Aaron Schroeder - Southern heart in western skin
Letterbox / Al!ve
VÖ: 27.07.2007
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Ewige Jagdgründe
Pete Doherty wurde vor ein paar Jahren der Nobelpreis für Medizin verliehen. Nicht etwa, weil er in umfangreichen Selbstversuchen die Wirkung bewusstseinserweiternder und synapsenverengender Substanzen untersuchte, sondern weil er erforschte, wie das Immunsystem virusinfizierte Zellen erkennt. Jack Johnson war mal Boxweltmeister im Schwergewicht und Aaron Schroeder textete "It's now or never" für Elvis Presley. Kann ja gar nicht sein? Oh doch: klarer Fall von Namensvetternwirtschaft.
Auch musikalisch ist Aaron Schroeder nicht unbedingt unverwechselbar - Neo-Folk und Americana haben schließlich schon andere wohlklingend miteinander verquickt. Was den jungen Burschen aus Los Angeles, den es nach Kennewick, Washington, verschlagen hat, dann aber doch einzigartig macht, ist seine grandios unangestrengte Art, Melodien zu pflücken. Im Vorbeischlendern. Ohne hinzugucken. "Southern heart in western skin" zündet als sympathische Lagerfeuerplatte genauso wie als Singalong-Reigen mit viel Akustikgitarre und dezenten Country-Spielereien.
"A movin' movin' train" wird von einem Lap-Steel-Intro aufs Gleis gesetzt und poltert in pulsierendem Upbeat-Folkpop über die Schienen. Schroeder wirft derweil die Herzscheiße aus dem Zugfenster - möge sie von dem nächsten Windstoß mitgenommen und in irgendeinen verlassenen Bahnhof verschleppt werden. Einen Song weiter ist die Harmonie zwischen den Geschlechtern dann aber schon wieder hergestellt: "The real world" präsentiert sich als verschmitztes Boy-Girl-Duett im Landhausmusikstil - mit Mundharmonika, Cello und den obligatorischen wohltemperierten Stahlsaiten.
Während "Don't go home" die Beatles-Harmonielehre in einen entschärften Indierock-Kontext stellt, widmet sich das filigran-akustische "21" dem einen oder anderen Adoleszenz-Problemchen. Das Country-Pop-Karussell rotiert schwindelerregend und fabuliert Zeilen wie "I would have wrote a million bad checks / If you would have waited to cash them / And watch me go down in Santa Ana" zusammen. Wen interessiert schon Grammatik, wenn das Versmaß passt. Beim nächsten Lied stimmt dann sogar alles - von der Syntax über den Fußwippfaktor bis zum swingenden Klaviersolo: "There's no fun chasing dead rabbits on the road / When the thrill is hunting something / That you fear you'd never own." Wonach Aaron Schroeder so jagt, wenn er nicht gerade Melodien pflückt? Man weiß es nicht genau. Aber eines steht fest: Er hat schon was.
Highlights
- The real world
- 21
- Santa Ana
- Dead rabbits
Tracklist
- A movin' movin' train
- The real world
- Don't go home
- 21
- Antlers
- Santa Ana
- Dead rabbits
- Devil's lake
- Rollin' Tennessee
Gesamtspielzeit: 28:48 min.
Referenzen
Major Matt Mason USA; Jackie Greene; Bright Eyes; Julie Doiron; The Mountain Goats; Ben Kweller; Ryan Adams; Pony Club; Boy Omega; Elliott Smith; Adam Green; Saint Thomas; Jeffrey Lewis; Clem Snide; Howie Beck; Belle & Sebastian; Billy Bragg; The Beatles; Jeremy Warmsley; Herman Dune; Death Cab For Cutie; Loney, Dear; My Morning Jacket; Iron & Wine; Ballboy; Damien Rice; Josh Rouse; Tiger Lou; The Kinks; Wilco