Minus Story - My ion truss

Jagjaguwar / Cargo
VÖ: 22.06.2007
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Middle distance runners
Stichwort Konsequenz. Wenn man schon einer Broken Social Scene entstammt, dann ist es nur recht und billig, auch wie die eine große Broken Social Scene da draußen zu klingen. Dachten sich vielleicht: Minus Story aus dem 9.000-Seelen-Örtchen Booneville, Missouri, wo sie als Kindergartenfreunde in Achtzigern und Neunzigern heran- und schließlich zur Band zusammengewachsen sind. Ewige Freundschaft, geteiltes Außenseitertum, diese Sachen halt. Und schließlich ein Umzug nach Lawrence, Kansas, was nun mit europäischem Blickwinkel auch nicht gerade aufregend erscheint, für Minus Story aber doch eine dramatische Verbesserung war. Ein weiteres Bandmitglied später waren sie plötzlich nahe dran am Sound, der ihnen vorschwebte. Sie brauchten jetzt nur noch: Zeit.
Mit "My ion truss" erreichen wir die Gegenwart und hören eine Platte, die sich den Pop auf ähnliche Weise vorknöpft, wie das bekannteste Großraumprojekt jenseits der nächsten nördlichen Staatsgrenze. In "Aaron" ist es die gleiche Selbstverständlichkeit, mit der aufgestachelte Free-Jazz-Bläser einem Gitarrenrocksong in den Rücken fallen dürfen. Für den fachmännisch hochgezogenen Bauarbeiter-Pop von "Battle of our lives" wurde dieselbe Gemütlichkeit bemüht, mit der auch bei Broken Social Scene immer wieder weit und tief greifende Themen verhandelt werden. Und doch ist man weit davon entfernt, Minus Story daraus einen Vorwurf stricken zu wollen. Sie machen das schließlich schon seit sieben Jahren so, sie sind schon beim dritten Album angekommen.
Die beiden davor hatten sich durch eine merkwürdige Faszination mit Geistern, der Totenwelt und allem, was sonst noch damit zusammenhängt, ausgezeichnet; den zugehörigen, angenehm dilettantisch aufgetürmten Sound nannten Minus Story achselzuckend "wall of crap". "My ion truss" nun ist aufgeräumter und bodenständiger, hat für klassisch konstruierte Songs und Strophe-Chorus-Strophe-Schemata aber weiterhin nichts als Ohrfeigen übrig. Die Platte zerfällt in zwei Teile: eine angriffslustige, quirlige erste und eine vorbildlich auslaufende, ordentlich aufgestellte zweite Hälfte. Minus Story brauchten das vielleicht, um nicht den Überblick zu verlieren oder außer Atmen zu kommen. Von einem eigennützigen Hörerstandpunkt aus hätte man sich jedoch beinahe gewünscht, sie wären diese gute halbe Stunde komplett durchgesprintet.
Highlights
- Aaron
- Stitch me up
- Battle of our lives
- Beast at my side
Tracklist
- In line
- Aaron
- Stitch me up
- Battle of our lives
- Beast at my side
- The way beyond
- Parachute
- Mama Mama
- Pretty in the light
- Miles and miles
Gesamtspielzeit: 33:59 min.
Referenzen
Broken Social Scene; Kevin Drew; The Flaming Lips; Mercury Rev; Super Furry Animals; Apostle Of Hustle; The Most Serene Republic; Architecture In Helsinki; Islands; Of Montreal; Shapes + Sizes; +/-; Thee More Shallows; Donderevo; Girls In Hawaii; The Unicorns; Grandaddy; Pavement; Stephen Malkmus; The Besnard Lakes; The Olivia Tremor Control; The Microphones; The Dismemberment Plan; Brian Eno; Roxy Music; The Zombies; The Beach Boys
Surftipps
- http://www.minus-story.com/
- http://www.jagjaguwar.com/artist.php?name=minusstory
- http://www.myspace.com/minusstory
- http://www.lawrence.com/bands/minus_story/
- http://sixeyes.blogspot.com/2005/09/minus-story-interview-mo ve-music.html
- http://www.cokemachineglow.com/feature/interview/minusstory. html
- http://www.scenepointblank.com/features/124
- http://betterpropaganda.com/home_page.asp?more=372
- http://en.wikipedia.org/wiki/Minus_Story