Eric McFadden - Let's die forever... together
Bad Reputation / Point
VÖ: 27.07.2007
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Totes Kapital
Eric McFadden hat ein Problem: Er ist ein exzellenter Gitarrist. Blues, Rock, Metal, Funk, Jazz, spanische Gitarre - kaum etwas, was der Virtuose nicht schon mehr als ordentlich zustande gebracht und in einer seiner vielen Bands wie Liar, Angry Babies oder Alien Lovestock oder auch als Helfer bekannter Künstler wie George Clinton live präsentiert hätte. Was im Bandkontext gut funktioniert, bringt solo allerdings Schwierigkeiten mit sich. Eric McFadden mag ein großartiger Gitarrist sein. Was er nicht ist: Nick Cave.
Was weder Genforscher, Musikfans, noch die Herren Cave und McFadden selbst überraschen dürfte, ist insofern von Bedeutung, als "Let's die forever... together" die gleiche rotweinschwere, schmerzverzerrte Melancholie atmet, die auch viele Stücke des Australiers und seiner Bad Seeds auszeichnet. Oder besser: atmen möchte. Denn McFaddens Organ erreicht leider in keinem Stück die emotionale Tiefe oder das Charisma von Caves Grabesstimme. Zu zurückgenommen, zu brav wirkt sein Gesang, nie bricht er stimmlich aus, bleibt immer vornehm hinter den Songs zurück. Eine Whiskeystimme mit Heiligenschein. Eskapaden leistet sich nur die Gitarre, wie in "Practical man", wo plötzlich der Song kippt und ein wahrhaft nervenzerrendes Jazz-Solo aus ihm hervorbricht."Abgefuckt" sagt der Liebhaber dazu.
All das ist Kritik auf hohem Niveau. Denn im Rahmen dessen, was man heute gern "Singer/Songwriter" nennt, ist die Platte durchaus spannend und bunt arrangiert: Französische Folklore Elemente ("What's in my head"), ein Glockenspiel hier, eine Bongotrommel im hektischen Bluesbeat dort ("Did you hear that sound?"), Einflüsse von Black Sabbath über Jimi Hendrix bis hin zu Cash-Country, Gypsy-Musik und TexMex, Flamenco-Gitarre und Southern Rock - all das verschmilzt auf "Let's die forever... together" zu einer düster-melancholischen Introspektion über Liebe und Schmerz . Außer dem banalen "Lucky you" muss man dabei glücklicherweise auf Totalausfälle verzichten.
Was das Bild am Ende trübt, sind dann auch nicht einzelne Songwritingschwächen oder die spektakulär pathetischen Texte und Songtitel, es ist das unbestimmte Gefühl, dass da doch mehr drin gewesen wäre. "Ship without a dock" bestätigt diesen Eindruck vollends: Hier wagt sich Schneckenhaus-Vokalist McFadden endlich doch einmal gesanglich etwas vor. Und spätestens, wenn man ihn dreckig lachen hört und der Song mit fiebriger Trompete im Walzertakt gen Spanien wiegt, ahnt man das Potenzial, das zumindest der Sänger Eric McFadden offenbar nicht ausschöpfen konnte oder wollte. Ein ordentliches Album, das ein exzellentes hätte sein können. Gibt Nick Cave eigentlich Gesangsunterricht?
Highlights
- Black holidays
- Hole in my faith
- Ship without a dock
Tracklist
- Slow lullaby (Intro)
- What's in my head
- I break everything I touch
- Did you hear that sound?
- Never go home
- Black holidays
- Sick inside
- Friend of a friend
- Practical man
- Hole in my faith
- Lucky you
- Dead man's lullaby
- Ship without a dock
- Ric's lullaby
Gesamtspielzeit: 51:57 min.
Referenzen
Nick Cave And The Bad Seeds; Grinderman; Calexico; Johnny Cash; Django Reinhardt; Hank Williams; Tom Waits; Jeff Buckley; Lou Reed; Paco Peña; Leonard Cohen; Elvis Costello; Elliott Smith; Nick Drake; Neil Young; Willie Nelson; Ryan Adams; Neko Case; Bonnie 'Prince' Billy; Woven Hand; Sixteen Horsepower; Wilco; The Doors; Beirut; Two Gallants; Tarantula A.D.; Einstürzende Neubauten