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Prince - Planet Earth

Prince- Planet Earth

NPG / Columbia / Sony BMG
VÖ: 20.07.2007

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Funkloch

Während die einen den 07.07.07 zu Gunsten eines gedächtnisfreundlichen Hochzeitstages nutzten, ließen andere ihre guten Vorsätze und ihr schlechtes Gewissen in Al Gores "Live Earth"-Spektakel gipfeln. Prince wiederum absolvierte in seiner Heimatstadt Minneapolis innerhalb von zwölf Stunden drei Konzerte und präsentierte dabei nicht nur sein neues Album, das rein zufällig "Planet Earth" heißt und wenigstens im ersten und letzten Lied klimakatastrophal Anteil nimmt, sondern auch ein Parfüm - nach seinem letztjährigen Werk "3121" benannt und immerhin zu sieben Prozent wohltätig. Der Rest ist Jasmin, Patchouli und Sandelholz.

Kurzbeiner setzen bekanntlich mit Vorliebe Duftmarken: Erst im Februar markierte Prince sein Revier, als er in der Halbzeitpause des Superbowls ein paar seiner Hits zum Besten gab und in großartiger Zeuge-Jehovas-Selbstironie auch noch "All along the watchtower" coverte. Nächsten Monat stehen einundzwanzig Shows in der Londoner O2-Arena an, allesamt ausverkauft. Bereits einen Tag vor Veröffentlichung von "Planet Earth" wird sein vierundzwanzigstes Studioalbum in voller Länge und ohne Aufpreis der englischen Wochenzeitung "The Mail on Sunday" beiliegen. In einer Auflage von drei Millionen Stück. Prince hat anscheinend eingesehen, dass man einem Major-Label wirkungsvoller seine Hassliebe beweisen kann, als sich "Slave" auf die gepuderte Wange zu kritzeln.

Vielleicht stapeln sich als nächstes kinderportemonnaiegerechte Prince-Adventskalender bei Walmart, bestückt mit all seinen Studioalben. "Planet Earth" würde dabei zwar weder hinter dem Nikolaus- noch hinter dem Heiligabend-Türchen stecken, aber der zweite Advent, der wäre schon durchaus drin. Nicht nur, weil Prince es geschafft hat, seit seinem 1978 veröffentlichten Debüt "For you" musikalisch unvergleichlich zu bleiben, sondern auch, weil Verbitterung nie eine Option für ihn war. Statt dessen wurden alte Weggefährten zum gemeinsamen Musizieren geladen: Wendy & Lisa, die einst zu seiner hoch geschätzten Begleitband "The Revolution" gehörten, Ex-James-Brown-Saxophonist Maceo Parker und Percussion-Diva Sheila E.

Ein disharmonisch einknickendes E-Piano zeichnet gleich zu Beginn die Schieflage der Welt nach, mündet in ein lasziv vorgetragenes Planeten-Plädoyer und kriegt schließlich die Kurve zu opulentem Jazzrock. Der steht nach fast sechs Minuten kurz vor der Explosion und entlädt sich in der juvenil-vergnügten ersten Singleauskopplung "Guitar", die ihre Rhythm-Section mit Sackhüpfen bei Laune hält, während Prince Riffe versenken spielt und "I love you, baby / But not like I love my guitar" jauchzt. "Somewhere here on earth", ein etwas zu falsettiger und softer Jazzschleicher mit Trompetenfassung, drosselt das Tempo, bevor "The one u wanna c" wieder euphorisch beschleunigt und flott in Richtung Achtziger-Jahre-Pop abbiegt.

Auch "Future baby mama" bringt den Funk nicht zurück, sondern eher den R'n'B ins abgedunkelte Schlafzimmer, das "Mr. Goodnight" mit flammenden HipHop-Vocals und ehrgeizigen Verführungsabsichten stürmt. Im nur knapp zweieinhalbminütigen "All the midnights in the world" wird es wieder jugendfrei - sanftes Klavier, luftige Akustikgitarre und beinahe naiver Sixties-Charme. In solchen Momenten erscheint es keineswegs erstaunlich, dass Prince den Bangles damals "Manic Monday" auf die Luxusleiber geschrieben hat. "Chelsea Rodgers" gelingt die lang ersehnte und einzige Tanzboden-Erosion auf "Planet Earth", angeführt von frisch geölten Bläsern und stimmgewaltigen Gospel-Grazien. Kein Anschluss nach dieser Funk-Nummer: "Lion of Judah" entsinnt sich kurz des Eröffnungsakkords von "Purple rain", entwickelt sich dann aber weitgehend unauffällig und "Resolution" geleitet das Album im Schonwaschgang zum Finale. Smells like routine spirit. Aber irgendwie immer noch dufte.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights

  • Guitar
  • Chelsea Rodgers

Tracklist

  1. Planet Earth
  2. Guitar
  3. Somewhere here on Earth
  4. The one u wanna c
  5. Future baby mama
  6. Mr. Goodnight
  7. All the midnights in the world
  8. Chelsea Rodgers
  9. Lion of Judah
  10. Resolution

Gesamtspielzeit: 45:00 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
@logan
2007-07-21 12:32:44 Uhr
Er hat ihn noch.

Kein Musicology aber sehr solide das Ganze. Die Produktion ist auch nicht so veraltet wie auf 3121, klingt sehr live das ganze.

