Kristofer Åström - Rainaway town

Startracks / V2 / Rough Trade
VÖ: 22.06.2007
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Schauergeschichten
Manchmal, wenn die Sterne günstig stehen, mutieren Rezensenten ganz unbemerkt zu Wahrsagern. So geschah es auch vor gut zwei Jahren, als "So much for staying alive" hier auf dem Schreibtisch lag und folgende - zugegebenermaßen nicht ganz unpathetischen - Worte um sich scharte: "Es ist spät, weit nach Mitternacht. Draußen versucht ein Regenguss in Sturmbegleitung, das explosive Schweigen der Dunkelheit zu brechen. Irgendwo im renovierungsbedürftigen Souterrain eines unscheinbaren Hauses stehen Kristofer Åström und seine Band Hidden Truck mit ihren Instrumenten." Und nun liegt Åströms sechstes Album auf demselben Schreibtisch und heißt "Rainaway town". Das kann doch kein Zufall sein.
Kristallkugel-Skeptiker würden vermutlich entgegnen, dass es bei Åström ja ohnehin immer um brechende Dämme geht. Darum, tosende Fluten zu bezwingen und trotzdem niemals ein Sandsack-Hochstapler sein zu wollen. "If it's gonna happen / Why does it have to happen to me?" Erste Worte, die versichern, dass sich daran auch auf "Rainaway town" nichts geändert hat. Und doch ist einiges anders geworden: Der Schwede hat sein Einödendomizil gegen eine Stadtresidenz in Göteborg eingetauscht und diese kolossal verregnete Stadt zum inoffiziellen Taufpaten seines neuen Werkes erklärt. Seine Begleitband Hidden Truck wurde zwar fortgespült und durch drei neue, weitgehend unauffällige Mitmusiker ersetzt - Kristofer Åström ist aber trotzdem ganz der Alte geblieben: halb begossener Pudel, halb schlauer Fuchs. Beides mit ganzem Herzen.
"Rainaway town" ist - vielleicht als letzter Gruß an das Landleben - so was wie ein Countryalbum geworden. Und obwohl Åström neue Stahlsaiten aufgezogen hat und direkt mit dem fluffigen Opener "Conjure me" dem Schicksal ordentlich die Sporen gibt, erinnert er sich hin und wieder gerne an die liebliche Intimität von "Loupita". Wie bei "All in", einem betörend leisen Duett mit Maria Taylor. "Just a little insane" hingegen könnte aus Jeff Lynnes Soufflé-Küche stammen und ist das beste Beispiel für Åströms neu entflammte Melodieseligkeit. Die klingt einerseits wunderbar unkompliziert, andererseits aber auch gelegentlich ein wenig spröde.
Dramatisch pulsierend erzählt "The dark" die Chronologie eines Schiffbruchs und wirft bis zum rettenden Schlussakkord den Optimismus über Bord. Wenn es nicht gerade um Wasserfluten geht, dann aber wenigstens um maßlos strömenden Alkohol: "Heavy on the drinks" expandiert zu seinem sechsminütigen Lamento, während "A little out of tune" fröhlich beschwipst das Leergut in die Jukebox wirft und seinen Pfand in Form eines Handclap-Party-Refrains zurückbekommt. "Fallen" ist schließlich die große Candlelight-Country-Ballade, die zum Engtanz in den Heustadel lädt. Manchmal, wenn die Sterne günstig stehen, lugt inmitten der grauen Regenwolken eben doch etwas Blau hervor. Und die Erkenntnis, dass Musik immer noch der beste Regenschirm der Welt ist.
Highlights
- Conjure me
- All in
- A little insane
- Fallen
Tracklist
- Conjure me
- The dark
- All in
- Just a little insane
- A little out of tune
- Fallen
- It's the way
- Heavy on the drinks
- Blacked out
- Not cool again
Gesamtspielzeit: 43:24 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Konsum |
2007-09-05 09:44:59 Uhr
Okay, ich war diesmal etwas spät dran, aber nun hab ich sie auch. Und trotz der, sagen wir mal, durchwachsenen Reaktionen, auch hier im Forum, gefällt sie mir sehr.Klar, etwas poppiger und wesentlich positiver in der Grundstimmung, aber überraschenderweise gefällt mir das gut. "Conjure me" oder "Just a little insane" machen richtig Spass. "All in" ist natürlich der Höhepunkt, ein Riesending. Auch "Heavy on the drinks" und "I got me drinking again" zähle ich zu den Highlights. Klar, keine Überplatte (Wird die von Aström überhaupt nochmal kommen?), aber eine ziemlich gute Scheibe, die viel Spass macht. |
Mixtape |
2007-06-23 22:16:39 Uhr
Es gibt Tourdaten:2007-09-09 Berlin (D) – Lido 2007-09-10 Hamburg (D) – Knust 2007-09-11 Cologne (D) – Prime Club 2007-09-12 München (D) – Atomic Café 2007-09-13 Bern (CH) – ISC 2007-09-14 Luzern (CH) – Boa bar 2007-09-15 Kiff (CH) – Aarau 2007-09-16 Frankfurt (D) – Tba |
Mixtape |
2007-06-22 13:32:42 Uhr
Die bei der Tracklist auf dem Backcover auch noch vertauscht sind, wie ich gerade feststelle. |
Mixtape |
2007-06-22 13:30:35 Uhr
Auf dem Album, vielleicht auch nur der deutschen Version, sind zwei Songs mehr drauf, als hier und anderswo angegeben, "Painkiller" und "I got me drinking again". |
Reineke |
2007-06-17 01:37:14 Uhr
Gute Texte sind einfach... |
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Referenzen
Jason Collett; Christian Kjellvander; Fionn Regan; Björn Kleinhenz; Tiger Lou; Nicolai Dunger; M. Hederos & M. Hellberg; Logh; Sparklehorse; Red House Painters; Elliott Smith; Grant Lee Buffalo; Turin Brakes; Nick Drake; Songs:Ohia; Bonnie 'Prince' Billy; St. Thomas; Britta Persson; Kings Of Convenience; Traveling Wilburys; Tom Petty; The Band; Tom McRae; I Am Kloot; Unbelievable Truth; Onelinedrawing; Damien Rice; Ryan Adams; Pelle Carlberg; Tim Buckley; Tim Hardin; Neil Young; John Denver; Bob Dylan; Boy Omega; Fireside
Surftipps
- http://www.kristoferastrom.com/
- http://www.myspace.com/kastrom
- http://de.v2music.com/site/act.asp?id=35
- http://www.startracks.se/bandinfo.asp?ID=12
- http://www.popcultures.de/show_review_magazine.php?review=22
- http://www.crazewire.de/interviews.php?ident=984
- http://www.laut.de/wortlaut/artists/a/astroem_kristofer/inde x.htm
- http://www.immergutrocken.de/kristofer.html
- http://www.visions.de/artists/503/Kristofer-Astrom
- http://www.intro.de/artist/Kristofer+Astr%F6m
- http://www.youtube.com/results?search_query=kristofer+astr%C 3%B6m&search=
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