Korn - Untitled
Virgin / EMI
VÖ: 27.07.2007
Unsere Bewertung: 3/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Kinderkanal
Da sitzt er also in einer Ecke des Studios, törööt Rotz und Wasser in den Ärmel seines Kapuzenpullis, weiß weder ein noch wohin. Aus der Mischerkabine kommt der Hinweis, er solle zurückgehen, bis tief in die Kindheit, den Schmerz kathardisieren, kanalisieren und ihn dann herausschreien. Jonathan Davis nimmt sich ein Herz, besprüht das Mikrofon mit Galle und Gift, bricht dann zusammen und wird von Produzentenlegende Angelika Kallwass zur Belohnung in den Schlaf geknuddelt. Ein weiterer Hit ist geschrieben, eine weitere Stuhlkreissitzung erfolgreich zu Ende geführt. Die Träne hat ihren Dienst getan und Korn kehren in ihrem Namen ein x-tes Mal zurück. Der Trauerkloß und die starken Männer.
Der Weinerlichkeit ihres Frontmanns traten Korn bekanntlich lange Zeit mit ihrem immens wummernden Klangkörper entgegen. Die Musik selbst war derart Prügelstrafe, dass das mit brechreizgroßen Gebärden gespielte Kindheitstrauma in Dauerrotation über Davis' innere Mattscheibe flimmern musste. Ein Verdrängungswall, errichtet nicht unbedingt gegen erlittene Schmerzen, vielmehr gegen die Lächerlichkeit all dieser Gesten.
Dem gegenüber gibt sich nun "Untitled" auch musikalisch vollends dem Larifari preis. Korn hüpfen mindestens zehn Felder zurück und schlagen volle Möhre im altbackenen Crossover der frühen 90er auf. So pendeln gleich "Starting over" und "Bitch we got a problem" zwischen späten Faith No More und einem lipglossy Discofunk, mit dem einst Girls Against Boys nach "Freak*on*ica" auswanderten, um anschließend reumütig zurückzukehren. Derartige Einsichten sind von Korn allerdings weniger zu erwarten. Vielmehr scheinen sie den Refrain von "Evolution" für Klaus Meines faltiges Hinterteil und Linkin Parks Kindergärtnerin geschrieben zu haben. Und wer schon immer dachte, dass Davis eine Pianonummer nicht im mindestens schultern oder gar tragen könnte, der wird mit "Kiss" genau dessen belehrt. In der Tat wird das Lied irgendwann derart albern, dass man besser kein weiteres Wort darüber verlieren, es vielmehr in der Mitte abbrech ...
Trotzdem funktionieren natürlich einige Beats, funkeln einzelne Riffs. "Innocent bystander" und "Hold on" sind solche Songs, auf denen vieles passt, gerade weil recht innovationsresistent die Matte geschwungen wird. Alles haben Korn also sicherlich nicht verlernt, doch mit jedem versuchten Neuentwurf fragt man sich auch immer lauter, was genau sie eigentlich mal konnten? Klar, da war das energische Hühüpf von "Blind", doch das konnten sie schon sehr früh selbst nicht mehr einholen. Und sonst?
2007 hört es sich jedenfalls ganz danach an, als versuchten Korn doch ihr Möglichstes. Das allerdings ist automatisch das Wenigste. Dabei sind die Gesten zu größenwahnsinnig, um sie einfach wie Horden anderer Nu-Guckstdu-Metal-Bands ins Zombiereich abzuwinken. Sich selbst überlebende Tote sind halt nicht immer die Lebendigsten. Und werden zum ewig wiederkehrenden Trauma aller anderen: demnächst im KiKa zum Nachmittagstalk bei Mama Kallwass.
Highlights
- Innocent bystander
Tracklist
- Intro
- Starting over
- Bitch we got a problem
- Evolution
- Hold on
- Kiss
- Do what they say
- Ever be
- Love and luxury
- Innocent bystander
- Killing
- Hushabye
- I will protect you
Gesamtspielzeit: 48:41 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Affengitarre User und News-Scout Postings: 11087 Registriert seit 23.07.2014 |
2021-05-02 22:46:59 Uhr
Hehe, geh ich mit. 2/10 für "Path of Totality", bei der "Untitled" würde ich immerhin 5/10 zücken. Hab aber leider schon schlechtere Sachen als "Path of Totality" gehört. :D |
Eye_Llama Postings: 707 Registriert seit 09.05.2016 |
2021-05-02 22:15:53 Uhr
Path of Totality war vielleicht das beschissenste Album, was ich jemals gehört habe. Die 2/10 waren völlig verdient. Untitled hingegen hätte deutlich mehr als eine 3/10 gegönnt. |
Affengitarre User und News-Scout Postings: 11087 Registriert seit 23.07.2014 |
2021-05-02 13:48:53 Uhr
Hatte mich schon gewundert. Der Nachfolger ist doch super langweilig, das Debüt nochmal lauwarm aufgewärmt. "Path of Totality" ist aber nochmal ein anderes Kaliber. :D |
The MACHINA of God User und Moderator Postings: 33059 Registriert seit 07.06.2013 |
2021-05-02 13:46:42 Uhr
Ah, nicht der Nachfolger sondern "Path of totality" ist beschissener. |
The MACHINA of God User und Moderator Postings: 33059 Registriert seit 07.06.2013 |
2021-05-02 13:42:04 Uhr
Doch eher 3/10. Heute versucht das Ding noch zu Ende zu hören. ist echt schwer. Das mit Abstand uninteressanteste Album der Band. Ja, der Nachfolger ist beschissener... aber auch interessanter. Das hier ist eine richtungs- und kraftlose Suppe. Einzig "Innocent Bystander" lässt einen kurz aufhorchen. |
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Referenzen
Fear Factory; Coal Chamber; Breach; Godsmack; Slipknot; Sevendust; Limp Bizkit; Papa Roach; (hed) p.e.; P.O.D.; Killing Joke; Ministry; White Zombie; Mudvayne; Sepultura; Soulfly; Machine Head; Fudge Tunnel; Deftones; Nine Inch Nails; Rammstein; Clutch; Marilyn Manson; Faith No More; Rage Against The Machine; Audioslave; System Of A Down; The Young Gods; Earth Crisis; Suicidal Tendencies; Anthrax; S.O.D.; M.O.D.; Melvins; Tool; Girls Against Boys; Cop Shoot Cop
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