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Elbow - Asleep in the back

Elbow- Asleep in the back

V2 / Zomba
VÖ: 07.05.2001

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Das Reich der Träume

Zeit - was ist das eigentlich? Bedeutungslos? Nur eine weitere Konstante, die über unser Leben bestimmt? Oder handelt es sich dabei um etwas viel größeres, etwas von unfaßbarem Ausmaße? Ein Synonym für alles, was der Mensch nicht festhalten kann und ihm durch die Finger rinnt, nur um wenig später schmerzlich vermißt zu werden? Nicht ohne Grund ist es einer der ältesten Wünsche der Menschheit, die Kontrolle über den Augenblick zu erlangen - und doch wird es nie gelingen. Manche hält dies trotzdem nicht davon ab, es zumindest zu versuchen.

Als solche unverbesserliche Traumtänzer auf dem schmalen Grat der Sekunden erweisen sich Elbow. Gleich mit dem ersten Song "Any day now" ihres Debüts "Asleep in the back" zeigen sich die fünf Briten aus Manchester als Könige der schlagartigen Langsamkeit: "Any day now [...] Some of my youth / And all of my senses on overdrive" faßt in Worte, was eigentlich keine Worte braucht. Das Wahrnehmbare rückt scheinbar in den Hintergrund, doch die Emotionen ebnen in Wirklichkeit nur den Zugang in eine andere Welt, die einen alles viel intensiver erleben läßt. Der Weg zum ewigen Jungbrunnen führt über "Asleep in the back", wenn die Seele bereit ist, sich einnehmen zu lassen: "You'll spend the end of your days / Gently smiling like a newborn" - und das Leben wird mit anderen Augen gesehen.

"You burn too bright / You live too fast / This can't go on too long" heißt es in "Red", bevor Elbow sich mit den wunderschönen Worten "You're a tragedy starting to happen" der Katastrophe fügen. Die Verlorenheit, die Reizüberflutung der Sinne und die Aufopferung ans Schicksal macht "Red" zu einem der schönsten und vor allem intensivsten Songs, die das menschliche Ohr in letzter Zeit erfüllten. Nach Coldplays "Yellow" erscheint damit eine weitere wehmütige Liebeserklärung an der Bildfläche, die die Welt in den schönsten Farben zeichnet.

Natürlich kann man auch versuchen, es sich einfacher zu machen. Wenn die Musik von Elbow mit herkömmlichen Sätzen oder gar Vergleichen umschrieben werden müßte, würden Coldplay, Radiohead oder The Divine Comedy als Wegbereiter fungieren, während Grandaddys "The sophtware slump", Blurs "13" oder gar Talk Talks "Spirit of Eden" als weitere Bezugspunkte herhalten müßten. Man würde die epische Breite der Songs hervorheben, die Verkopftheit und schwere Zugänglichkeit von "Asleep in the back" als Pluspunkte verbuchen und als einzigen Kritikpunkt anführen, daß sich wie "Little beast" und "Presuming Ed (Rest easy)" manche Stücke gänzlich der belanglosen Orientierungslosigkeit ergeben. Doch auf diesem Wege würde man nur einen eingeschränkten Zutritt zu den Klängen von Elbow erhalten. Denn nur wer versucht, die Musik nicht zu hören, sondern zu erfühlen, wird dem schleierhaften Tempo standhalten können. Dann nämlich wird die Erde einen Moment lang aufhören, sich zu drehen, die Uhren zu ticken und das Herz zu schlagen. Für einen verschwindend kurzen Augenblick hält man alle Zeit der Welt in den eigenen Händen.

(Armin Linder)

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Highlights

  • Any day now
  • Red
  • Newborn

Tracklist

  1. Any day now
  2. Red
  3. Little beast
  4. Powder blue
  5. Bitten by the tailfly
  6. Newborn
  7. Don't mix your drinks
  8. Presuming Ed (Rest easy)
  9. Coming second
  10. Scattered black and whites

Gesamtspielzeit: 53:20 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Mayakhedive

Postings: 2515

Registriert seit 16.08.2017

2020-04-03 18:01:59 Uhr
Elbow versetzen mich musikalisch jetzt nicht unbedingt regelmäßig in Extase, auch wenn Guy Garvey mittlerweile zu einem meiner Lieblingssänger avanciert ist.
Aber die Welt wird schon ein ganz kleines Stück besser, wenn man solche Sachen wie z.B. den Titelsong hier hört. Bei Elbow ist man irgendwie zuhause.

seno

Postings: 3549

Registriert seit 10.06.2013

2016-12-29 08:03:33 Uhr
Nachdem ich kürzlich alle Alben mal wieder durchgehört habe, kann ich mich euch nur anschließen. Für mich waren da zwar schon immer einige absolut großartige Lieder drauf, aber habe erst jetzt so richtig gemerkt, wie grandios das Album als Ganzes ist.
Ich habe es kürzlich Frühmorgens bei einer längeren Busfahrt durch die dunkle, verregnete aber immerhin weihnachtlich beleuchtete Stadt gehört. Irgendwie passte es da wunderbar.
Oliver
2016-12-28 18:39:15 Uhr
Absolut großes Album
Brauch ich auf VINYYYYYL

MopedTobias (Marvin)

Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion

Postings: 19949

Registriert seit 10.09.2013

2016-12-28 17:58:55 Uhr
Deine Beschreibung trifft die wirklich sehr spezielle Atmosphäre dieses Albums ziemlich gut. Auch in den von dir genannten "schönen" Songs schwingt immer so eine gewisse Abgründigkeit mit, die auf den nachfolgenden Alben fast völlig fehlt. Meine Elbow-Nummer 3 hinter Seldom und Leaders. Can't Stop finde ich aber immer noch eher verzichtbar :p

Felix H

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 9320

Registriert seit 26.02.2016

2016-12-28 17:48:40 Uhr
Mittlerweile meine zweitliebste nach "The Seldom Seen Kid". Irgendwie eigenartiger Mix aus Kälte und Wärme. Einige ihrer zugänglichsten und schönsten Tracks ("Red", "Powder Blue") neben abseitig psychedelischem ("Bitten By The Tailfly", "Presuming Ed") oder beidem in einem Song ("Newborn"). Ganz eigen, ganz toll.

Die 12-Track-Version ist aber ein Muss. Der Titeltrack ist sowieso grandios, aber auch ohne "Can't Stop" würde mir gegen Ende was fehlen, auch wenn der eher verzichtbar ist als "Asleep In The Back".
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