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Nickelback - The state

Nickelback- The state

Roadrunner
VÖ: 30.04.2001

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Das letzte Gebet

Obwohl die Traueranzeigen im herkömmlichen Sinne ausgeblieben sind und die zahlreichen Tränen vornehmlich im Stillen vergossen wurden, weiß es noch heute jedes Kind: Grunge ist tot, und es ist schon etliche Jahre her, daß er zu Grabe gertragen wurde. Seine verdiente ewige Ruhe darf er trotzdem nicht finden. Denn noch heute heben sich in manchen lauen Vollmondnächten die Grabdeckel, und seine Geister kriechen aus dem Untergrund hervor. Sie trampeln auf den verwelkten Vergißmeinnicht herum, ziehen die Gedenkkränze durch den Dreck und sprühen "Modern Rock" in grellem Rot an die Friedhofsmauern. Doch wer will von Zombies schon gute Manieren erwarten?

Doch wie das nun mal so ist, kann man umherhuschende Geister in den seltensten Fällen für voll nehmen. Sie können nicht mehr, als einen kurzen Moment des Schreckens und des Schauderns zu verbreiten und sind danach meist schneller wieder in der Versenkung versunken, als sie von den Toten auferstanden sind. Dieses Schicksal droht nun auch den Kanadiern von Nickelback, die einmal mehr die Trümmer von Seattles Ruinen wiederaufzubauen versuchen. Natürlich schwelgen noch heute alle, die die Bewegung Anfang der Neunziger miterlebt haben, in tiefster Wehmut. Und selbstverständlich ist man einer Band, die den alten Helden huldigt, zum Dank oder zumindest zur Toleranz verpflichtet. Dennoch ist es erschreckend, mit welchem Mindestmaß an Eigenständigkeit Nickelback dabei zu Werke gehen: Während die kraftvolle Stimme von Chad Kroeger dem Organ von Gavin Rossdale (Bush) zum Verwechseln ähnlich klingt, bedienen sich Nickelback im Sound mit vollen Händen beim Grungerock der alten (Nirvana, Pearl Jam) wie neuen (Creed) Schule.

Unter dem Strich kommt dabei hin und wieder ein lyrischer Geistesblitz wie "Breathe", ein vereinzelter Geniestreich wie das treibende "Leader of men" oder ein kurzer Moment der stillschweigenden Nostalgie wie bei "Deep" ans Tageslicht. Doch die Puste von Nickelback erweist sich als zu schwach und unbeständig, um dem Koma-Patienten Grungerock neuen Atem einzuhauchen. Ein Album, das den Titel "The state" trägt, könnte zwar auch die Probleme eines Staates thematisieren, legt aber im Falle von Nickelback wohl eher unfreiwillig den Stand der Dinge offen. Und der sieht für all die musikalischen Lebensgeister, die einst unter "Generation X" firmierten, momentan alles andere als rosig aus. Mögen sie in Frieden ruhen.

(Armin Linder)

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Highlights

  • Breathe
  • Leader of men

Tracklist

  1. Breathe
  2. Cowboy hat
  3. Leader of men
  4. Old enough
  5. Worthy to say
  6. Diggin' this
  7. Deep
  8. One last run
  9. Not leavin' yet
  10. Hold out your hand
  11. Leader of men (Acoustic)

Gesamtspielzeit: 38:49 min.

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