Amy Winehouse - Back to black
Island / Universal
VÖ: 15.06.2007
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Schuld und Sühne
"Hallo! Plattentests.de? Aufwachen! Gestern Nacht schon wieder vollstrahlig versucht, die Akkus aus dem Wecker in den MP3-Player zu drücken? Danach irgendwo zwischen Hocke und doppeltem Rittberger (oder war's Whiskey?) weggepennt und sich alle Erinnerungen auf einmal aus dem Weg geträumt? Dann aber zack, zack, raus aus den Federn! Und als allererstes pronto die Rosenhecke um das Platten-Archiv mit der Motorsäge kleingehauen."
"Mmmnjaaaa, is' ja gut. Keine Hetze. Wie spät ist es denn überhaupt? Oh, mein Gott! Uns fehlen drei Monate!"
Richtig. Denn da war doch noch was, im März dieses Jahres. Amy Winehouse zum Beispiel und ihr brillanter Zweitling "Back to black". Haben wir verpennt, haben wir verdaddelt, haben wir "was auch immer". Jedenfalls zieht seither eine steife Brise der Scham durch die Redaktionsflure. Gott sei Dank hatte die Platten-Firma ein Einsehen und liefert nun eine Sonderedition dieses Krachers nach. Zeit, die allein deshalb etwas verkorkste Rückrunde doch noch versöhnlich abzuschließen. Denn was war das bitte schön für eine unglaublich frische halbe Stunde, die Winehouse mit "Back to black" vorgelegt hat?
Diese so wohltuend nichttimbalandschen Rhythmen, die dennoch voranrollen, als gäbe es nicht mal den kleinsten Gedanken an Zurückhaltung. Die im vollsten Saft stehende Instrumentierung, die ihre Soulbläser, Kontrabass- und Streicherfiguren genau da platziert, wo der kühle Beat sie haben muss. Dann die Arrangements, die prompt auf dem Liebeshügel parken, wo verschreckte Motown-Peticoats zur Prom-Night vorm schwarzen Mann gewarnt werden. Und dann die Art und Weise, wie selbst dieser Boogie-Man, einmal hervorgesprungen und des Trenchcoats entledigt, von Winehouse am "Schlafittchen" gepackt und durch ihre Plattensammlung gezerrt wird.
Wo es erst richtig zur Sache ging: Ray Charles, Ella Fitzgerald, Bobby Womack. "Back to black" präsentiert das gesamte Omablatt an Hochglanzunterhaltung, führt es allerdings ebenso durch mindestens zwei Jahrzehnte Club-Kultur an der Nase herum. All das annektiert Winehouse derart offensiv und mit zerschundenem Leben in der Stimme, dass auch die gleich noch zu einer tiefen Verbeugung vor ihren Einflüssen wird. Und man glauben möchte, TripHop sei in den spielfreudigen Sechzigern erfunden worden.
So viel sei hinterher geschickt zu "Back to black", auf dem wirklich jeder Song ein Feger ist. Etwas kniffliger kommt der erwähnte Bonus daher, der fünf Stücke aus ihrem Auftritt in der Berliner Kalkscheune dokumentiert und das Album somit gerade mal auf LP-Länge pimpt. Natürlich gibt sich Winehouse hier nicht die kleinste Blöße. Und mit "Valerie" ist sogar noch ein Zutons-Cover verewigt worden. Das war es aber auch schon an Bemerkenswertem. Wir Nutznießer der zweiten Chance sollten darüber aber wahrlich nicht meckern.
Vielmehr sollten wir froh sein, denn Winehouse kann auf "Back to black" sehr viel und noch einiges mehr. Zwischen dem ausgeträumten Traum antiautoritärer Differenz und dem denkfaulen Vorwurf alles gleich machender Popkultur hat sie ihren Platz. Dort glänzt ihre Musik. Und rülpst auch mal kräftig, nach dem einen Drink zuviel. Apropos: jetzt schnell wieder ab in den Dornröschenschlaf der Selbstgerechten. Weckt uns, wenn der Zauber von "Back to black" verflogen ist. Und dann: happy new 2035 Euch allen.
Highlights
- Rehab
- You know I'm no good
- Back to black
Tracklist
- Rehab
- You know I'm no good
- Me & Mr. Jones
- Just friends
- Back to black
- Love is a losing game
- Tears dry on their own
- Wake up alone
- Some unholy war
- He can only hold her
- Rehab (Live at Kalkscheune Berlin)
- Love is a losing game (live at Kalkscheune Berlin)
- Tears dry on their own (live at Kalkscheune Berlin)
- Take the box (live at Kalkscheune Berlin)
- Valerie (live at Kalkscheune Berlin)
Gesamtspielzeit: 49:34 min.
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Rote Arme Fraktion Postings: 4239 Registriert seit 13.06.2013 |
2019-05-01 08:57:54 Uhr
Deluxe Edition ist jetzt im Angebot bei Amazon als Doppelvinyl. |
Marianne |
2009-07-24 21:03:13 Uhr
Rehab 10/10You Know I´m No Good 10/10 Me & Mr Jones 8/10 Just Friends 7.5/10 Back To Black 10/10 (Ein Jahrhundertsong. Geweint.) Love Is A Losing Game 8/10 Tears Dry On Their Own 8/10 Wake Up Alone 8/10 Some Unholy War 8/10 He Can Only Hold Her 9/10 8/10 Besser als Rockferry. Defintiv. |
Dan |
2008-12-13 12:24:19 Uhr
"Rockferry" war insgesamt ruhiger, hatte nicht derlei Granaten zu bieten wie "Mercy" oder das neue "Rain On Your Parade" |
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2008-12-13 11:58:57 Uhr
Rockferry war besser. |
Piepi |
2008-12-13 11:45:38 Uhr
Sie müsste überhaupt mal wieder was aufnehmen. Aber stimmt schon, wobei ich das Debut noch einen Ticken mehr mag. |
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Referenzen
Nikka Costa; Joss Stone; Macy Gray; Mary J. Blige; Lily Allen; Erykah Badu; Lizz Wright; Imani Coppola; Nelly McKay; Lauryn Hill; The Fugees; Neneh Cherry; Mark Ronson; M.I.A.; U.N.K.L.E.; Portishead; Tricky; Morcheeba; Massive Attack; Soul II Soul; DJ Shadow; Kid Loco; DJ Krush; Missy Elliott; The Slits; The Supremes; Gladys Night; Stevie Wonder; Marvin Gaye; The Four Tops; The Marvelettes; The Temptations; The Primettes; Womack & Womack; Brenda Hollaway; Diana Ross; Gloria Gaynor; Donna Summer; Grace Jones; Malia; Ella Fitzgerald; Sarah Vaughan; Betty Carter; Peggy Lee; Aretha Franklin; Ray Charles; Billie Holiday; Frank Sinatra; Louis Armstrong; Jerry Lee Lewis
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