Ayreon - The dream sequencer
Transmission / Point
VÖ: 22.05.2000
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Die Zeitmaschine
Ayreon sind in den Niederlanden richtig groß. Das Vorgängeralbum "Into the electric castle" schaffte es bis in die dortigen Top 40, und das bei einem überaus verzwickten textlichen und musikalischen Konzept, das weiß Gott nicht massentauglich ist. Nun hat sich Mastermind Arjen Lucassen (in den 80er Jahren Gitarrist bei Vengeance) an sein Opus Magnum gewagt und zwei voneinander fast komplett unabhängige Konzeptalben veröffentlicht. "The Dream Sequencer" ist der erste Teil und bedient die Freunde von athmospärischen, synth-lastigen Klängen, wohingegen der zweite Teil der Geschichte, "Flight of the migrator", mit härteren Geschützen aufwarten kann. Wie üblich hat sich Mijnheer Lucassen dazu wieder eine illustre Schar von Gastmusikern ins Studio eingeladen, die - um es vorwegzunehmen - ihr Scherflein zum Gelingen dieses Albums beitragen.
Die Story stellt eine Art Zeitreise dar. Der Protagonist gehört zu den Glücklichen, die während einer globalen Katastrophe auf der Erde zufällig mit der Kolonialisierung des Mars beschäftigt waren, und fristet im frühen 22. Jahrhundert ein ziemlich einsames Dasein. Da alle Vorräte aufgebraucht sind, haben seine Kolonialgenossen bereits das Zeitliche gesegnet. Um jetzt die Zeit bis zu seinem Ableben ein wenig erträglicher zu gestalten, unternimmt er ein paar Zeitreisen mit dem "The dream sequencer", einer Maschine, die mittels Hypnose ihren Benutzer in seine früheren Leben reisen läßt. Jede Episode dieser Reise stellt einen Song auf diesem Album dar, und jeder der SängerInnen übernimmt eine Rolle in der Geschichte.
Zunächst unternimmt unser namenloser Held eine Zeitreise in seine Kindheit (grandios dargestellt von Tiamat-Kopf Johan Edlund), bevor es ihn nacheinander zur Live-Übertragung der Mondlandung, ins Atelier von Rembrandt, ins elisabethanische England und weiter ins 6. Jahrhundert verschlägt. Dort tritt er in Gestalt von Ayreon auf, der Figur, die in der Story des Debütalbums "The final experiment" den Weltuntergang voraussah. Weiter geht's schließlich bis hin zu dem Moment, als der erste Mensch erkennt, daß man die Arme nicht notwendigerweise zum Gehen benutzen muß.
Soviel zur Geschichte, aber die Musik? Sie ist ein absoluter Leckerbissen für alle Prog-Fans. Alle Songs werden von einem fantastischen Synth-Teppich begleitet, der mal an Pink Floyd zu Zeiten von "Wish you were here", und mal an Jean Michel Jarre erinnert. Die Sangeskünstler stehen dem in nichts nach. Fast alle, mit Ausnahme der unseligen und in meinen Augen völlig überbewerteten Lana Lane, liefern hervorragende Leistungen ab. Darüber noch herausragend sind der bereits erwähnte Johan Edlund, die erst 16jährige Jacqueline Govaert (Krezip) und natürlich der Kopf der einzig wahren Yes-Nachfolger Spock's Beard, Neal Morse.
Fazit: Ein phantastisches Album, das sich am besten über Kopfhörer bei einem guten Rotwein genießen läßt. Einen Abzug gibt's nur für die grottenschlechte Miss Lane. So aber bleibt festzuhalten, daß dieses Album eventuell haarscharf an der Zielgruppe vorbeilaufen könnte, da hier z.B. Gitarren absolute Mangelware sind. Für Proggies ist "The dream sequencer" trotzdem ein absoluter Pflichtkauf, aber auch Indie-Fans mit einem niedrigen Tellerrand sollten ruhig mal über denselben schauen und zumindest mal reinhören.
Highlights
- My house on Mars
- Temple of the cat
- The first man on Earth
Tracklist
- The dream sequencer
- My house on Mars
- 2084
- One small step
- The shooting company of Captain Frans B. Cocq
- Dragon of the sea
- Temple of the cat
- Carried by the wind
- And the druids turn to stone
- The first man on Earth
- The dream sequencer reprise
Gesamtspielzeit: 70:14 min.
Referenzen
Pink Floyd; Yes; Spock's Beard; Jean Michel Jarre; Tangerine Dream
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