Tom McRae - King of cards
V2 / Rough Trade
VÖ: 22.06.2007
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Gestern wie heute
Wie Tom McRae den James-Blunt-Ähnlichkeits-Wettbewerb verlor? Mit dem Lied "One Mississippi" von seiner neuen Platte "King of cards", für das er extra so sang, als hätte ihm jemand eins dieser Milchaufschäumdinger in den Rachen gesteckt. Es sollte aber trotzdem nicht sein: Das Latte-Macchiato-Timbre klang nicht lauwarm genug, der Song war nicht ausreichend beknackt geraten, und ein Video, in dem sich McRae erst bis auf den Schlüpfer auszieht und dann vom Ende der Welt stürzt, wollte auch lieber niemand drehen. Man muss sich also schlicht damit zufrieden geben, dass er nun wieder da ist - nach zwei Jahren und in einer Musiklandschaft, die allein in diesem Zeitraum mehrmals auf falschrum gekrempelt wurde. Die Sache der Songwriter gegen solche Probleme: ihre klassisch geschulten Lieder, das Gebot der Zeitlosigkeit.
In diesem Sinn: "King of cards" hätte 1975 genauso wie 2007 erscheinen können. Es hätte damals genauso wenige Leute interessiert wie heute, und es wäre damals schon eine genauso große Schande gewesen. Die Ausrichtung ist eher Pete Yorn als Elliott Smith, aber man hört McRae trotzdem mehr denn je an, welche Strapazen er auf sich nimmt, um nicht bloß wie der nächste Wandervogel mit Akustikgitarre zu klingen. Das galoppierende Schlagzeug des ohnehin schon sehr zügigen "Bright lights" wird in der dritten Minute von einer agilen Geige eingefangen. Ein Kindergeburtstag bleibt aber selbst diese Verfolgungsjagd, wenn sie neben den Aufwand von "Keep your picture clear" gestellt wird. Fingerschnipsen, Kontrabass, belegte Stimme, schwer schluckende Backgroundvocals, Explosion, Wüstenmundharmonika, E-Gitarre, Abgang. Undsoweiterundsofort.
Zum Glück scheint McRae selbst in diesem ungewöhnlich kühlen Stück zu wissen, was er mit "King of cards" vorhat. Die Platte wächst an ihren eigenen Ambitionen, montiert unter erneut großen Anstrengungen den verzwickten Rhythmus von "On and on" auseinander und ist sich auch nur selten zu schade, um im richtigen Moment doch wieder die einfachste Idee für die beste zu halten. Es hilft dabei, dass McRae ein gutes Stück entgegenkommender klingt als auf Vorgängern wie "Tom McRae", die alte Verzweiflung überwunden hat oder zumindest besser zu betäuben versteht. "Daylight splits the room" lauten seine Begrüßungsworte. Man kann ihm danach 45 Minuten lang dabei zuhören, wie er das Rollo zu seiner Seele hochzieht.
Highlights
- Set the story straight
- Bright lights
- Keep your picture clear
- On and on
Tracklist
- Set the story straight
- Bright lights
- Got a suitcase, got regrets
- Keep your picture clear
- Houdini and the girl
- Sound of the city
- On and on
- Deliver me
- One Mississippi
- The ballad of Amerlia Earhart
- Lord, how long?
Gesamtspielzeit: 43:28 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Editor |
2007-07-15 22:25:09 Uhr
endlich angekommen. freu mich jetzt aufs reinhören. |
The Triumph of Our Tired Eyes |
2007-05-17 16:27:48 Uhr
Ich habe sie jetzt im Original. Die Platte ist einfach nur wunderschön. Wieder einige sehr gute Balladen, schöne Midtempo-Songs und zuhauf schöne Arrangements. Sehr empfehlenswert... |
Greylight |
2007-04-23 20:38:03 Uhr
Also mir gefallen die ganzen STricher und BläserIst zwar ein bißchen sehr platt, aber musste trotzdem kurz schmunzeln: Dir gefallen also die ganzen Stricher und Bläser? ;-) Ansonsten halte ich Tom McRae für einen passablen Songwriter. Das selbstbetitelte Album ist ziemlich gelungen und ich höre es mir von Zeit zu Zeit gerne mal an. Meine Mutter wollte ja gerne ein Album von ihm, nachdem wir ihn als Voract vor Tori Amos gesehen hatten. Mehr von ihm brauche ich dann allerdings doch nicht. Obwohl er schon überdurchschnittlich gut ist, ist mir das Ganze dann doch zu wenig besonders und nicht reizvoll genug. |
The Triumph of Our Tired Eyes |
2007-04-23 19:44:28 Uhr
Okay, war ein komischer Kommentar, aber wächst gerade unheimlich. Wieder ein wunderschönes Werk, von einem viel zu wenig beachteten Künstlers. |
The Triumph of Our Tired Eyes |
2007-04-23 14:36:51 Uhr
Muss sagen, dass der wieder ein tolles Werk abgeliefert hat. Bisschen pompöser und orchestraler als die letzten Werke. Immer noch schöne Melodien, aber doch sehr durchproduziert und durchwachsen. Also mir gefallen die ganzen STricher und Bläser |
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Referenzen
Pete Yorn; Howie Day; Pete Murray; John Mayer; Duncan Sheik; James Blunt; David Gray; Daniel Powter; Josh Rouse; Aqualung; Unbelieveable Truth; Arid; Starsailor; Magnet; Kristofer Åström & Hidden Truck; Christian Kjellvander; Thomas Dybdahl; Roman Fischer; Maximilian Hecker; Snow Patrol; Damien Rice; Jeff Buckley; Jim White
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