach zu brillant. An manchen Stellen leistet man sich gar den Luxus, einzelne Dialogsequenzen hinzuzufügen ("Electric requiem"). Das nimmt etwas vom Rätsel um den Tod der Nonne Mary, strafft jedoch den Handlungsfaden. Wo wir bei der Ex-Hure, die zur Klosterschwester wird, sind: "Suite sister Mary" wird hier zu einer grandiosen Power-Ballade mit einem faszinierenden Duett zwischen Geoff Tate und Pamela Moore, die diese Rolle bereits 1988 einsang. Überhaupt zeigt sich Tate in Bestform: souverän wie seit langem nicht, mit Glas schneidendem Organ, unterstützt von brillantem Sound.
Mit dieser Spielfreude können dann auch einzelne Längen des zweiten Teils kompensiert werden. Trotz hier offenkundiger Schwächen im Songwriting fügt sich die Geschichte zu einem Bild zusammen. Und um diese Spielfreude ein für allemal festzuhalten, gibt's als Zugabe noch zwei Klassiker, nämlich den alten Schinken "Walk in the shadows" vom "Rage for order"-Album sowie die Seattle-Hommage "Jet city woman", bei der Geoff Tate dank des Publikums allerdings bereits größtenteils in den wohlverdienten Feierabend gehen kann. Schade eigentlich nur, dass Ronnie James Dios Gesangsparts bei "The chase" nur vom Band kommen. Lebendig gibt's den Herren nur als Bonusmaterial auf der DVD.
Natürlich darf man auch nach der Live-Dokumentation geteilter Meinung über die Qualität von "Operation: mindcrime II" sein. Doch die Schwächen machen Queensrÿche durch jede Menge Enthusiasmus wieder wett. Irgendwie fügen sich also auch die Live-Umsetzungen der Story um Gehirnwäsche, Killer und korrupte Machtmenschen zusammen: War "Operation: LIVEcrime" seinerzeit vor allem aufgrund der Aufmachung ein Meilenstein, so ist "Mindcrime at The Moore" das fehlende Teil im Puzzle. Keineswegs überflüssig, sondern essentiell. Und vor allem verfestigt es die Erkenntnis, dass Queensrÿche in der hier gezeigten Verfassung endlich wieder reif für die Oberklasse sind.
Highlights
- Suite sister Mary
- Breaking the silence
- Eyes of a stranger
- The hands
- The chase
Tracklist
- CD 1
- I remember now
- Anarchy-X
- Revolution calling
- Operation: mindcrime
- Speak
- Spreading the disease
- The mission
- Suite sister Mary
- The needle lies
- Electric requiem
- Breaking the silence
- I don't believe in love
- Waiting for 22
- My empty room
- Eyes of a stranger
- CD 2
- Freiheit Ouvertüre
- Convict
- I'm American
- One foot in hell
- Hostage
- The hands
- Speed of light
- Signs say go
- Re-arrange you
- The chase
- Murderer?
- Circles
- If I could change it all
- An intentional confrontation
- A junkie's blues
- Fear city slide
- All the promises
- Encore: Walk in the shadows
- Jet city woman
Gesamtspielzeit: 145:32 min.
Referenzen
Dream Theater; Everon; Threshold; Porcupine Tree; Enchant; Onesidezero; Dredg; A Perfect Circle; Tool; Boy Hits Car; Cave In; Chevelle; Failure; Marillion; Rush; Transatlantic; The Flower Kings; Jadis; Ayreon; Savatage; Symphony X; Dead Soul Tribe; Pain Of Salvation; King's X; The Jelly Jam; Liquid Tension Experiment; Led Zeppelin; The Tea Party; 30 Seconds To Mars; Coheed And Cambria
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