Beach House - Beach House
Carpark / Bella Union / Cooperative / Universal
VÖ: 10.08.2007
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Surf's up
Wenn man den ganzen Musikrezensionszirkus mal streng realistisch betrachtet, bleibt natürlich nicht viel mehr übrig als ein Werbewerkzeug der Plattenindustrie, das sich zwar nur bedingt steuern lässt, aber dafür ausgesprochen kostengünstig arbeitet. Vom Standpunkt eines Verkäufers betrachtet, ist das selbst betitelte Debütalbum von Beach House aus einem Strandhaus in Baltimore dabei die größte anzunehmende Herausforderung. Absolut und unwiderruflich gar nichts an dieser Platte ist flashy, fancy oder sonst wie Absatz fördernd. Zweifellos unverkäuflich ist diese Band aus zwei Personen mit rudimentärem Zeitgefühl, aber erstaunlich gutem Timing. Man steht als Geschäftsmann denkbar doof da - man kann den Leuten nur sagen, dass Beach House großartig sind und sie es glauben (und ihre Platte kaufen) oder selbst herausfinden (und ihre Platte kaufen) müssen.
Eher kümmerlich auch der folgende Versuch: Jeder Ton auf "Beach House" besitzt außerordentliche Wichtigkeit. Es passiert hier nichts, das genauso gut nicht passieren könnte. Gebaut um eine ganze Lagerhalle voller Tasteninstrumente wurde das Album, gefühlte zwei Drumcomputer-Beats und frisch gespritzten Betäubungsgesang von Victoria Legrand und Alex Scally. Regelmäßig verschaukelt eine Slidegitarre die sehr zerbrechlichen Songs, sie ist in ihrer Geschichte möglicherweise nie sinnvoller als hier gebraucht worden. Der Tintenstrahler hat also schon mal von alleine angefangen, "Dream Pop"- und "Shoegazing"-Sticker für die Plattenhüllen zu drucken. Aber die sind eben für die Oberfläche, wirklich ran an Beach House kommt man damit auch nicht. Und das ist doch mal was zum Festhalten.
Es geht nämlich nicht um das Herankommen an diese Musik. Es geht gerade um das letzte bisschen Distanz, das sie für sich beansprucht. Eine fortwährende Rätselhaftigkeit, die sich natürlich auch nicht aufklärt, wenn es die Schwebeübungen von "Saltwater" plötzlich mit der Schwerkraft zu tun bekommen. "You couldn't lose me / If you tried", ein leicht übersehener Zeigefinger. "Apple orchard" wird wenig später zur zärtlichsten Verschleppung, die einem 4/4-Takt passieren kann, man ist ja eh längst Geisel der eigenen Willenlosigkeit. Das (vermutliche Fake-)Cembalo in "Auburn and ivory" reißt einen da auch nicht mehr raus, das Leben geht weiter und Beach House vorbei. Ihre Musik will einfach nur da sein und bitte nicht angefasst werden. "Master of none" - das sind die wahrsten Worte der ganzen Platte.
Highlights
- Tokyo witch
- Apple orchard
- Master of none
Tracklist
- Saltwater
- Tokyo witch
- Apple orchard
- Master of none
- Auburn and ivory
- Childhood
- Lovelier girl
- House on the hill
- Heart and lungs
Gesamtspielzeit: 36:38 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Demon Cleaner User und Moderator Postings: 5646 Registriert seit 15.05.2013 |
2015-11-20 10:21:25 Uhr
Zip ZapFür mich schon ihr schwächstes Album. Der Teil von "Apple Orchard" bis "Auburn And Ivory" ist aber ganz groß. 7/10 sind es für mich. |
Ösi |
2015-11-20 10:18:51 Uhr
hat mal einer ne ZIP? |
koe |
2010-04-28 14:15:59 Uhr
Unterschrieben. |
toolshed |
2010-04-28 06:30:52 Uhr
Stellenweise nicht weniger als genial, das Album. 'Apple Orchard' - ich bin total verliebt.. :) |
elrenluthien |
2010-03-11 22:45:13 Uhr
in der tat ein gelungener und faszinieender auftritt in zh, sie hätten von mir aus auch noch die ganze nacht durchspielen können...teen dream ist so unfassbar schön, so innig, so komplett, so wohlfühlend, ich kann es kaum in Worte fassen... grandioses werk. |
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Referenzen
Mazzy Star; Galaxie 500; The American Analog Set; Luna; Manitoba; Panda Bear; Slowdive; Spiritualized; Nobody & Mystic Chords Of Memory; Air; Zero 7; Bent; Codeine; Cocteau Twins; Talk Talk; The High Llamas; The Flaming Lips; Ai Phoenix; The Album Leaf; My Bloody Valentine; Yo La Tengo; Broken Social Scene; Broken Social Scene Presents Kevin Drew; Minus Story; Mercury Rev; Grizzly Bear; Azure Ray; Edith Frost; Cat Power; Nina Nastasia; The Velvet Underground
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