Nur ein Kracher wie Black Sweat fehlt leider.
afromme
2007-07-10 14:22:45 Uhr
Promo-CDs und meinetwegen kostenlose CDs für Konzertbesucher sind - besonders bei Prince's Eintrittspreisen - okay und fair und darüber würde ich als Plattenfirma auch keinen Terror machen. Aber das volle Album als Umsonst-Beileger bei einer Sonntagszeitung ist schon - äh - albern. Einerseits entwertet man damit tatsächlich das Album als Format, wenn man die bewusste Entscheidung für ein Werk überflüssig macht (zumal: was mit einem guten Teil der Zeitungsbeileger so passiert, dürfte auch jedem klar sein); dazu kommt, dass hierzulande wohl viele wenig Lust drauf haben, das Album zu kaufen wenn man's andernorts quasi umsonst bekommt. Andererseits kann man statt solcher Aktionen das Album auch gleich zum Umsonst-Download ins Netz stellen.
Ohne ein Freund der Major-Label zu sein (Kopierschutz, Uhrheberrechtslobbyismus, all das), aber in dem Fall kann ich die Entscheidung gut verstehen, das Album in Großbritannien gar nicht erst regulär zu veröffentlichen.
...
2007-07-10 13:23:23 Uhr
Prince verärgert UK-Branche mit Zeitungskooperation


Sorgt für Ärger: Prince

In Großbritannien sorgt sich Prince nach dem rekordverdächtigen Ausverkauf seiner 28 London-Konzerte wohl nur noch herzlich wenig um die Beziehung zum Tonträgerhandel. Sein neues Album "Planet Earth" soll nämlich von der "Mail on Sunday" als kostenloses Covermount unters Volk gebracht werden.

Stephen Miron, Managing Director des Sonntagsblatts, erklärte dem "Guardian", bei dieser Aktion handle es sich um "die größte Innovation in der Zeitungs-Promotion" seit Langem. An welchem der kommenden Sonntage "Planet Earth" der "Mail" beiliegen soll, ist noch nicht bekannt. Doch es gilt als sicher, dass der Verlag Associated Newspapers seine Auflage für diese Aktion massiv aufstocken wird. Zwei Mio. Exemplare der CD will die Zeitung als kostenlose Beilage in Umlauf bringen.

Offiziell sollte das Album in Großbritannien am 16. Juli in den Handel kommen. Nun ist dieser Termin aber mehr als fraglich: Die britische Niederlassung von Sony BMG - der Major hatte sich die weltweiten Vertriebsrechte für "Planet Earth" gesichert - zog schon Konsequenzen: Die UK-Filiale des deutsch-japanischen Konzerns habe sich aus dem Deal mit Prince zurückgezogen, ließ ein Unternehmenssprecher wissen. Sony BMG UK werde das Album nicht an den britischen Handel ausliefern.

"Wir halten dies für den richtigen Schritt in einem schwierigen Handelsmarkt", sagte ein Sony-BMG-Sprecher. "Wir freuen uns, dass Prince wieder bei einem Majorlabel gelandet ist, aber so ergibt das in Großbritannien keinen Sinn." Bei Sony BMG sei man bei Abschluss des Vertrags zwar über die Kostenlos-CDs informiert gewesen, die Prince den Londoner Konzertbesuchern mit nach Hause geben wird. Aber vom Deal mit der "Mail" wusste die Plattenfirma bis vor wenigen Tagen nichts. "Wir wollen unsere Partner im Handel schließlich nicht an der Nase herumführen. Aus Rücksicht auf unsere Händler werden wir die Platte hier nicht veröffentlichen."

Im Einzelhandel findet man das Vorgehen des Künstlers ebenfalls nicht berauschend. Simon Fox, CEO von HMV, wird mit den Worten zitiert: "Ich kann nicht glauben, dass sich die Musikbranche so etwas selbst antut. Das wäre doch völlig idiotisch." Und Paul Quirk, Chairman der Händlervereinigung ERA, fürchtet durch die CD-Beilage eine weitere Entwertung des Kulturguts Musik. Quirk bezeichnete die Verschenkaktion als "Beleidigung für all jene Plattenläden, die Prince während seiner gesamten Karriere unterstützt haben." Er ergänzte: "Der Artist formerly known as Prince sollte sich darüber im Klaren sein, dass er mit dieser Vorgehensweise sehr bald der Artist formerly available in Record Stores sein wird."

Bei der "Mail on Sunday" versteht man die ganze Aufregung indes nicht und behauptet, dass Covermount-CDs das allgemeine Interesse an Musik steigern würden. Geschäftsführer Miron lud den Handel zum Dialog und möglichen Partnerschaften ein. "Schließlich ist die 'Mail on Sunday' der größte Vertrieb für Alben im ganzen Land."

musikwoche.de
afromme
2007-07-05 20:14:32 Uhr
@logan
Schön zusammengefasst. :-)
Armin
2007-07-05 20:11:41 Uhr
Hallo zusammen

alle Prince- Fans müssen sich noch eine Woche länger gedulden, bis das neue Album "Planet Earth" endlich in den Handel kommt. Statt am 13.07. erscheint der Longplayer am 20.07.
Hier noch einmal das offizielle Tracklisting, das auf dem physischen Album nicht zu sehen sein wird:
1. Planet Earth
2. Guitar
3. Somewhere Here On Earth
4. The One U Wanna C
5. Future Baby Mama
6. Mr. Goodnight
7. All The Midnights In The World
8. Chelsea Rodgers
9. Lion Of Judah
10. Resolution
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