Suzanne Vega - Beauty & crime

Blue Note / EMI
VÖ: 08.06.2007
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10

Die Stadtschreiberin
Suzanne Vega ist New Yorkerin. Man weiß, was das für Musiker bedeutet, die sich um die Befindlichkeiten und Geschehnisse um sie herum kümmern. Doch statt eines allzu bestürzten Verarbeitungsschnellschusses hat sich Vega viel Zeit gelassen, um sich den Zahlen 9 und 11 zu nähern. Und sich dann dazu entschlossen, lieber die Menschen und ihre Beziehungen erzählen zu lassen. Das war schließlich schon immer ihre Stärke. New York braucht keine weitere Betroffenheit.
Also plaudern die Songs von "Beauty & crime" von ganz normalen Leuten, die alten Graffitis nachtrauern, den Müll wegkehren oder einfach nur die Straßen zwischen Upper West Side und Lower East Side entlang spazieren. Menschen, die nicht jugendfreie Träume haben. Menschen, die in der Vergangenheit stecken geblieben sind. Menschen, die vor dem Straßenlärm in die höheren Etagen der Wolkenkratzer fliehen. Das Leben hat ihnen allen kleine und große Narben verpasst. "The way of the world / Has taken its toll / Ravaged my body / Bitten my soul." Das muss nicht einmal etwas mit zwei entführten Flugzeugen zu tun haben.
Dass Vega mit ihrem siebten Studioalbum beim ehrwürdigen Jazzlabel Blue Note untergekommen ist, hört man "Beauty & crime" nur selten an. Gelegentliche Streicherwanderungen und verträumte Bläser sind eher Applikation als Grundierung. Sanfte Akustikgitarren prägen weiterhin die Songs. Die elektrische Verstärkung von Lee Ranaldo (Sonic Youth) oder Tony Shanahan (Patti Smith Group) fügt sich folgsam ins Bild. KT Tunstalls Beigesang im Opener "Zephyr & I" und der Single "Frank & Ava" fällt genauso wenig weiter auf wie das eben dort versteckte Lou-Reed-Zitat. Denn es ist vor allem Vegas unaufdringlicher Vortrag, der in den elf Kleinodien alle Intensität ausmacht.
Auch die Melodien passieren wie beiläufig. Doch gerade das ist der Kniff, wie damals bei den großen Hits "Luka" oder "Tom's diner". Das faszinierende "Bound" holt sich seine Kraft aus der Resignation. "Ludlow Street" träumt sich in die gute, alte Zeit zurück und weiß doch genau um die Realität. Und wenn Vega in "New York is a woman" ihre Heimatstadt vermenschlicht, nein, sogar verweiblicht, wird dieses urbane Ungetüm sogar richtig lebendig. "You were impressed with the city so undressed / You had to go out cruising all the bars." Denn genau dort trifft man auf all die Sorgen und Hoffnungen, die so viel realer sind als überinszenierte Traumata.
Highlights
- Ludlow Street
- New York is a woman
- Bound
Tracklist
- Zephyr & I
- Ludlow Street
- New York is a woman
- Pornographer's dream
- Frank & Ava
- Edith Wharton's figurines
- Bound
- Unbound
- As you are now
- Angel's doorway
- Anniversary
Gesamtspielzeit: 34:18 min.
Referenzen
Kathryn Williams; Rachel Goodwin; Penelope Houston; Joni Mitchell; Rickie Lee Jones; Laura Nyro; k.d. lang; Carole King; Carly Simon; Eleni Mandell; Ani DiFranco; Beth Orton; Lily Holbrook; KT Tunstall; Laura Veirs; Leona Naess; Fiona Apple; Norah Jones; Katie Melua; Feist; Martha Wainwright; Michelle Shocked; Fairground Attraction; Tracy Chapman; Jane Siberry; Indigo Girls; 10,000 Maniacs; Natalie Merchant; Heather Nova; Kristin Hersh; Shawn Colvin; Aimee Mann; Kate Bush; Lisa Germano; Rosie Thomas; Sarah McLaughlin; Paula Cole; Nerina Pallot; Carla Bruni; Katharina Franck; Ezio; Paul Simon; Lou Reed
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